Bochum. „Jede Fläche, die sich bietet, wird genutzt“, sagt Straßen-NRW über Graffiti-Sprühereien an Straßen. Die meisten Motive werden nicht entfernt.
Tausende Verkehrsteilnehmer, die täglich über den Nordhausenring fahren, springt es am Fahrbahnrand in die Augen: An Bochums größtem Wohnbauprojekt Ostpark in Altenbochum haben Monteure im Auftrag der Stadt Bochum und seines Dienstleistungspartners NRW Urban eine große Lärmschutzwand hochgezogen. Doch kaum war sie fertig, kamen Graffiti-Sprayer und drückten kräftig auf die Tube.
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Die einen finden das cool, die anderen hässlich wie die Nacht, denn ein künstlerischer Anspruch der Sprayer wie bei legalen Street-Art-Projekten ist nicht erkennbar. In der Nacht müssen die Sprayer auch gearbeitet haben, sonst wären sie sicher entdeckt worden.
Lärmschutzwand ist 330 Meter lang und bis zu vier Meter hoch
Die Lärmschutzwand am autobahnartigen Nordhausenring wurde Ende 2024 gebaut. Bis auf einige Restarbeiten ist alles fertig. Sie ist nach Auskunft von NRW Urban rund 330 Meter lang und bis zu vier Meter hoch. Errichtet wurde sie auf einem 430 Meter langen und bis zu 4,50 Meter hohen Erdwall, der das Wohngebiet ebenfalls vor dem Verkehrslärm des Rings schützen soll.
Die Graffiti-Sprühereien an der Lärmschutzwand sind alles andere als ein Einzelfall. Auch an zahlreichen anderen Schutzwänden im Bochumer Straßennetz haben Graffiti-Sprüher ihre Motive und Signaturen (so genannte Tags) präsentiert.
Illegales Besprühen ist Straftat – eine Sachbeschädigung
„Leider kommt es häufig vor, dass unsere Lärmschutzwände mit Graffiti beschmutzt werden“, sagt Anton Kurenbach, Sprecher der Autobahn Westfalen. „Wenn die Sprayer auf frischer Tat ertappt werden, zeigen wir dies auch an. Grundsätzlich ist das Besprühen von Lärmschutzwänden oder Tunnel-Bauwerken eine Straftat.“ Eine Sachbeschädigung.
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Besonders betroffen seien die Stellen, die sich leicht erreichen lassen, beispielsweise in der Nähe von Brücken oder Auffahrten.
Erwischt werden die Sprayer aber nur selten, denn Videoüberwachungen gibt es an Lärmschutzwänden fast nie. Zudem sind die Täter oft wegen Kapuzen schlecht oder gar nicht zu erkennen. Mitunter gehen sie ein hohes Risiko ein, weil sie – wie am Ostpark – auf Steilhänge steigen oder sogar auf Schilderbrücken über Autobahnen klettern.
Nur strafbare Schriftzüge werden entfernt
Beseitigt werden die Sprühereien aus Kostengründen nur unter ganz bestimmten Bedingungen. „Leider ist das Entfernen der Graffiti oft nicht nachhaltig erfolgreich, da die Sprayer eine gerade gesäuberte Wand sofort wieder zuschmieren“, erläutert Kurenbach. „Deshalb werden Graffiti in der Regel nicht kurzfristig entfernt. Eine Ausnahme sind jene Graffiti, die volksverhetzend oder verfassungsfeindlich sind.“ In diesen Fällen würden Spezialfirmen beauftragt, die Wände zu säubern.
Die Kosten kann der Autobahnsprecher nicht beziffern, da diese je nach Ort, Material und Umfang variieren.
Legale Graffiti werden Kunstwerke
In Bochum gibt es auch Wände, die legal mit Graffiti besprüht werden dürfen. Dort sind richtige Kunstwerke entstanden.
Etwa an der Schattbachstraße unterhalb der Brücke Wittener Straße (nur die Ostseite) und in der Fußgängerunterführung Universitätsstraße in Höhe Auf dem Alten Kamp.
Auch für Straßen-NRW, die die Landesstraßen betreuen, sind Graffiti „immer wieder ein Thema“, wie Pressesprecherin Petra Vesper sagt. „Jede Fläche, die sich bietet, wird genutzt.“ Auch Straßen-NRW entfernt die Sprühereien nur dann, wenn sie volksverhetzend, rechtsextrem oder sexistisch sind. Ansonsten gilt: „Wenn kein Verursacher bekannt ist, verbleiben die Graffiti.“ Denn: Ohne Täter kein Schadenersatz. Zu den Sachkosten kommt auch noch der Verwaltungsaufwand hinzu.
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Ab und zu werden Graffiti-Sprayer aber eben doch auf frischer Tat erwischt. Dann werden ihnen die Kosten in Rechnung gestellt. Die gehen locker ins Vierstellige. Wenn zur Ergreifung der Täter auch noch ein Hubschrauber eingesetzt wird, wie es die Bundespolizei schon mal tut, könnten die Kosten nochmal kräftig steigen.