Bochum. Kaputte Grablampen, umgestoßene Bank und Erdhaufen: Ein schockierendes Bild für Helmut Rechner auf einem Bochumer Friedhof. Was dahinter steckt.
Es war ein „Trümmerfeld“, das sich vor Helmut Rechner auftat, als er an Heiligabend das Grab seiner Tante auf dem Bochumer Hauptfriedhof besucht hat. Vasen und Grablichter lagen zerstreut über das Gräberfeld, zum Teil waren sie zerbrochen. Erdhaufen liegen herum, über ein Grab liegt ein abgebrochener Baum, eine Bank ist umgestürzt. „Das sieht aus wie Vandalismus“, sagt Rechner.
Für den Bochumer wirkt es so, als seien Steine, Erde und Vasen willkürlich herausgebrochen worden. „Als wäre jemand mit dem Vorschlaghammer hier durchgegangen und hätte die Sachen von den Gräbern gekloppt“, sagt Rechner.
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Gräber auf dem Hauptfriedhof in Bochum: Ruhezeiten sind abgelaufen
Was für den Bochumer wie Vandalismus wirkt, hat einen bestimmten Grund: Die Gräber werden eingeebnet. Das hat die Stadt Bochum mit einem Schild angekündigt, das seit Dezember 2023 auf dem Gräberfeld des Bochumer Friedhofs steht.
Auf dem Schild heißt es: „Die Ruhezeiten der Grabstätten auf diesem Gräberfeld laufen Ende des Jahres aus. Das Gräberfeld wird somit abgeräumt werden.“ Dass die Einebnung generell ansteht, war Rechner bekannt und sei auch „vollkommen okay“. Dass diese aber plötzlich und ohne weitere Vorankündigung rund ein Jahr später gemacht wurde, schockiert den Bochumer. „Man möchte sich aber ja nochmal verabschieden – an einem ordentlichen Grab“, sagt er. Vor allem den Zeitpunkt kurz vor Weihnachten findet Rechner sehr unglücklich gewählt.
Stadt Bochum hat Einebnung „fristgerecht“ angekündigt
Stadtsprecher Peter van Dyk bestätigt, dass die Einebnung der Gräber Ende 2023 beschlossen wurde. „Es handelt sich um Reihengräber, deren Nutzungsrechte abgelaufen sind.“ Zwar seien die Angehörigen nicht direkt angeschrieben, aber über Hinweisschilder und eine Veröffentlichung im Amtsblatt fristgerecht informiert worden, so van Dyk weiter.
Dass sich die Einebnung der Gräber verzögert hat, hat einen genauen Grund: Sie sollte durch einen externen Dienstleister durchgeführt werden. „In diesem Fall führten zeitliche Einschränkungen durch den beauftragten Unternehmer zu Verzögerungen“, sagt van Dyk.
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Optisch negative Folgen sollten durch die Einebnung mithilfe von Maschinen so gering wie möglich gehalten werden. „Dennoch lassen sich, insbesondere bei schlechtem Wetter, Bodenverdichtungen oder Verschmutzungen nicht vollständig vermeiden“, sagt der Stadtsprecher. Die Gegenstände, die sich auf den Gräbern befanden, seien in den Besitz der Stadt Bochum übergegangen und entsorgt oder verwertet worden. Eine Wiederbelegung des Feldes sei nicht geplant. Es soll naturbelassen gestaltet und gepflegt werden, so der Stadtsprecher.
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Bochumer bestürzt über „Trümmerfeld auf Friedhof
Zuletzt sei Helmut Rechner Ende Oktober auf dem Friedhof gewesen, wo er zwei Gräber seit vielen Jahren pflegt. Trotz der Ankündigung der Einebnung, hat er sich weiterhin um die Gräber gekümmert – wann diese tatsächlich kommt, wusste er nicht. „Man macht ja trotzdem immer noch die Gräber fertig, bis es dann so weit ist“, sagt er. Als er an Heiligabend an die Grabstätten zurückkehrte, schockierte ihn der Anblick. „Mir standen die Tränen in den Augen. Es ist alles kaputt, alles zerstört“, sagt Rechner.
Der Bochumer hätte sich gewünscht, dass er und die anderen Angehörigen informiert werden, dass die Einebnung beginnt. Für ihn hätte dafür auch ein Aushang am Eingang gereicht oder eine weitere Information auf dem Schild, das eh schon auf dem Gräberfeld steht. „Vor allem wünsche ich mir aber“, sagt Helmut Rechner, „dass man nicht so ein Trümmerfeld hinterlässt.“