Bochum. Wenn Menschen sterben, die keine Angehörigen haben, kümmert sich die Stadt um Einäscherung und Beisetzung. Wie oft das jedes Jahr vorkommt.
Bei der Stadt heißen sie die „Unbedachten“: Menschen, die sterben, und bei denen es keine Angehörigen gibt, die sich um die Beerdigung kümmern. In solchen Fällen springe die Stadt ein, erklärt deren Sprecher Thomas Sprenger. Für die Bestattung gilt eine gesetzliche Frist: Nach dem Tod eines Menschen muss dieser binnen zehn Tagen erdbestattet oder eingeäschert werden.
- Die einen kannten ihn als Micha, andere als Mitch, und weil er früher häufig und lautstark Presley-Lieder sang, war auch „Elvis“ einer seiner Spitznamen: Michael W. war in Linden und Dahlhausen ein bekanntes Gesicht. Kein Obdachloser, aber einer, der am Rande der Gesellschaft lebte und dessen Leben sich überwiegend auf der Straße abspielte. Nun ist er gestorben und hinterlässt eine Lücke, die viele im Viertel bewegt. Lesen Sie hier die ganze Geschichte.
- In Bochum werden Spenden gesammelt. Hier können Sie sich beteiligen.
Meldet sich niemand, veranlasst die Gesundheitsamt die Einäscherung. Spätestens sechs Wochen nach dem Todeszeitpunkt muss die Urne beigesetzt werden.
In Bochum werden die „Unbedachten“ in der Regel anonym auf einem Grabfeld auf dem Zentralfriedhof beerdigt. Die Stadt geht in Vorleistung. Anschließend, erklärt Sprenger, ermittle das Sozialamt, ob es bestattungspflichtige Angehörige gibt. Laut Bestattungsgesetz NRW kommen dafür in dieser Reihenfolge in Frage: Ehegatten, Lebenspartner, volljährige Kinder, Eltern, volljährige Geschwister, Großeltern und volljährige Enkelkinder.
Einsam gestorben: Fast 190 Fälle im Jahr in Bochum
„Wenn jemand gefunden wird, der die Kosten aber nicht zahlen kann, kann er einen Antrag auf Kostenübernahme stellen“, erklärt Stadtsprecher Sprenger. Anonyme Bestattungen von „Unbedachten“ seien für die Stadt Bochum nichts Außergewöhnliches. 185 Fälle hat es nach Angaben Sprengers im vergangenen Jahr gegeben. 2023 waren es bis Ende August 139 Fälle. Heißt: Etwa jeden zweiten Tag stirbt in Bochum jemand ohne Angehörige.
Eine Spendenaktion wie für Michael W. in Linden hingegen sei die absolute Ausnahme, sagt Sprenger. In diesem Fall habe der zuständige Mitarbeiter im Gesundheitsamt bereits deutlich signalisiert, dass er dem Engagement der Bürger nicht im Wege stehen wolle: „Wenn die ihn bestatten wollen, ist das kein Problem“, sagt Sprenger, „dann wird die Urne dafür freigebeben.“