Bochum. Der Trend zur Bestattung in Urnengräbern hält auch in Bochum an. Vor allem gilt dies für Kolumbarien. Doch jetzt gab es eine Panne.

Der Trend zur Urnenbestattung, besonders in sogenannten Kolumbarien hält an. Mittlerweile sind 85 Prozent aller Bestattungen Urnenbestattungen. Doch jetzt muss die Stadt eine Panne einräumen. Auf dem Hauptfriedhof Freigrafendamm war eine solche Grabstelle abgesackt, die Anlage wurde gesperrt und es konnten dort zunächst keine weiteren Urnenbestattungen erfolgen. Jetzt liegt das Ergebnis einer Untersuchung des Rechnungsprüfungsamtes vor. Angehörige, so stellt es die CDU dar, hätten sogar neue Bestattungsorte wählen müssen. Dies weist die Stadt jedoch zurück, niemand hätte warten oder einen anderen Bestattungsort wählen müssen, so Stadtsprecher Thomas Sprenger.

CDU-Ratsmitglied Stefan Jox, zugleich der Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses, sagt: „Das war eine unzumutbare Situation für trauernde Angehörige, die mit der Beisetzung Abschied nehmen wollten“, so Jox. Die CDU hatte bereits Ende letzten Jahres auf die Situation am Hauptfriedhof aufmerksam gemacht. Damals hatte es so ausgesehen, als hätte die Baufirma nicht ordnungsgemäß gearbeitet. Dies konnte im Prüfbericht allerdings nicht bestätigt werden.

Unklarheit über Notwendigkeit von Baugenehmigungen

Der Bericht des Rechnungsprüfungsamtes listet die Versäumnisse auf. Insbesondere wurde bemängelt:

Der Technische Betrieb (Stadtamt, StA, 68) habe keinen Bauantrag für den 17. Bauabschnitt beim Bau von Kolumbarien auf dem Hauptfriedhof gestellt. Dort sollten insgesamt zwölf frei stehende Kolumbarien errichtet werden. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es auch bei weiteren Kolumbarien im Stadtgebiet nicht die eigentlich erforderlichen Baugenehmigungen gegeben habe. Im Prüfungsbericht heißt es dazu: „Das StA 68 sicherte in der Schlussbesprechung zu, dieses Versäumnis in Abstimmung mit StA 63 (Bauordnungsamt) nachzuholen.“

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Der Leiter des Bauordnungsamtes, Lutz Kelling, führte in der vergangenen Sitzung des Rechnungsprüfungsamtes jedoch aus, dass Kolumbarien im entsprechenden Paragrafen der Bauordnung gar nicht erwähnt und demnach als Grabmäler zu betrachten seien. Und die benötigten keine Baugenehmigung. Darauf habe es keinen Widerspruch in der Sitzung gegeben, so Thomas Sprenger. Es werde aber geprüft, ob Baugenehmigungen bei Kolumbarien, die direkt an Gebäuden stehen, oder bei sogenannten Hallenkolumbarien, beantragt werden müssten.

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Außerdem, so der Bericht, wurden keine Baugrunderkundungen im Vorfeld der Arbeiten veranlasst. Zu der Absenkung war es nämlich gekommen, weil sich unterhalb des geplanten Kolumbariums ein ehemaliges, bisher offenbar nicht verzeichnetes Gräberfeld befindet. Dies räumt die Stadt ein, da in diesem Fall nicht die besonderen Bodenverhältnisse berücksichtigt worden seien.

CDU spricht von „vermeidbarem Problem“

Dazu merkt Jox an: „Ein völlig vermeidbares Problem, wenn das zuständige Fachamt innerhalb der Verwaltung um Amtshilfe für die Bodenuntersuchung gebeten hätte“, so Jox. Das Tiefbauamt hätte beispielsweise alle nötigen Werkzeuge, um entsprechende Untersuchungen durchzuführen. Darüber hinaus seien seit 2006 für insgesamt 17 Bauabschnitte keine Bauanträge zur Errichtung von Kolumbarien gestellt worden, was die Panne vergrößere. „Verwaltungsintern werden die Genehmigungsverfahren jetzt nachgeholt, aber wie wäre das bei Privatleuten?“, fragt der CDU-Politiker.

Das erste Kolumbarium in einer Bochumer Kirche. 2014 wurde die frühere St. Pius-Kirche in Wattenscheid zur Begräbniskirche umgewidmet. (Archivfoto)
Das erste Kolumbarium in einer Bochumer Kirche. 2014 wurde die frühere St. Pius-Kirche in Wattenscheid zur Begräbniskirche umgewidmet. (Archivfoto) © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Insgesamt existieren derzeit auf den städtischen Friedhöfen in Hiltrop, Höntrop, Werne, Weitmar und auf dem Hauptfriedhof Freigrafendamm Kolumbarien. Auf dem Hauptfriedhof allein wurden seit 2006 insgesamt 946 solcher Urnen-Kammern angelegt. Davon seien, so der Prüfbericht mit Stand vom 31. Januar 2023, etwa 94 Prozent belegt gewesen.

Stadt sieht sich stark wandelnde Bestattungskultur

Zu den Kolumbarien auf städtischen Friedhöfen kommen die Einrichtungen, die auf kirchlichem Grund entstanden sind oder weiterhin auch entstehen. So wurde etwa die Friedhofskapelle in Stiepel so umgebaut, dass dort 254 Kammern für Urnen eingerichtet werden konnten. Ein weiteres Beispiel ist das Kolumbarium in der ehemaligen Wattenscheider Kirche St. Pius. Das frühere Gotteshaus wird bereits seit dem Jahr 2014 als sogenannte Begräbniskirche genutzt.

Die Stadt weiß, dass sich in den letzten 20 bis 30 Jahren die Bestattungskultur stark verändert hat. Vor allem gehe der Bedarf an Friedhofsflächen zurück. Eine Herausforderung sei es, Alternativen zu herkömmlichen Beerdigungen zu finden, etwa naturnahe Bestattungen.