Bochum. Lars Eidinger ist einer der bekanntesten Schauspieler des Landes. Jetzt kommt er ins Schauspielhaus Bochum – und freut sich auf die Party danach.
Letzten Monat in Shanghai, danach in Neapel, jetzt in Bochum: Lars Eidinger (48), einer der bekanntesten Schauspieler Deutschlands, kommt gut herum. Sein legendärer „Hamlet“ aus der Berliner Schaubühne bringt es mittlerweile auf fast 400 Vorstellungen in aller Welt. Zum ersten Mal im Schauspielhaus Bochum liest und singt Eidinger am Samstag, 21. Dezember, um 16 und 19.30 Uhr aus der „Hauspostille“ von Bertolt Brecht – und stürzt sich danach mitten hinein ins Bochumer Partyleben, wie er gut gelaunt in unserem Gespräch verrät.
Gastspiele in Shanghai, Istanbul und jetzt in Bochum
Ihr „Hamlet“ ist seit der Premiere 2008 mittlerweile zu einem Stück Theatergeschichte geworden. Macht Ihnen die Rolle nach so vielen Jahren überhaupt noch Spaß?
Lars Eidinger: Ja, sehr. Ich freue mich auf jede einzelne Vorstellung. Letzten Monat waren wir auf Gastspiel in Istanbul und Shanghai. Es ist schon verrückt, wenn man bis ans andere Ende der Welt fährt, und nach der Vorstellung stehen 200 Chinesinnen und Chinesen am Bühnenausgang und bitten um ein Foto oder Autogramm, weil sie jeden Film gesehen haben, den man gemacht hat. Die Schwierigkeit besteht vielmehr darin, nach so vielen Vorstellungen nicht in eine Art Spielroutine zu verfallen und sich immer wieder naiv der Geschichte gegenüber zu machen. Man muss aufpassen, dass man nicht irgendwann schlauer wird als die Figuren selbst.
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Ins Ruhrgebiet kommen Sie mit einer musikalischen Lesung aus einem eher wenig bekannten Gedichtband von Bertolt Brecht. Wie kamen Sie darauf?
Der damalige Leiter des Brecht-Festivals, Tom Kühnel, hat mich darauf gebracht. Die „Hauspostille“ ist ja eine Sammlung von Gedichten, die Brecht selbst im Laufe seines Lebens immer wieder erweitert hat. Auch ich habe mir die Freiheit genommen, sie durch Werke zu ergänzen, die mir besonders am Herzen liegen. Etwa durch den „Theaterkommunisten“ oder Texte aus „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“. Begleitet werde ich von Hans-Jörn Brandenburg, der alle deutschsprachigen Uraufführungen von Robert Wilson mit Lou Reed, Tom Waits und Coco Rosie musikalisch geleitet hat. Den Begriff „Wasserleichen-Poesie“ finde ich dafür sehr treffend
„Das ist schon eine sehr eigene, unvergleichbare Welt.“
Prägende Jahre mit Peymann und Zadek
Was können uns Brechts Stücke denn heute noch mitgeben? Manchmal scheinen sie ein wenig in Vergessenheit zu geraten.
Der Anspruch des Abends ist auch, sie wieder in Erinnerung zu rufen. Es gibt ein eher unbekanntes Werk von Brecht, das von Hanns Eisler vertont wurde: „Ändere die Welt, sie braucht es“. Da steckt alles drin. Das ist ja in gewisser Weise die Tragik eines Klassikers, dass er immer aktuell bleibt, weil er menschenimmanente Konflikte beschreibt, die wir nicht überwinden können, die den Menschen wahrscheinlich sogar ausmachen. Oder wie Brecht sagt: „Das Schicksal des Menschen ist der Mensch.“
Sie haben bislang noch nie im Schauspielhaus Bochum gespielt, oder?
Leider nein. Ich bin ja seit 1999 festes Ensemblemitglied der Schaubühne in Berlin und dem Haus immer treu geblieben. Aber das Bochumer Schauspielhaus war immer ein Sehnsuchtsort. Alleine die Jahre unter Claus Peymann und Peter Zadek, die ja für den gesamten deutschsprachigen Raum prägend waren, aus der Schauspieler wie Gert Voss hervorgingen oder die Zeit unter Johan Simons. Es hat für mich eine wahnsinnige Bedeutung, auf diesen Brettern zu stehen.
Nachts legt Eidinger als DJ in Bochum auf
Neben Theater und Film haben Sie noch eine weitere Leidenschaft: Sie legen nachts als DJ auf, gern auch in Bochum.
Das stimmt. Ich war schon zweimal als DJ im Schlegel-Club. Einmal mit DJ Hell und mit der Radio-Legende Klaus Fiehe, Ex-Bandmitglied von Geier Sturzflug. Letztes Mal hat mich mein Freund Gerrit Starczewski erst ins Ruhrstadion zum Spiel mitgenommen und dann zum Stadion-Grill mit VfL-Jesus. Das ist schon eine sehr eigene, unvergleichbare Welt. Ich kann es kaum erwarten, mich im Bermudadreieck zu verlieren.
Schauspielhaus bietet Kinderbetreuung an
Auf der Bühne, auf der Leinwand und im Fernsehen zählt Schauspieler Lars Eidinger zu den ganz Großen. Einer seiner Kino-Erfolge war die Tragikomödie „25 km/h“ mit Bjarne Mädel und Sandra Hüller. In der preisgekrönten Serie „Babylon Berlin“ ist er seit 2017 zu sehen. Im kommenden Jahr eröffnet er mit „Das Licht“ von Tom Tykwer die Berlinale.
Mit Brechts „Hauspostille“ gastiert Eidinger am Samstag, 21. Dezember, um 16 und 19.30 Uhr im Schauspielhaus. Während der Vorstellung am Nachmittag bietet das Theater eine kostenlose Kinderbetreuung an. Karten: 0234 3333 5555. Weitere Termine: am 18. Dezember in der Lichtburg Essen und am 26. Januar 2025 im Konzerthaus Dortmund.
Als DJ kommt Lars Eidinger im Anschluss an die Vorstellungen in Bochum ab 23 Uhr zur Club-Nacht in den Schlegel-Club, Willy-Brandt-Platz 5 (ausverkauft).