Bochum. Neue Marathon-Aufführung im Schauspielhaus Bochum: Der Intendant bringt „Meine geniale Freundin“ auf die Bühne. So soll die Premiere ablaufen.

Sieben Stunden lang ins Theater? Es war wohl eine der größten Überraschungen in der vergangenen Spielzeit, dass „Die Brüder Karamasow“ im Schauspielhaus Bochum beim Publikum ein solcher Erfolg wurden. Nahezu sämtliche Vorstellungen der XXL-Aufführung waren ausverkauft. Kein Wunder, dass Intendant Johan Simons jetzt Lust auf mehr bekommen hat: Auch seine kommende Premiere unter dem Titel „Meine geniale Freundin“ am 24. Januar 2025 verspricht ein ellenlanger Abend zu werden. Mit etwa sechs bis sieben Stunden sollten die Zuschauer erneut rechnen, schätzt der Intendant: „Genau wissen wir es noch nicht.“

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Premiere im Schauspielhaus Bochum dauert bis zu sieben Stunden: Nervosität kurz vor der Premiere

Dabei war die Nervosität im Haus kurz vor der Karamasow-Premiere im Oktober 2023 groß: Würde das Publikum bei diesem ausufernden Theaterschinken mitziehen? Sind sieben Stunden, die geballte Aufmerksamkeit fordern, in heutiger Zeit nicht einfach viel zu lang? Auch Johan Simons war sich während der Proben lange unsicher: „Ich habe einfach versucht, da nicht weiter drüber nachzudenken“, erzählt er. Denn kaum etwas wäre trauriger gewesen, als wenn schon die dritte Vorstellung nur vor halbleeren Rängen stattgefunden hätte – vor allem für die vielen wunderbaren Schauspieler.

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Doch das Gegenteil war der Fall. „Die Brüder Karamasow“, die Ende Juni zum letzten Mal gespielt wurden, rissen die erschöpften, aber auch begeisterten Zuschauer am Ende der siebten Stunde förmlich von den Sitzen. „Und niemand hat auf die Uhr geschaut“, strahlt Simons noch immer. Das lag vermutlich auch an der clever gebauten Inszenierung, die am Nachmittag begann und das Publikum einmal durchs ganze Haus auf beide Bühnen führte, inklusive eines gemeinsamen Abendessens im oberen Foyer.

„Die Brüder Karamasow“ war ein großer Erfolg im Schauspielhaus Bochum während der vergangenen Spielzeit. Steven Scharf, Oliver Möller, Pierre Bokma und Dominik Dos-Reis (von links) spielten in dem siebenstündigen Stück mit.
„Die Brüder Karamasow“ war ein großer Erfolg im Schauspielhaus Bochum während der vergangenen Spielzeit. Steven Scharf, Oliver Möller, Pierre Bokma und Dominik Dos-Reis (von links) spielten in dem siebenstündigen Stück mit. © Schauspielhaus Bochum | Armin Smailovic

Von diesem Treffer spürbar beflügelt, möchte der 78-jährige Intendant den Bochumern auch bei seiner nächsten Premiere einen üppigen Abend bieten. „Meine geniale Freundin“ heißt die vierteilige Romanreihe der italienischen Autorin Elena Ferrante, die zwischen 2011 und 2015 erschien und auch in Deutschland äußerst populär ist.

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Schauspielhaus Bochum führt „Meine geniale Freundin“ auf

Auf über 2000 Seiten wird darin die Geschichte zweier Freundinnen erzählt: Elena und Lila lernen sich in den 1950er Jahren in Neapel kennen. Ihre wechselvolle Lebensgeschichte, die auch von politischen Strömungen und kriminellen Einflüssen begleitet wird, führt bis ins frühe 21. Jahrhundert. „Mit diesen Frauen unternimmt man eine lange Reise“, so Dramaturg Moritz Hannemann. Auf der Bühne gespielt werden sie von Jele Brückner und Stacyian Jackson.

Im Stück „Meine geniale Freundin“, das im Januar 2025 Premiere im Schauspielhaus Bochum feiert, sollen Teile des Publikums wieder auf der Bühne sitzen. Das war schon bei den Aufführungen von „Lorenzaccio“ der Fall.
Im Stück „Meine geniale Freundin“, das im Januar 2025 Premiere im Schauspielhaus Bochum feiert, sollen Teile des Publikums wieder auf der Bühne sitzen. Das war schon bei den Aufführungen von „Lorenzaccio“ der Fall. © Schauspielhaus Bochum | Birgit Hupfeld

Diese emotionale Reise soll auch das Publikum im Theater erleben. Anders als bei den Karamasows wechseln sie dafür allerdings nicht zwischen zwei Bühnen: Die komplette Aufführung spielt im großen Saal. Stattdessen sollen die Zuschauer ihre Plätze wechseln: „Wer mag, kann sich bei jedem der drei Teile auf einen anderen Platz setzen, darunter auch auf der Bühne“, verrät Johan Simons. „Das Bühnenbild wirkt wie eine große Arena.“ Einen ähnlichen Versuch gab es zuletzt bei der Aufführung von „Lorenzaccio“.

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Siebenstündige Premiere im Schauspielhaus Bochum: Zuschauer bekommen auch etwas zu essen

Die Proben für „Meine geniale Freundin“ unter anderem mit Guy Clemens, William Cooper, Oliver Möller und Karin Moog haben am Dienstag begonnen. Einiges ist noch in Planung: So soll es auch während des nächsten Siebenstünders für die Zuschauer etwas zu essen geben. Passend zum Roman sei dies „italienische Küche“, so Simons. Wie genau das aussieht, ist aber noch offen.

Johan Simons freut sich auf sein nächstes Großprojekt: „Bei den Karamasows ging es vornehmlich um die Männer“, meint er. „Diesmal stehen die Frauen im Mittelpunkt.“

Schauspielhaus bietet Geschenketüte an

Die Premiere von „Meine geniale Freundin“ steigt am Freitag, 24. Januar, um 18 Uhr. Wieder am 1., 2., 22. und 23. Februar jeweils um 16 Uhr. Der Vorverkauf startet am Montag, 2. Dezember.

Passend zu Weihnachten bietet das Schauspielhaus dazu eine bunte Geschenketüte unter dem Namen „Das geniale Geschenk“ an. Darin: ein Theatergutschein (20 Euro), das Taschenbuch von „Meine geniale Freundin“ (Band 1), handgemachte Pasta und ein Gläschen Pesto. Erhältlich an der Theaterkasse (39 Euro). Infos: 0234 3333 5555.

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