Bochum-Wattenscheid. Die Ur-Wattenscheiderin Helga Eggert feiert ihren 100. Geburtstag. Ein Lokal hat extra geöffnet. Wie sie auf ihr Leben zurückblickt, ihre Tipps.
Es ist ein besonderer Geburtstag für Helga Eggert: Die Wattenscheiderin ist am 27. November 2024 100 Jahre alt geworden. Und das wurde gebührend gefeiert. Adrett gekleidet sitzt sie im Restaurant „La Piazza“ am Alten Markt in Bochum-Wattenscheid. Ihr zweites Wohnzimmer, wie sie sagt.
Circa 50 Gäste sind an diesem besonderen Tag eingeladen. Ihr Sohn hat die Feier organisiert. Auf einem Tisch vor der Theke stehen mehrere Kuchen, die Kellnerin bringt Getränke, in der Küche wird Fingerfood für die Gäste zubereitet. Und Helga Eggert ist mittendrin. Familie, Freunde, Nachbarn und Bekannte – viele Wegbegleiter von ihr sind gekommen.
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100. Geburtstag in Bochum-Wattenscheid: Restaurant öffnet extra für sie
Sie ist eine wahre Ur-Wattenscheiderin. In dem heutigen Stadtteil von Bochum ist sie geboren und aufgewachsen. Viele Menschen dort kennen sie. Das liegt unter anderem daran, dass sie das Schülercafé im Märkischen Gymnasium gegründet und dort 18 Jahre lang gearbeitet habe, sagt sie. Vorher habe sie die Kinder auf Schulfahrten begleitet. Dann wurde der Wunsch nach einem Schülercafé immer lauter, den sie den Schülern erfüllte. „Ich wollte das drei Wochen machen und 18 Jahre bin ich geblieben. Das war eine tolle Zeit“, erinnert sich die heute 100-Jährige. Noch immer pflege sie den Kontakt zu Ehemaligen. Sowohl Schülern als auch Lehrkräften. Manche sind auch zu ihrer Feier gekommen.
Für den besonderen Tag hat Restaurant-Inhaber Mario Oliveri extra geöffnet – eigentlich hat er mittwochs immer Ruhetag. Vor circa zehn Jahren habe er seiner Stammkundin versprochen, das Lokal zu öffnen, wenn sie 100 Jahre alt wird. Unabhängig von seinen Öffnungszeiten. Täglich komme sie in das Lokal, wenn es geöffnet hat. „Jeden Tag trinke ich hier meinen Espresso und mein Kölsch“, sagt sie.
100-Jährige ist Wattenscheid immer treu geblieben
Sie hat aber nicht ihr ganzes Leben in Wattenscheid gewohnt. Für wenige Jahre zog sie nach Essen, ehe sie wegen des Berufs ihres Mannes mit der Familie acht Jahre in Hannover lebte. Sie hat vier Kinder, die sie später allein großgezogen hat. Wattenscheid ist Eggert aber immer treu geblieben und ist deswegen auch zurückgezogen. „Das ist das Beste, was ich machen konnte“, sagt sie.
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Und dort lebt sie noch immer. In einer eigenen Parterre-Wohnung im Grünen. Mein Leben spielt sich, wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, draußen ab“, sagt Eggert. Alles allein zu machen, gehe aber nicht mehr, gesteht sie ein. Die Familie und Nachbarn unterstützen sie beispielsweise beim Einkaufen, Rasen mähen und Laub haken. Und: „Seit 30 Jahren kommt jemand zu mir zum Putzen. Das mache ich überhaupt nicht gerne“, sagt Eggert.
Wattenscheiderin feiert 100. Geburtstag: Reisen war ihre Leidenschaften
Doch nicht nur in Wattenscheid verbringt sie gerne ihre Zeit. Eggert ist gerne verreist. „Das kann ich heute leider nicht mehr machen. Aber ich habe sehr viel gesehen, hauptsächlich in Europa“, sagt sie. Vor allem Inseln haben es ihr angetan. 13 Inseln habe sie insgesamt bereist.
Besonders gut gefallen hat es ihr auf Ischia, einer Vulkaninsel im Golf von Neapel in Italien. Die Thermalquellen auf der Insel fand sie besonders toll. „Wenn man dann zurückkommt, denkt man, man ist zehn Jahre jünger“, sagt Eggert. Sechsmal sei sie dort gewesen. Auch die Bretagne sei ein beliebtes Reiseziel von ihr gewesen.
Wattenscheiderin wird 100: „Mein Leben war bunt“
Auf ihr bisheriges Leben blickt sie positiv zurück. „Es war sehr bunt, Gott sei Dank“, sagt Eggert. „Ich habe gedacht, ich habe nur ein Leben, also muss ich was daraus machen. Und das ist mir gelungen.“ Sie ist sehr kulturinteressiert. Das behält sie sich weiterhin bei. Eggert liest gerne und besucht Museen. Auch in die Kunstwerkstatt in Wattenscheid gehe sie noch regelmäßig. „Bis vor zwei Jahren bin ich dort noch mit dem Fahrrad hingefahren“, sagt Eggert.
„Aber wenn man so ein nettes Umfeld hat wie ich, dann lebt man ganz gerne noch ein bisschen weiter.“
Auch offiziell wurde Eggert zu diesem besonderen Tag gratuliert: Der stellvertretende Bezirksbürgermeister, Oliver Buschmann, sei zu ihr nach Hause gekommen und habe sie beglückwünscht.
Aber was ist ihr Tipp für ein langes Leben? „Viel Bewegung und insgesamt gesund leben, vor allem essen“, sagt Eggert. Noch immer kocht sie regelmäßig für sich selbst. Zwar fallen ihr manche Sachen schwerer, wie sie sagt. „Aber wenn man so ein nettes Umfeld hat wie ich“, sagt Helga Eggert, „dann lebt man ganz gerne noch ein bisschen weiter.“
100-Jährige in Bochum
In Bochum leben zurzeit 108 Menschen, die 100 Jahre oder älter sind (Stand 29. November). 86 von ihnen sind weiblich, 22 männlich, teilt Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum, mit. „Zu beachten ist hierbei noch, dass bei einer Person lediglich das Geburtsjahr 1924 bekannt ist, nicht jedoch das genaue Geburtsdatum“, so der Stadtsprecher. Auch Personen, die nach dem 29. November ihren 100. Geburtstag feiern, sind in der Statistik mit einberechnet.
Die älteste noch lebende Person in Bochum ist 106 Jahre alt. „Es lebt außerdem noch eine weitere Person in Bochum, die ebenfalls 106 Jahre alt, jedoch einige Monate jünger als die älteste Person, ist“, sagt van Dyk.