Bochum-Wattenscheid. Tierretter in Bochum fordern ein Taubenhaus für Wattenscheid. Laut Stadt wäre das möglich, jedoch nur unter gewissen Voraussetzungen.
Tauben flattern über den Alten Markt in Bochum-Wattenscheid. Sie landen auf den Dächern der umliegenden Häuser. Auf einem Haus sitzen so viele Tauben, dass die roten Dachziegel nur noch an manchen Stellen durchblitzen. „Es sind in den vergangenen Wochen viel mehr geworden“, sagt Silke, die in der Nähe arbeitet.
In die Schrottimmobilie an der Hagenstraße 2, in dem viele der Tauben gelebt haben sollen, können sie nicht mehr fliegen. Der Eigentümer hat das Haus vor mehr als einem Monat dicht gemacht. Über 50 Tauben, die sich nicht nach draußen retten konnten, sind qualvoll verendet. Die Tiere, die überlebt haben, suchen sich nun andere Plätze, an denen sie sich niederlassen können.
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Tierretter entdeckt verendete Tiere in Bochum-Wattenscheid
Es war ein erschreckendes Bild für Tierretter Dustin Tanallari, als er im Oktober die toten Tiere in dem Wattenscheider Haus entdeckte. Er habe den Eigentümer des Hauses angezeigt. Dass die Anzeige Erfolg haben wird, daran glaubt Tanallari allerdings nicht. „Das wird bestimmt im Sande verlaufen. Bis auf unser Bildmaterial gibt es keine Beweise“, sagt der Tierretter.
Als das Ordnungs- und Veterinäramt informiert war, habe es keine Hinweise mehr gegeben, die gerechtfertigt hätten, das Haus zu betreten, um lebende Tiere zu schützen und weitere Gefahren abzuwehren, sagt Thomas Sprenger, Sprecher der Stadt Bochum. Den Eigentümer, der eine Meldeadresse im Ausland hat, zu kontaktieren, habe einige Tage gedauert. „Es wurde ein verwaltungsrechtliches Verfahren eingeleitet, um präventiv ähnliche Vorkommnisse in der Zukunft zu vermeiden“, sagt Sprenger.
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Eigentümer hat Schrottimmobilie in Bochum-Wattenscheid leergeräumt
Inzwischen habe der Eigentümer die toten Tiere beseitigt. Das hat Oliver Buschmann, stellvertretender Bezirksbürgermeister in Wattenscheid, selbst durch Zufall beobachtet, als er in der Innenstadt des Stadtteils unterwegs war. Er habe gesehen, wie ein Anhänger vor dem Haus stand und drei Leute blaue Säcke aus dem Haus getragen und dort aufgeladen haben. „Ich gehe davon aus, dass die die Tauben entsorgt haben“, sagt Buschmann. Ob alle Vögel entfernt wurden, wisse er aber nicht. „Ich konnte nicht in das Haus reingucken.“
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Im Telefonat mit Buschmann vor etwas mehr als einem Monat habe der Eigentümer beteuert, dass nur zwei Tauben in dem Haus waren, als er es abgeriegelt hat. An dieser Geschichte halte der Immobilienbesitzer auch weiterhin fest, sagt Tanallari. „Das kann aber nicht sein“, ist er sich sicher. Der Tierretter selbst war seit dem Vorfall im Oktober nicht mehr vor Ort. „Wir bemühen uns jetzt ein Taubenhaus in Wattenscheid zu bekommen, damit die anderen Tauben nicht auf den Dächern der anderen Häuser sind“, so Tanallari.
„Grundsätzlich sind Taubenhäuser aus Sicht der Stadt eine Möglichkeit, um an einigen Stellen einen für Anwohner und Taubenfreunde geeigneten Kompromiss in Bezug auf die seit vielen Jahren bekannten Probleme zu finden.“
Taubenhaus in Wattenscheid? „Grundsätzlich möglich“
Aber kommt ein Taubenhaus in Wattenscheid tatsächlich infrage? „Grundsätzlich sind Taubenhäuser aus Sicht der Stadt eine Möglichkeit, um an einigen Stellen einen für Anwohner und Taubenfreunde geeigneten Kompromiss in Bezug auf die seit vielen Jahren bekannten Probleme zu finden“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Dafür müssten aber zunächst einige Voraussetzungen geschaffen werden.
Zum Beispiel brauche es einen geeigneten Standort für das Taubenhaus. Ein entsprechendes Pilotprojekt ist in der Vergangenheit gescheitert. Es sei schwierig im Stadtteil einen geeigneten Platz dafür zu finden. Doch damit nicht genug: Wenn es einen geeigneten Standort gibt, müsse auch geklärt werden, wer das Taubenhaus errichtet und wer es langfristig betreut. „Dies kann nur mit ehrenamtlicher Unterstützung geleistet werden“, ist sich Sprenger sicher. Über die vielen Tauben auf den Dächern der umliegenden Häuser haben sich laut Stadt bislang keine Anwohnerinnen und Anwohner beim Ordnungs- und Veterinäramt beschwert.