Bochum-Wattenscheid. Eine schicke, moderne Turnhalle hat das Märkische Gymnasium in Wattenscheid bekommen. Was Eltern richtig ärgert: Nicht alle Schüler profitieren.

Vor wenigen Tagen wurde die neue Dreifachsporthalle am Märkischen Gymnasium in Bochum-Wattenscheid eingeweiht. Sehr zur Freude der gesamten Schulgemeinschaft, zumal die Bauzeit mit vier Jahren doppelt so lange wie geplant gedauert hat. In dieser Zeit mussten die Schülerinnen und Schüler für den Sportunterricht zur Halle an der Berliner Straße ausweichen. Aus Sicht der Eltern ist nun unverständlich, dass sich für viele Kinder daran nichts ändern wird, obwohl die Halle auf dem eigenen Schulgelände nun fertig und nutzbar ist.

Bochumer Gymnasium hat eine neue Halle – doch nicht alle Schüler dürfen sie nutzen

Denn wie sich nun herausstellt, steht dem Märkischen Gymnasium nur ein begrenztes Hallenzeitenkontingent zur Verfügung. Britta Monka und Daniel Weber von der Schulpflegschaft berichten in einem Schreiben an die Redaktion von „großer Enttäuschung“ und „völligem Unverständnis“ seitens der Eltern, „dass die Stadt Bochum als Schulträger in ihrer Planung für die Dreifachhalle nicht einmal vorgesehen hat, dass alle Schülerinnen und Schüler des Märkischen Gymnasiums diese auch nutzen können“.

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Hintergrund: Das Märkische Gymnasium muss sich die neue Dreifachturnhalle mit drei weiteren Wattenscheider Schulen, die gemeinsam die NRW-Sportschulen der Stadt Bochum bilden, teilen. Das bestätigt die Stadt Bochum auf Nachfrage: „Die Sporthalle an der Märkischen Straße ist mit Landesmitteln speziell für Sportschulen gefördert worden. Zu den Förderbedingungen gehört auch, dass die Nutzung für Sportschulen vorgesehen ist. Deshalb müssen auch vorrangig für diese Schulen dort Sportzeiten angeboten werden.“ Eine Zuwiderhandlung hätte für die Stadt unangenehme Folgen: „Eine Nutzung entgegen der Förderbedingungen wird eine Rückforderung der Fördermittel in Höhe von rund fünf Millionen Euro nach sich ziehen.“

Zwei Jahre länger als geplant hat der Bau der neuen Dreifachturnhalle am Märkischen Gymnasium in Bochum-Wattenscheid gedauert.
Zwei Jahre länger als geplant hat der Bau der neuen Dreifachturnhalle am Märkischen Gymnasium in Bochum-Wattenscheid gedauert. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Die Schulpflegschaft des Gymnasiums kritisiert, dass den drei anderen Schulen bereits Sporthallen auf ihrem jeweiligen Schulgelände zur Verfügung stünden. „Sie erreichen durch die zusätzlichen Hallenzeiten am Märkischen Gymnasium alle eine Verbesserung, während das Märkische Gymnasium sich nicht nur verschlechtert hat, sondern auch die einzige NRW-Sportschule Bochums ohne eine eigene Halle ist.“

„Eine solche Planung, dass eine Sporthalle auf dem eigenen Schulgelände größtenteils von anderen Schulen genutzt wird, ist für die Eltern der Schülerinnen und Schüler des Märkischen Gymnasiums nicht nachvollziehbar.“

Britta Monka und Daniel Weber, Schulpflegschaft des Märkischen Gymnasiums

Lediglich die Jahrgangsstufen 5 bis 7 würden in der neuen Halle unterrichtet, für die Jahrgangsstufen 8 bis 10 sei hingegen dauerhaft vorgesehen, dass sie sich auf den Weg zur Berliner Halle machen müssten. Der Sport-Leistungskurs müsse ebenfalls in der Berliner Halle stattfinden, während Sport-LKs der anderen Schulen zwei Hallenteile der Sporthalle auf dem Gelände des Märkischen Gymnasium nutzen könnten.

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„Eine solche Planung, dass eine Sporthalle auf dem eigenen Schulgelände größtenteils von anderen Schulen genutzt wird, ist für die Eltern der Schülerinnen und Schüler des Märkischen Gymnasiums nicht nachvollziehbar“, heißt es in dem Schreiben der Schulpflegschaft weiter.

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Sorge bereite zudem ein Blick in die Zukunft. Vor dem Hintergrund der Planungen der Stadt Bochum für eine neue Gesamtschule in unmittelbarer Nähe zur Berliner Halle stellt sich für die Schulpflegschaft nämlich zusätzlich die Frage, „wie die Schülerinnen und Schüler des Märkischen Gymnasiums dort zukünftig überhaupt unterrichtet werden sollen, wenn die Berliner Halle dann auch für die Schülerinnen und Schüler der neuen Gesamtschule zur Verfügung steht“.

Stadt Bochum weist Kritik von sich: Gymnasium habe sogar die meisten Hallenzeiten

Im Rathaus weist man die Kritik von sich. Keine der Schulen in Bochum besitze eine „eigene“ Halle, stellt Stadtsprecher Thomas Sprenger klar. „Es handelt sich ausnahmslos um Hallen der Stadt Bochum, die für die Nutzungen durch Schulen und Vereine zur Verfügung gestellt werden. Sporthallen werden selbstverständlich im räumlichen Zusammenhang mit Schulen geplant, damit Wegezeiten möglichst gering sind. Allerdings befindet sich nicht direkt an jedem Schulstandort eine Sporthalle.“

Blick auf die neue Sporthalle  am Märkischen Gymnasium in Bochum-Wattenscheid. 2016 hatte der Entwurf mit der besonders aufwändigen Dachkonstruktion einen Architektenwettbewerb gewonnen. 
Blick auf die neue Sporthalle am Märkischen Gymnasium in Bochum-Wattenscheid. 2016 hatte der Entwurf mit der besonders aufwändigen Dachkonstruktion einen Architektenwettbewerb gewonnen.  © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Grundsätzlich habe sich durch die neue Dreifachturnhalle die Situation für alle Sportschulen verbessert, „weil eine spezielle Halle für deren besondere Sportbedarfe errichtet wurde“. Zudem stehe diese Halle den Sportschulen auch täglich bis 18 Uhr exklusiv zur Verfügung. Und: Das Märkische Gymnasium habe sogar die meisten Hallenzeiten. Diese würden von den Sportschulen untereinander aufgeteilt. „Der Schulträger hat da keine Vorgaben zu gemacht“, so Sprenger.

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Für die erst in einigen Jahren startende weitere Gesamtschule in Wattenscheid würden „die erforderlichen Sportflächen in der Sportflächenplanung mit berücksichtigt“, versichert Sprenger. Die Schul- und Sportflächenentwicklungsplanung würden aufeinander abgestimmt.

Von der Schulleitung des Märkischen Gymnasiums war leider keine Stellungnahme zu bekommen.

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