Duisburg/Essen. Neue Eskalation bei Thyssenkrupp Steel: Die IG Metall geht auf Blockadekurs angesichts vieler Einschnitte, die der Vorstand plant.

Nachdem der Vorstand von Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel Pläne zum Abbau von 11.000 Arbeitsplätzen und Kürzungen bei den Gehältern vorgelegt hat, geht die IG Metall auf Blockadekurs. „Wir verhandeln das erst gar nicht. Punkt“, verkündet der nordrhein-westfälische Gewerkschaftschef Knut Giesler in einem aktuellen Flugblatt. „Solange betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen nicht wieder vom Tisch sind und keine langfristige Finanzierung steht, solange setzen wir uns mit dem Vorstand nicht an einen Tisch”, betont Giesler.

Deutschlands größter Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel hat zuvor angekündigt, sich durch Stellenabbau und Job-Ausgliederungen von rund 11.000 Arbeitsplätzen trennen zu wollen. Zudem sollen die Personalkosten sinken. Entsprechende Pläne habe der Vorstand der Stahlsparte dem Strategieausschuss des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp Steel vorgestellt, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die Abbau- und Ausgliederungspläne des Vorstands betreffen mehr als jeden dritten Arbeitsplatz im Unternehmen. Zu Thyssenkrupp Steel gehören derzeit rund 27.000 Beschäftigte.

Die „Neuaufstellung“ in der Stahlsparte solle „möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen“ erfolgen, hatte Konzernchef Miguel López erklärt. Ähnlich äußerte sich Thyssenkrupp-Stahlchef Dennis Grimm. Die IG Metall bemerkt mit Blick auf mögliche betriebsbedingte Kündigungen: „Der Thyssenkrupp-Konzern schließt dies jedenfalls nicht aus.“

Thyssenkrupp Steel: „Deutliche Straffung der Verwaltungen“

Traditionell hat die Gewerkschaft IG Metall großen Einfluss in der Stahlindustrie. Anders als beim Essener Mutterkonzern Thyssenkrupp gilt bei der Stahlsparte in Duisburg die Montanmitbestimmung. Einfach überstimmt werden können die Arbeitnehmervertreter bei wichtigen Entscheidungen also nicht. Bislang hat es noch keine Aufsichtsratsentscheidung zu möglichen Einschnitten gegeben.

Durch Veränderungen im Produktionsnetzwerk und „eine deutliche Straffung der Verwaltungen“ will der Vorstand von Thyssenkrupp Steel bis zum Jahr 2030 etwa 5000 Arbeitsplätze abbauen. Sämtliche Standorte des Stahlkonzerns hat das Management dabei dem Vernehmen nach im Blick.

Zudem sollen weitere rund 6000 Arbeitsplätze durch Ausgliederungen auf externe Dienstleister oder den Verkauf von Geschäftstätigkeiten bei Thyssenkrupp Steel verschwinden. Mindestens einen Standort will Thyssenkrupp Steel zudem schließen: das Weiterverarbeitungswerk in Kreuztal-Eichen im Siegerland mit rund 500 Arbeitsplätzen.

Tekin Nasikkol kritisiert Pläne als „Riesenprovokation“

Auch bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) im Duisburger Süden geht das Bangen weiter. Dass sich Thyssenkrupp Steel von HKM trennen will, ist beschlossene Sache. Es geht jetzt nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie. Das vorrangige Ziel sei, den bisherigen 50-Prozent-Anteil an HKM zu verkaufen, erklärt das Stahl-Management von Thyssenkrupp. Sollte der Verkauf scheitern, droht eine Schließung des Standorts.

Die Pläne seien „eine Riesenprovokation“, sagt der Konzernbetriebsratsvorsitzende Tekin Nasikkol. „Das ist kein Zukunftskonzept, sondern ein Rückzugskonzept.“ Der Konzern wolle rund 11.000 Beschäftigte „vor die Tür setzen“, kritisiert die IG Metall. Das Konzept sehe nicht einmal eine langfristige Finanzierung für Thyssenkrupp Steel vor. Für zwei Jahre sei zwar das Geld gesichert. „Aber danach? Keine Zusage“, bemängelt die Gewerkschaft. Die finanzielle Absicherung des Konzerns bleibe jedoch „eine der unverhandelbaren Forderungen“ der IG Metall. Statt zu investieren, wolle der Vorstand bei den Beschäftigten sparen.

Thyssenkrupp Steel: Personalkosten sollen sinken

Der Stahl-Vorstand um Dennis Grimm strebt eigenen Angaben zufolge an, „die Personalkosten in den kommenden Jahren im Durchschnitt um zehn Prozent zu reduzieren“ und „somit auf ein wettbewerbsfähiges Kostenniveau“ zu bringen, wie es in einer Mitteilung von Thyssenkrupp Steel heißt.

Die Rede ist von Kürzungen bei Sonderzahlungen und Boni. Auch Gehälter für Neueinsteiger könnten niedriger als bisher ausfallen. Außerdem soll der Anteil von außertariflich Beschäftigten und „Leitenden“ in der Belegschaft verringert werden.

„Billiger statt besser – das ist mit uns nicht zu machen”, kritisiert Knut Giesler, der NRW-Chef der IG Metall. „Zu einem Zukunftskonzept gehören auch Ideen, nicht nur Schließungen und Kürzungen mit dem Rasenmäher.”

Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier: