Bochum. Land und Bund wollen den angeschlagenen Stahlkonzern Thyssenkrupp unterstützen. Die Bochumer Politik erwartet eine Gegenleistung vom Unternehmen.

Thyssenkrupp-Krise und kein Ende. Mit Sorge verfolgt auch die Stadt Bochum die kritische Lage des Stahlkonzerns, der in Bochum an zwei Standorten noch etwa 2600 Menschen beschäftigt. In einer offiziellen Erklärung begrüßt die Mehrheit der Bochumer Politik die Bemühungen von Bund und Land, Thyssenkrupp zu helfen. Zugleich erwarte sie aber auch eine Gegenleistung des Unternehmens. Es geht um Flächen.

Bochum schielt auf Flächen von Thyssenkrupp

Vor allem wohl um den 34 Hektar großen Standort an der Castroper Straße. Auf dem Gelände, dem ehemaligen Sitz der einst wesentlich größeren Stahlwerke Bochum, befindet sich ein Elektrobandwerk, in dem Thyssenkrupp Stahl sogenannte nicht kornorientierte Werkstoffe walzt. Das speziell beschichtete und behandelte Stahlband wird bei Stromgeneratoren, etwa in Kraftwerken oder in Elektromotoren, eingesetzt.

2030 soll der Standort mit seinen 600 Beschäftigten geschlossen werden. Und könnte dann womöglich Platz machen für Gewerbeflächen, die Bochum dringend benötigt. Beispiele für eine erfolgreiche Wiederverwertung von Industriebrachen gibt es genügend in der Stadt; allen voran im Stadtteil Laer, wo auf dem Boden des ehemaligen Opel-Werks ein Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort mit Vorzeigecharakter entsteht. Die mit mehr als 80 Millionen Euro öffentlicher Mittel aufbereitete Flächenentwicklungkönnte eine Blaupause für die Zukunft des Geländes an der Castroper Straße sein.

Bochum will Flächen für die Stadtentwicklung sichern

Wenn die öffentliche Hand rechtzeitig einen Fuß in die Tür bekommt. 2016 hat Thyssenkrupp sich bereits von 1040 Hektar Land im gesamten Ruhrgebiet getrennt; auch in Bochum hat der Konzern Flächen verkauft. Die Stadt hatte Interesse daran. Das komplette Paket hat sich aber der Essener Entwickler Thelen gesichert. „So etwas darf uns nicht noch einmal passieren“, mahnte CDU-Ratsherr Roland Mitschke im vergangenen Jahr im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Daher loben die Ratsfraktion von SPD, Grünen, CDU, FDP sowie UWG: Freie Bürger in einer Resolution, die am Donnerstag im Rat eingebracht wird, nicht nur „ausdrücklich die Anstrengungen von Landes- und Bundesregierung, mit sehr hohen Fördersummen die notwendigen Investitionen des Konzerns zur Umstellung des Energiebedarfs auf Wasserstoff zu ermöglichen.“ Das Ziel müsse sein, Arbeitsplätzen zu erhalten und wettbewerbsfähige sowie klimaneutrale Gewerbe- und Industrieunternehmen in der Region zu sichern.

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Allerdings betonen sie auch, dass es nicht nur um den Erhalt von Arbeitsplätzen im Stahlbereich gehe. „Der Rat der Stadt Bochum appelliert daher an Landes- und Bundesregierung, in den laufenden Gesprächen mit dem Konzern über die erheblichen Fördermittel die Nachfolgenutzung betrieblich nicht benötigter Flächen zu thematisieren und abzusichern, dass diese Flächen für die kommunale und regionale Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung zur Verfügung stehen.“

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Denn längst sei der Flächenbedarf der Stahlindustrie zurückgegangen. „Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, hat die Stadt Bochum stadtentwicklungspolitisch insbesondere bei dem gegebenen Mangel an Flächen für gewerbliche und industrielle Nutzungen großes Interesse am Eigentum betrieblich nicht benötigter Flächen“, heißt es in der Resolution.