Bochum. „Voodoo Waltz“, die erste Tanzchoreografie am Schauspielhaus Bochum seit langem, fordert von den Darstellern einiges: Sie müssen tanzen lernen.

Seit fünf Jahren gehört William Cooper zu den auffallenden jungen Kräften im Ensemble an der Königsallee, jetzt steht er vor seiner womöglich größten Aufgabe: In dem Tanzstück „Voodoo Waltz“, das am Samstag, 20. Januar, seine Uraufführung im Schauspielhaus erlebt, muss der 28-Jährige nicht nur als Schauspieler überzeugen, sondern auch als Tänzer. Seine Hochachtung vor diesem herausfordernden Beruf ist während der Proben merklich gewachsen: „Tanzen ist das Schwerste, was du auf der Bühne tun kannst“, sagt er. „Das ist Spitzensport und unglaublich anstrengend.“

Tanztheater kehrt zurück ins Schauspielhaus Bochum

Dabei ist William Cooper körperlich fit, und das Tanzen war lange Zeit ein fester Bestandteil seiner noch jungen Laufbahn. Geboren in Bad Tölz, begann er neben der Schule im zarten Alter von zehn Jahren ein Ballettstudium an der Hochschule für Musik und Theater in München. „Als kleines Kind war ich schon der Alleinunterhalter, da lag der Schritt zum Tanz irgendwie nahe“, erzählt er. „Obwohl in meiner Familie eher Basketball gespielt wird.“

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Mit klassischem Ballettunterricht, der schon in jungen Jahren harte Züge annehmen kann, tat sich Cooper daraufhin aber schwer: „Schnell war mir klar, dass ich das beruflich nicht machen möchte“, sagt er. Er widmete sich lieber dem Schauspiel, begann 2014 eine Ausbildung an der renommierten Otto-Falckenberg-Schule in München.

Mit „Voodoo Waltz“ will das Schauspielhaus an die große Tradition des Tanztheaters in Bochum anknüpfen: Vor allem die Choreografien von Reinhild Hoffmann in den 80er und 90er Jahren sind legendär.
Mit „Voodoo Waltz“ will das Schauspielhaus an die große Tradition des Tanztheaters in Bochum anknüpfen: Vor allem die Choreografien von Reinhild Hoffmann in den 80er und 90er Jahren sind legendär. © Schauspielhaus Bochum | Carolin Saage

Nach Bochum kam er für sein erstes, festes Engagement und absolviert hier seither viele Auftritte, die oft auch von einer großen Lust am körperlichen Spiel zeugen: etwa in „Baroque“ und „Das neue Leben“. Besonderen Gefallen findet er zudem an den Aufführungen im Theaterrevier: Die Bühne des Jungen Schauspielhauses bereichert Cooper etwa in „Es liegt was in der Luft“ und dem wunderbaren „Splash“. „Ich bin total gerne dort“, strahlt er.

Mit der Premiere von „Voodoo Waltz“ wartet auf den Schauspieler jetzt ein echter Brocken: Die Choreographie des niederländischen Zwillingspaares Imre und Marne van Opstal ist der Versuch, an die ruhmreiche Ära des Tanztheaters anzuknüpfen, das während der 80er und 90er Jahre im Schauspielhaus vor allem mit einem Namen verknüpft war: mit Reinhild Hoffmann.

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Die inzwischen 80-jährige Choreographin schenkte der großen Bühne so wegweisende Tanzstücke wie „Machandel“ und „Hof“, auch im heutigen Theaterrevier schuf sie bahnbrechende Werke wie das unvergessene „Zeche Eins“. Die Tradition des Tanztheaters mit einer neuen Produktion wieder aufleben zu lassen, sei die Idee von Intendant Johan Simons gewesen, sagt die Dramaturgin Leonie Adam: „Nach einigen erfolgreichen Gastspielen des Nederlands Dans Theaters haben wir gemerkt, dass das Interesse des Publikums an dieser besonderen Theaterform weiterhin groß ist.“

Allein: Ein Tanzstück zu erarbeiten, erfordert Aufwand. Sechs internationale Profitänzer sind an der Produktion beteiligt. Dazu mit Pierre Bokma, Stacyian Jackson und William Cooper drei Schauspieler aus dem Ensemble, die mit Tanz vorher nur wenig zu tun hatten. „Es macht wahnsinnigen Spaß, aber es ist auch total anstrengend“, erzählt William Cooper sichtlich erschöpft.

Der Schauspieler William Cooper zählt zu den bemerkenswerten jungen Kräften im Ensemble des Schauspielhauses Bochum.
Der Schauspieler William Cooper zählt zu den bemerkenswerten jungen Kräften im Ensemble des Schauspielhauses Bochum. © Schauspielhaus Bochum | Fatih Kurceren

Jede Probe beginnt mit einem etwa einstündigen Warm-up. Getanzt werden kann nur auf einem eigens dafür angefertigten Boden, der zweimal am Tag gereinigt werden muss Doch das Ergebnis könne sich sehen lassen, verspricht Leonie Adam: „Das wird gewiss ein Experiment, auf das man sich einlassen sollte.“

Darum geht es in „Voodoo Waltz“

In „Voodoo Waltz“ führt in das Rotlichtviertel von Amsterdam. Hier treffen sich fast schicksalhaft eine ehemalige Anwältin, zwei Sexarbeiterinnen sowie ihr Schützling William. Sie alle sind Epileptiker, verfolgt von Krampfanfällen und gefangen in einer Welt, aus der sie sich wegträumen.

Dauer: ca. eine Stunde und 45 Minuten ohne Pause. Empfohlen ab 16 Jahren. Premiere am Samstag, 20. Januar, um 19.30 Uhr im Schauspielhaus. Wieder am 21. und 31. Januar sowie 1., 16., 17., 22. und 23. Februar. Vorstellungen nur bis Ende März. Karten: 0234 3333 5555.

Eine Besonderheit: Anders als bei Choreografien normalerweise üblich, ist „Voodoo Waltz“ eine Mischung aus Schauspiel, Tanz und eigens dafür komponierter Musik. Der Abend basiert auf einem Text der slowenischen Autorin Janja Rakus, der teils auf Deutsch, teils auf Englisch (mit Übertiteln) gesprochen wird. „Die Dynamik der Sprache und die Wucht dieses Textes überträgt sich auf die Bühne“, sagt Adam. Das Ensemble tauche in eine bizarre Welt ein: „Eine vielschichtige und kraftvolle Choreografie.“