Bochum. Ein witziges Theaterstück über Superstar Beyoncé sorgt in den Kammerspielen für Ovationen. Doch über der letzten Vorstellung lag ein Schatten.

Dieser Abend ist laut, schnell und rasend lustig: Die Pop-Performance „Don’t Worry Be Yoncé“ begeistert seit über fünf Jahren die Zuschauer im Schauspielhaus Bochum. Auch die Wiederaufnahme nach längerer Pause in den Kammerspielen war nahezu ausverkauft – doch was womöglich gar nicht jeder im tobenden Saal mitbekommen hat: Es lag ein Schatten über dieser Vorstellung, denn eine der vier Akteurinnen ist vor rund einem halben Jahr gestorben.

Hommage an Popstar Beyoncé im Schauspielhaus Bochum

Die Nachricht vom plötzlichen Tod der Schauspielerin und Regisseurin Stephanie van Batum im vergangenen August kam völlig überraschend. Die junge Niederländerin wurde nur 34 Jahre alt. Ihre bildstarke Hommage an Mega-Popstar Beyoncé war ihre Abschlussinszenierung an der Münchener Otto-Falkenberg-Schule, als Teil des vierköpfigen Ensembles spielt sie darin auch selbst mit.

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Seit der Premiere 2017 feiert „Don’t Worry Be Yoncé“ einen wahren Siegeszug: Es gab Aufführungen in Brighton, Berlin, in den Niederlanden, bei mehreren Festivals und regelmäßig auch in den Kammerspielen, wo die jungen Schauspielerinnen ihr Publikum mit Witz und enormer Strahlkraft in den Bann ziehen. Dabei gab es den komplett auf Englisch gespielten Abend (mit deutschen Übertiteln) in zwei Versionen: als Kurzfassung, die nicht mehr gespielt wird, sowie als rund 80-minütiges XL-Stück, das mit zauberhaften Videos und der kompletten Beyoncé-Dröhnung besticht und jetzt wieder in Bochum gezeigt wird.

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Das Besondere daran: Man muss die Musik von Beyoncé nicht kennen oder mögen, um an diesem Abend enorme Freude zu haben. Die Mischung aus Konzert, Schauspiel und Lifecoach-Seminar fühlt geradezu leichtfüßig den Irrungen und Wirrungen eines Popstar-Daseins auf den Zahn und kennt dabei keine Scheu vor Selbstironie. „Es ist immer wieder erstaunlich, dass nicht nur junge Leute, sondern auch viele Ältere total auf diesen Abend abfahren“, erzählt Ensemblemitglied Stacyian Jackson, eine der „Beyoncés“.

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Aus den vier Schauspielerinnen auf der Bühne sind im Laufe der Jahre echte Freundinnen geworden. Umso größer war der Schock, als bekannt wurde, dass eine von ihnen nicht mehr lebt. „Stephanie war der Motor dieser Aufführung. Sie hat das Stück entwickelt und auf die Beine gestellt“, sagt die Schauspielerin Henrike Commichau. „Außerdem war sie ein absoluter Ultra-Fan von Beyoncé und kannte jede Textzeile.“

Die Performance „Don‘t Worry Be Yoncé“ ist eine schillernde Hommage an Mega-Popstar Beyoncé. Eine Szene mit Mona Vojacek Koper.
Die Performance „Don‘t Worry Be Yoncé“ ist eine schillernde Hommage an Mega-Popstar Beyoncé. Eine Szene mit Mona Vojacek Koper. © Schauspielhaus Bochum | Josef Beyer

Lange sei unklar gewesen, ob das Stück nach van Batums Tod überhaupt noch weitergespielt werden kann. „Unser erster Gedanke war: Das ist absolut unvorstellbar“, sagt Mona Vojacek Koper. „Dann haben wir lange miteinander gesprochen und entschieden, dass es sich traurig und falsch anfühlen würde, es nicht mehr zu spielen.“ Doch statt die vierte Figur auf der Bühne durch eine andere Schauspielerin zu ersetzen, wird der Abend nun zu dritt fortgesetzt: Stephanie van Batums Text wird unter den anderen aufgeteilt.

Arm in Arm schauen sie ein Video ihrer verstorbenen Freundin

Die nächsten Termine

Die Performance „Don‘t Worry Be Yoncé“ ist wieder am 29. Februar (Zehn-Euro-Tag, nur noch wenige Karten) sowie am 9. und 24. März in den Kammerspielen zu sehen. Info: 0234 3333 5555.

Stacyian Jackson ist seit 2022 festes Mitglied im Ensemble des Schauspielhauses und spielt unter anderem in „Voodoo Waltz“ und „Der große Gatsby“. Henrike Commichau ist am Theaterhaus Jena engagiert. Mona Vojacek Koper arbeitet als freischaffende Schauspielerin und war etwa in „Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes“ im Kino mit dabei.

Die Wiederaufnahme wurde unter der Regie von Tom Afman, ein langjähriger Freund von Stephanie van Batum, noch einmal neu einstudiert. Zum berührenden Höhepunkt gerät eine Szene in der Mitte der Vorstellung, in der sich die drei Schauspielerinnen Arm in Arm ein Video ihrer verstorbenen Freundin anschauen. Es zeigt sie fröhlich tanzend auf einer Dachterrasse zu Beyoncés Song „7/11“: „Das zu sehen, war richtig schwer“, sagt Stacyian Jackson. „Ich hatte noch nie Angst vor einer Vorstellung, aber diesmal schon. Doch das großartige Publikum hat uns da wunderbar durchgeführt.“

So soll „Don’t Worry Be Yoncé” in Erinnerung an Stephanie van Batum noch lange weiterleben. Am Ende schicken die drei einen Gruß in den Himmel – und das Publikum spendet stehende Ovationen.