Bochum. „Turbulenzen im Herz – Vorhofflimmern“: Ärzte des St.-Josef-Hospitals Bochum informierten rund 200 WAZ-Leser. Fragen und Antworten.
Vier Kardiologen des St.-Josef-Hospitals Bochum stellten am Mittwoch aktuelle Methoden zur Diagnose und Therapie der Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern vor. Knapp 200 Leserinnen und Leser der WAZ folgten der Einladung zu der Veranstaltung, die im Rahmen der bundesweiten Herzwochen der Deutschen Herzstiftung stattfand.
Herztag in Bochum: 200 WAZ-Leser informieren sich über Vorhofflimmern
„Wir freuen uns, endlich wieder vor Publikum informieren zu können“, begrüßte Chefarzt Prof. Dr. Andreas Mügge die meist älteren Besucherinnen und Besucher im Hörsaalzentrum an der Gudrunstraße. Und auch das Publikum freute sich offensichtlich: Trotz Maskenpflicht waren beim ersten Herztag nach 2019 fast alle Plätze im Hörsaal belegt. Partner 2022 waren Herzstiftung und WAZ, auf das früher übliche Rahmenprogramm musste coronabedingt aber noch verzichtet werden.
Das Interesse an Aufklärung zu medizinischen Themen ist indes ungebrochen groß. Erst recht, wenn es um eine tückische Volkskrankheit wie Vorhofflimmern geht. Denn nur zwei Drittel der schätzungsweise zwei Millionen Patienten, die in Deutschland von der Herzrhythmusstörung betroffen sind, wissen auch davon. Die hohe Dunkelziffer sorgt Ärzte und führt immer wieder zu vermeidbaren Schlaganfällen.
Außer Prof. Mügge informierten aus der Kardiologie/ Rhytmologie des Bochumer Universitätsklinikums Prof. Michael Gotzmann, Geschäftsführender Oberarzt, Dr. Andreas Pflaumbaum, leitender Arzt Elektrophysiologie, und Funktionsoberärztin Jill-Cathrin Deising.
Vorhofflimmern: Fragen und Antworten vom Herztag 2022
Wir dokumentieren hier beispielhaft einige der Fragen und Antworten zum Thema Vorhofflimmern, die am Mittwoch zu hören waren:
Was eigentlich ist Vorhofflimmern?
Die Herzrhythmusstörung wird durch fehlerhafte elektrische Impulse ausgelöst, die den normalen Takt des Herzens stören. Der Ursprung dieses Störfeuers liegt meist in den Lungenvenen, die in den linken Vorhof münden. Die Vorhöfe zittern und flimmern und beeinträchtigen die Leistung des Herzens.
Gibt es einen Unterschied zwischen Vorhofflimmern und Kammerflimmern?
Ja, beim Kammerflimmern steht das Herz still. Man spricht auch vom sogenannten „plötzlichen Herztod“. Beide Rhythmusstörungen haben nichts miteinander zu tun.
Verursacht Stress Vorhofflimmern?
Nein. Vorhofflimmern entsteht nicht durch Stress. Stress kann aber bei Patienten mit anfallartigem Vorhofflimmern eine akute Episode auslösen.
Welche Risikofaktoren gibt es?
Das Alter selbst – jeder zehnte über 80 ist betroffen – und die bei älteren Menschen vorhandenen Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder andere Erkrankungen des Herzens. Bei jüngeren Betroffenen stellen Ärzte häufig einen ungesunden Lebenswandel fest (Alkoholmissbrauch, Rauchen, Drogen, Fettleibigkeit).
Welche Symptome sind typisch?
Unruhe und Angst, Herzrasen, Herzstolpern, Schwindel, Luftnot, Schwäche, Schmerzen in der Brust und ein unregelmäßiger Puls.
Wie erfolgt die Diagnose?
Um die Rhythmusstörung zu erkennen, werden Aufzeichnungen eines Elektrokardiogramms (EKG) ausgewertet. Da es aber anfallartiges, anhaltendes, lang-anhaltendes oder dauerhaftes Vorhofflimmern gibt, werden häufig Langzeit-EKGs (über 24 Stunden bzw. sieben Tage) benötigt oder gar Ereignis-Rekorder, die fest implantiert werden.
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Können bei der Entdeckung von Vorhofflimmern Smartwatches helfen?
Insbesondere bei gelegentlichem Auftreten der Rhythmusstörung können die digitalen Uhren helfen. Vorhofflimmern wird mit einer Treffsicherheit von über 90 Prozent erkannt.
Welche Therapien gibt es?
Viele Jahre lang war eine medikamentöse Therapie der Standard. Ziel war es, den Herzschlag zu verlangsamen oder wieder in den rechten Rhythmus zu bringen. Mittlerweile gilt eine Katheterablation, also die Verödung der fehlgesteuerten Muskelzellen an den Lungenvenen mittels Hitze oder Kälte, häufig als die bessere Wahl.
Warum löst Vorhofflimmern überhaupt Schlaganfälle aus?
Im flimmernden Vorhof können Blutgerinnsel entstehen, insbesondere im sogenannten Vorhofohr, einer kleinen Ausbuchtung am Vorhof. Löst sich ein solches Gerinnsel und gelangt mit dem Blutstrom in die Herzkammer und mit einem Herzschlag über eine Arterie in den Kopf, kommt es zum Schlaganfall.
Ich merke mein Vorhofflimmern gar nicht, muss ich trotzdem therapiert werden?
Wenn Risikofaktoren vorhanden sind, empfiehlt sich auf jeden Fall die Einnahme von Gerinnungshemmern.
Kann ich nach einer Ablation auf die Blutverdünner verzichten?
Nein, weil das Verfahren keine hundertprozentige Sicherheit gibt, dass das Vorhofflimmern für immer beseitigt ist.
Für Interessierte sind die Folien der drei Vorträge von Mittwoch auf der Homepage des St.-Josef-Hospitals unter https://www.klinikum-bochum.de/fachbereiche/kardiologie/fachbereich.htmleinsehbar.