Bochum. Prof. Andreas Mügge war in zwei Bochumer Kliniken Direktor der Kardiologie. Jetzt geht er in Rente. Seine letzte Warnung, die neuen Chefärzte.

Zwei Uni-Kliniken, ein Leiter: 22 Jahre hatte die Kardiologie im St.-Josef-Hospital und Bergmannsheil einen Direktor. Von einem „Spagat“ spricht Prof. Andreas Mügge. Damit ist es vorbei. Nach seinem Ausscheiden im Dezember 2023 im St.-Josef-Hospital hat Mügge jetzt auch seine Tätigkeit im Bergmannsheil beendet. Damit verabschiedet sich Bochums bekanntester Herzspezialist mit 67 Jahren endgültig in den Ruhestand. Der Wachwechsel ist in beiden Kliniken vollzogen.

1998 war Mügge von der Uni-Klinik Hannover als Direktor der Kardiologie ins St.-Josef-Hospital gewechselt. Ab 2002 war er zugleich Chef der Herz-Abteilung im Bergmannsheil. Die Doppelrolle im Verbund beider Universitätskliniken unter dem Dach des „Bochumer Modells“ war einzigartig und endete mit Mügges Ausstand zum 1. Februar. Mit einem Appell zum Umdenken hatte der international anerkannte Mediziner zuvor im WAZ-Gespräch für Aufsehen gesorgt: „Ein Arzt sollte kein Geld bekommen, wenn sein Patient krank ist, sondern dann, wenn sein Patient gesund bleibt.“

Neuer Klinikdirektor wechselt aus Hamburg nach Bochum

Im St.-Josef-Hospital, das zum Katholischen Klinikum Bochum (KKB) gehört, hat Prof. Arash Haghikia zum Jahresbeginn die Nachfolge von Andreas Mügge angetreten. Für den 42-Jährigen ist es eine Rückkehr in seine Heimatstadt. Nach dem Abitur am Gymnasium am Ostring und dem Medizinstudium an der Ruhr-Universität begann seine Karriere an der Uni-Klinik Hannover. Zuletzt war Haghikia Leitender Arzt der Kardiologie an der Charité in Berlin.

Im Bergmannsheil folgte Prof. Moritz Seiffert am 1. Februar auf Andreas Mügge. Der 42-Jährige wechselt aus Hamburg ins Ruhrgebiet. In seiner Heimatstadt war er zuvor Leitender Oberarzt der Klinik für Kardiologie am Universitäten Herz- und Gefäßzentrum.

In feierlichem Rahmen wurde Prof. Moritz Seiffert (Mitte) im Bergmannsheil begrüßt: (v.l.) Pflegedirektorin Katja van Bracht, Kaufmännische Direktorin Anne Elvering, Geschäftsführerin Dr. Tina Groll und der Ärztliche Direktor Prof. Reinhold Laun.
In feierlichem Rahmen wurde Prof. Moritz Seiffert (Mitte) im Bergmannsheil begrüßt: (v.l.) Pflegedirektorin Katja van Bracht, Kaufmännische Direktorin Anne Elvering, Geschäftsführerin Dr. Tina Groll und der Ärztliche Direktor Prof. Reinhold Laun. © WAZ Bochum | bergmannsheil

Herz-Team versorgt jährlich 3500 stationäre Patienten

Mit jährlich 3500 stationären Patientinnen und Patienten (im St.-Josef-Hospital sind es 3000) stehe die Kardiologie „im Herzen unseres Leistungsspektrums“, sagte Dr. Tina Groll, Geschäftsführerin des Bergmannsheils, bei der Begrüßung. „Wir freuen uns daher, dass wir mit Prof. Seiffert einen überaus renommierten Experten gewonnen haben, der diese leistungsstarke Klinik in positiver Weise weiterentwickeln wird.“

Seiffert gilt als Spezialist bei Verfahren der kathetergestützten Herzmedizin. Eines seiner Fachgebiete: die Aortenklappenstenose als häufigster, lebensbedrohlicher Herzklappenfehler. Mit fünf Ober-, zwei Fach- und zehn Assistenzärzten finde er im Bergmannsheil ein hervorragend aufgestelltes Team vor, betont der neue Chefarzt gegenüber der WAZ. Insbesondere die Zusammenarbeit mit der Herz-Chirurgie unter der langjährigen Leitung von Prof. Justus Strauch sei für die fachgerechte Versorgung unter einem Dach immens wichtig: auch und gerade in Notfällen nach einem Herzinfarkt oder Herzstillstand.

Im St.-Josef-Hospital hat Prof. Arash Haghikia (re.) zum Jahresbeginn die Nachfolge von Prof. Andreas Mügge angetreten.
Im St.-Josef-Hospital hat Prof. Arash Haghikia (re.) zum Jahresbeginn die Nachfolge von Prof. Andreas Mügge angetreten. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Warnung von Prof. Mügge vor plötzlichem Herztod

Deren Zahl steigt stetig: aufgrund des demografischen Wandels, aber auch eines zunehmend ungesunden Lebenswandels, so Seiffert. Dabei könne man die Gefahr des „Sekundentodes“ deutlich senken, hatte Prof. Mügge zuletzt beim Herztag 2023 mit der WAZ als Medienpartner bekräftigt.

Dem plötzlichen Herztod gehe fast immer eine koronare Herzkrankheit oder ein Herzinfarkt voraus. „Das ist der Killer Nummer eins“, warnte Mügge vor den größten Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Todesfälle in der Familie, Nierenerkrankungen, Übergewicht und Rauchen. Dringender Rat des Experten: Männer ab 40 und Frauen ab 50 Jahren sollten mit einem Kardiologen einen Check-up vornehmen.