Bochum-Linden. Um den Sträter-Hof in Bochum-Linden wird gestritten: Die Stadt sieht ihn als Denkmal, die Eigentümerin abrissreif. So ist der aktuelle Stand.
Die Lage scheint festgefahren. Seit Jahren wird vor Gericht um den früheren Sträter-Hof in Bochum-Linden gestritten. Die Stadt Bochum ist weiterhin um eine denkmalgerechte Instandsetzung des geschützten Fachwerkhauses an der Nöckerstraße 15 bemüht. Die Eigentümerin hingegen hält das Gebäude für abrissreif. Während sich die juristischen Verfahren hinziehen, verfällt das Haus zusehends.
Während vor Gericht gestritten wird, verfällt ein altes Fachwerkhaus in Bochum zusehends
So müsste dringend die Plane erneuert werden, die über Dach und Teile der Fassade gespannt wurde. Dies strebe die Untere Denkmalbehörde „mit den ihr zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln“ zum Erhalt des Denkmals auch an, heißt es auf Anfrage dieser Redaktion aus dem Rathaus. So soll der weitere witterungsbedingte Verfall der Immobilie verhindert werden, bis die noch anhängenden Gerichtsverfahren entschieden sind.
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Der frühere Sträter-Hof wurde laut Stadt im Jahr 1836 errichtet und wird als „ein bedeutendes Zeugnis für die bäuerliche Vergangenheit des Ortsteils Linden“ gesehen. „Nach mehreren Eigentümerwechseln blieb das Fachwerkhaus jahrelang ungenutzt. Dies führte zu einem großen Sanierungsstau. Ende 2018 ist das Fachwerkhaus nach einem erneuten Eigentümerwechsel und einer offenkundigen Zerstörung von Teilen des Tragwerks teilweise eingestürzt“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk.
„Es ging bisher nicht um die Kernfrage, ob das Fachwerkhaus wirklich ein Denkmal ist oder nicht eher eine abbruchreife Ruine.“
Anfang 2019 war der Sträter-Hof daher auf Anordnung der Stadt Bochum und in enger Abstimmung mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) im Wege einer sogenannten Ersatzvornahme mit Stützpfeilern sowie einer Plane gesichert worden. Das heißt, die Stadt hat die Sicherung des Gebäudes selbst vorgenommen, weil die Eigentümerseite der Aufforderung nicht nachgekommen ist.
Rechtlich war das in Ordnung – das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster hatte einen Antrag auf Berufung gegen zwei Urteile des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen durch die Eigentümerseite jüngst am 8. Oktober abgewiesen. Dadurch ist klar: Die Stadt durfte sowohl die Besitzerin zur Sicherung auffordern als auch diese Ersatzmaßnahme durchführen.
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Nun gibt es aber noch zwei weitere Verfahren vor dem Verwaltungsgericht in Gelsenkirchen. Es wurde dagegen geklagt, dass die Stadt die Kosten für die Absicherung einfordert (33.855 Euro) und dass sie die Eigentümerin auffordert, die beschädigte Plane zu erneuern. Einen Termin gibt es noch nicht. „Wir haben viel zu tun“, sagt Wolfgang Thewes, Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Gelsenkirchen.
Streit um Fachwerkhaus in Bochum-Linden: Eigentümerin will Abriss
Rechtsanwalt Christian Tünnesen-Harmes, der die Besitzerin der Immobilie vertritt, gibt offen zu, dass man auf Zeit spiele. „Aus unserer Sicht ist da nichts mehr zu retten.“ Der Streit vor Gericht könne sich noch lange hinziehen und der Schandfleck auf Jahre bestehen bleiben. Die bisherigen Auseinandersetzungen seien ohnehin nur „Nebenkriegsschauplätze“ gewesen. „Es ging bisher nicht um die Kernfrage, ob das Fachwerkhaus wirklich ein Denkmal ist oder nicht eher eine abbruchreife Ruine.“
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Vor dem Teileinsturz habe seine Mandantin vorgehabt, das Fachwerkhaus „herzurichten und dann zu verkaufen“. Nun aber könne es nur noch um einen Abriss gehen, um Platz für geeignete Wohnbebauung zu schaffen. „Das Grundstück befindet sich ja an einem zentralen Ort.“
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Die Stadt Bochum will es dazu nicht kommen lassen und kündigt an, „auch zukünftig alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel anzuwenden, um gegen den Verfall des zerstörten Gebäudes vorzugehen und eine denkmalgerechte Instandsetzung des Fachwerkhauses für den Stadtteil Linden zu ermöglichen“.
Seit 1997 ein Baudenkmal
Der Sträter-Hof an der Nöckerstraße in Bochum-Linden wurde 1836 erbaut. Er soll noch bis etwa 1982 als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt worden sein. Die Untere Denkmalbehörde nahm das Haus 1997 in ihre Liste der Baudenkmäler auf. Seither steht es unter besonderem Schutz.
In die Schlagzeilen geriet das alte Fachwerkhaus am 8. Dezember 2018, als es zum Teil einstürzte. In der Folge ließ die Stadt Bochum das Gebäude absichern.