Bochum-Mitte. Die Buchhandlung Janssen am Rande des Bermudadreiecks in Bochum feiert Jubiläum. Ihr Erfolg war nicht vorgezeichnet, wie der Gründer verrät.
Es war 1964 als Hans Janssen all seinen Mut zusammenfasste. Er war gerade frisch verheiratet, eins der Kinder war schon da. Und die Ruhr-Universität war gerade in ihrer Gründungsphase. Der heute 86-Jährige arbeitete damals als Buchhändler in Köln und als er gefragt wurde, ob er sich vorstellen könne, nach Bochum zu gehen, um dort eine Universitätsbuchhandlung aufzubauen, sagte er zu.
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„Die erste Nachkriegsneugründung einer Uni hat mich gereizt“, blickt Janssen zurück. Kapital hatte er damals kaum, die Anfangszeit seiner Buchhandlung war daher von jeder Menge Planungsgeschick geprägt: „Ich konnte Aufträge erst nach und nach abrufen“, blickt er zurück. Neben der Unibibliothek Bochum belieferte Janssen anfangs auch Bibliotheken der DDR, in Polen, Posen und Krakau.
Bochumer Buchhandlung wird 60: Gute Kontakte in Kulturszene
60 Jahre ist das inzwischen her, vieles hat sich verändert, doch einiges ist auch gleichgeblieben. Während die Brüderstraße, an der sich die Buchhandlung befindet, von einer ruhigen Seitenstraße zu einem immer belebteren Viertel mit Restaurants gewachsen ist, ist die Buchhandlung Janssen bei ihrem Konzept geblieben: Klein, aber gut sortiert.
„Wir haben uns trotz Krisen immer gehalten“, sagt Janssen. Das „Geheimrezept“ dahinter ist aus seiner Sicht vor allem in der Qualität und Begeisterung seiner Mitarbeitenden zu suchen. „Durch die persönliche Beratung haben wir auch sehr engagierte Kundinnen und Kunden“, sagt Janssen. Auch die guten Kontakte in die Bochumer Kulturszene, allen voran das Schauspielhaus, hätten ihren Teil zum Erfolg der Buchhandlung beigetragen.
Gründer hat Tagesgeschäft an seinen Sohn übergeben
Zwei Bücher im Monat schafft Janssen-Senior, der das Geschäft an seinen Sohn Nils Janssen übergeben hat, noch immer. „Ich lese vor allem Sachbücher im Bereich Wirtschaft, Politik und Geschichte“, sagt er. Die Autoren, die ihn am meisten inspiriert hätten, seien hingegen Heinrich Böll, Franz Kafka und Martin Walser. Vormittags ist er noch täglich in der Buchhandlung.
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Nicht nur die Buchhandlung selbst feiert dieser Tage Jubiläum, auch mehrere Mitarbeiter kommen auf eine runde Zahl an Betriebszugehörigkeit. Kerstin vom Bauer ist seit 20 Jahren in Bochum dabei, ausgebildete Buchhändlerin ist sie noch deutlich länger. „Ich kam durch Zufall über einen Bekannten dazu. Ich hab nach einer Ausbildung gesucht, hatte eine Affinität zu Büchern, das passte“, sagt sie.
Bochumer Buchhändlerin liest 55 bis 60 Bücher im Jahr
In der Buchhandlung kümmert sich vom Bauer vor allem um Fachkunden wie Kanzleien und Hochschulen. Dabei geht der Bochumerin nicht selten Literatur für schwindelerregende Preise über den Tresen. „Eine 90-seitige Fortsetzung für 600 Euro, das kommt vor“, sagt sie. Mit Blick auf den Preis schaue sie allerdings gar nicht auf Bücher.
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Ein einzelnes Lieblingsbuch hat vom Bauer nicht. „Meist das, was ich gerade lese. Aktuell: Victor Rodato, Honey“, empfiehlt sie. Kollegin Beate Sturmeit, die in diesem Jahr Zehnjähriges feiert, hat hingegen zwei „Dauerbrenner-Tipps“. „,Der letzte Tag eines Verurteilten‘ von Victor Hugo und ‚So gehen wir denn hinab‘ von Jasmin Ward“, sagt sie.
Sturmeit verrät: „Ich versuche mindestens ein Buch pro Woche zu lesen und komme auf etwa 55 bis 60 Bücher im Jahr.“ Dabei sei es ihr stets wichtig, auch abseits der Bestsellerlisten zu lesen. Das seien dann schließlich die richtigen Geheimtipps, die man an die Kundinnen und Kunden weitergeben könne.
Buchladen wird 60: Es gibt etwas zu gewinnen
Anlässlich ihres Jubiläums veranstaltet die Buchhandlung Janssen (Brüderstraße 3) ein Gewinnspiel: Im Schaufenster liegen verpackte Bücher mit Fragen aus.
Wer eine der Fragen beantworten kann, darf sich über ein „Blind Date“ mit einem Buch freuen. Dafür einfach in den Laden kommen und die Frage beantworten. Die Öffnungszeiten der Buchhandlung sind montags bis freitags 10 bis 19 Uhr, samstags bis 18 Uhr.