Bochum-Wattenscheid. Jahrzehnte war eine Straße in Wattenscheid eine Sackgasse. Dann verschwand ein Tor „in einer Nacht und Nebelaktion“. Was dahinter steckt.

Plötzlich war die Straße Langenbach in Bochum-Wattenscheid keine Sackgasse mehr – ganz zum Unmut ihrer Anwohnerinnen und Anwohner. Jahrzehntelang trennte ein Tor die Straße von dem angrenzenden Industriegebiet. Autos und Lkw mussten einen Umweg fahren, die Anwohner hatten ihre Ruhe.

Jahrzehntelang gab‘s keine Probleme. Das änderte sich im August. „In einer Nacht- und Nebelaktion wurde das Tor entfernt“, sagt Anwohnerin Wilma Hilker. „Das wurde Knall auf Fall gemacht.“ Die Nachbarn fühlen sich von der Stadt übergangen.

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++

Seit knapp einem Monat, seit dem 26. August, ist das Tor weg – ohne jede Info, sagen die Anwohner. Seitdem herrscht im Langenbach reger Durchgangsverkehr. Vor allem zu den Zeiten des Berufsverkehrs. Auch das ärgert die Anwohner. „Wir waren nie eine Durchgangsstraße“, sagt Anwohnerin Barbara Wegner. Ihr Nachbar ergänzt: „Wir haben das Haus in einer ruhigen Lage und einer Sackgasse gekauft.“ Nun ist auch das dementsprechende Schild am Anfang der Straße weg.

Straße in Wattenscheid keine Sackgasse mehr: Anwohner fühlen sich übergangen

Günther Hartung gehört das Haus, das in der Ex-Sackgasse das letzte gewesen ist. Sein Mieter habe ihn angerufen, als die Arbeiter das Tor bereits entfernten. „Die sind gekommen und haben sofort angefangen zu arbeiten“, sagt Hartung: „Es ist nicht darüber gesprochen worden.“

Das Tor, das die Sackgasse Langenbach von der Zeche Holland getrennt hat, wurde in einer
In der Straße Langenbach in Bochum-Wattenscheid haben Arbeiter das Tor aus der Mauer entfernt. Die ehemalige Sackgasse ist daher mit dem Industriegebiet an der Erwin-Topp-Straße verbunden. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Schon mehrmals hätten sich die Anwohner an die Stadt gewandt. Ohne eine klare Antwort auf ihre Frage, wieso das Tor entfernt wurde – zunächst. Ein Mitarbeiter der Stadt habe ihnen dann mitgeteilt, dass sich Mitarbeiter der Müllabfuhr beschwert hätten, dass sie in der Straße nicht wenden oder drehen könnten und dürften.

„In einer Nacht- und Nebelaktion wurde das Tor entfernt. Das wurde Knall auf Fall gemacht.“

Anwohnerin Wilma Hilker über das entfernte Tor in der ehemaligen Sackgasse Langenbach

Das verstehen die Anwohner nicht. „Es ist verwunderlich, dass sie hier jahrzehntelang kommen, hier drehen und auf einmal geht es nicht mehr. Das ist seltsam“, sagt Wegner. Sie wünschen sich, dass erneut ein Tor an die Stelle kommt, sodass die Straße Langenbach wieder zu einer ruhigen Wohngegend wird.

USB kam nicht mehr durch: Tor musste entfernt werden

Die Stadt Bochum bestätigt, dass das Tor wegen einer Beschwerde entfernt wurde. „Auslöser war eine Meldung des USB, dass das Tor mit einem zusätzlichen Vorhängeschloss von Externen verschlossen war und daher keine Fahrzeuge des USB passieren konnten“, sagt Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum. Das eigentliche Sicherheitsschloss hätten die Mitarbeiter öffnen können. „Um dem USB die Durchfahrt wieder zu ermöglichen, wurde das Tor abgebaut“, sagt van Dyk.

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Aber wieso wurden die Bewohner der Häuser nicht in Kenntnis gesetzt? „Die Anwohner wurden nicht informiert, um das Problem der Müllabfuhr zügig lösen zu können“, sagt der Stadtsprecher.

Lösung gefunden – Langenbach bald keine Durchfahrtsstraße mehr

Die Anwohner dagegen hätten sich eine transparente Kommunikation von Seiten der Stadt gewünscht, sind sie sich einig. „Dann hätten wir eine vielleicht Maßnahmen ergreifen können, die zur Zufriedenheit aller geführt hätten“, sagt Uwe Langauer. Ihr Lösungsvorschlag: „Das Sackgassen-Schild wurde entfernt, dann könnten sie wenigstens eine 30er-Zone aus der Straße machen“, sagt einer der Nachbarn.

Doch: Es gibt gute Nachrichten. Die Stadt möchte die Straße für den „normalen“ Verkehr wieder sperren. Rettungsdienst und Müllwagen sollen zwei herausnehmbare Pfosten nutzen können.

Diese Texte haben viele Menschen interessiert