Bochum-Wattenscheid. In Wattenscheid fließt Abwasser durch einen offenen Kanal, direkt am Haus von Familie Schnitzler vorbei. Die Stadt wollte längst reagiert haben.

„Die Situation hat sich in den vergangenen Monaten immer weiter zugespitzt“, sagt Frederik Schnitzler. Er wohnt mit seiner Familie direkt am offenen Abwasserkanal in Bochum-Wattenscheid. Der Kanal sei brüchig – immer wieder laufe dieser über, wenn es viel und lange regnet. Auch um die Umwelt sorgt sich der Anwohner.

Das durch das Regenwasser verdünnte Abwasser läuft dann in den Wald, der an das Haus der Schnitzlers grenzt. „Da hängen hier 30 bis 40 Centimeter hoch in den Bäumen die Hygieneartikel“, sagt er. Das Schmutzwasser sickere zudem in das Erdreich. „Wenn das Wetter ruhig ist, ist alles gut. Wenn aber viel Regen auf einmal kommt, ist der Kanal ein reißender Bach“, ergänzt seine Mutter Christine Schnitzler.

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++

Offener Abwasserkanal in Bochum: Schmutzwasser auf Terrasse gelaufen

Ob sie im Haus etwas von dem offenen Abwasserkanal mitbekommen, sei von der Witterung abhängig. „Wenn es längere Zeit nicht regnet, ist es manchmal so unerträglich, dass man die Fenster nicht aufmachen kann“, sagt Christine Schnitzler.

Wenn es aber viel geregnet hat, könne das Wasser nicht richtig abfließen oder versickern. „Das hat elendig gestunken“, sagt die Anwohnerin. Ihr Haus, in dem sie seit 50 Jahren wohne, liege zum Glück etwas höher, sodass es nicht in den Garten fließt. Hinter dem Haus hätten sie allerdings eine etwas niedrigere Terrasse. „Da ist es schonmal drübergelaufen.“ Immer wieder hätte Frederik Schnitzler bei der Stadt und auch dem Tiefbauamt auf die Schwierigkeiten mit dem Kanal aufmerksam gemacht. „Es ist mehr als dringlich, dass man das nicht weiter aufschiebt“, sagt Christine Schnitzler.

Der Abwasserkanal in Bochum-Eppendorf bereitet den Anwohnern Probleme. Die Instandsetzungsversuche seien mehr als dürftig. Anwohner Frederik Schnitzler meint, es wird Geld verschwendet.
Immer wieder wird der offene Abwasserkanal in Bochum-Wattenscheid ausgebessert und aufgeschüttet. Bei Regen kam es schon häufig vor, dass das Abwasser aus dem Kanal in den umliegenden Wald fließt. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Stadt Bochum kennt das Problem

Das Problem in der Hektorstraße, parallel zur Eppendorfer Straße, ist der Stadt bekannt, bestätigt Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum. Schon vor mehr als 16 Jahren sei ein „Konzept für die Beseitigung der offenen Abwasserführung im Umfeld des Grenzgrabens“ entwickelt worden. Das Projekt sei jedoch sehr umfangreich. „Seit 2006 wurden in dem Bereich von Hektorstraße, Eppendorfer Straße, Gartenstraße bis In der Mark viele Einzelmaßnahmen umgesetzt“, sagt der Stadtsprecher.

„ Die Überflutungsereignisse der letzten Jahre und Erkenntnisse zum Klimawandel zwangen uns, die Planung noch einmal mit einem zusätzlichen Regenwasserkanal zu ergänzen.“

Peter van Dyk, Sprecher der Stadt Bochum

So sei beispielsweise ein Regenrückhaltebecken gebaut worden. Außerdem seien der Grenzgraben von der Hektorstraße bis In der Mark renaturiert und ein verrohrtes Gewässer sowie Kanäle im Knotenpunkt Hesternstraße / Eppendorfer Straße gebaut worden. Diese Maßnahmen dauerten bis 2015, sagt van Dyk. Wegen des Baus der Kreisverkehre in Eppendorf, der insgesamt vier Jahre dauerte, hätte dann die Eppendorfer Straße nicht gesperrt werden können. „Sonst wäre das Zentrum nicht mehr erreichbar gewesen.“

Stadt Bochum: „Problem hat sich in dem Bereich verschärft“

Aber auch van Dyk sagt, dass sich die Situation in den vergangenen Jahren weiter zugespitzt habe. „Seit Erschließung Schleiermacherstraße / Ruhrstraße hat sich das Problem in dem Bereich verschärft bzw. ist das der Unterhaltung zugetragen worden“, so der Stadtsprecher. Punktuell seien dann immer wieder Betonplatten, Auskolkungen und Schädigungen repariert worden.

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Erneut verschärft habe sich die Lage vor zwei Jahren. „Vermutlich mit Einzug/Bezug Schleiermacherstraße.“ Es sei mehr Fläche versiegelt und die Wassermenge sei gestiegen. Hinzu komme: „Die Überflutungsereignisse der letzten Jahre und Erkenntnisse zum Klimawandel zwangen uns, die Planung noch einmal mit einem zusätzlichen Regenwasserkanal zu ergänzen.“

Offener Abwasserkanal in Bochum wird immer wieder ausgebessert

Immer wieder hat es auch in den vergangenen Wochen und Monaten stark geregnet. Das machte sich bei dem Kanal bemerkbar. Mitte August sei der Kanal ein weiteres Mal ausgebessert worden. „Dürftig“, wie Frederik Schnitzler findet. Mit Schotter und Zement seien die ausgespülten Bereiche vorerst instandgesetzt worden, sagt van Dyk. „Dann kam aber wieder Regen und der ganze Schotter war weg“, erinnert sich Christine Schnitzler.

In der 39. oder 40. Kalenderwoche solle daher eine erneute Ausbesserung mit Beton erfolgen, sagt van Dyk. „Jetzt können wir nur hoffen, dass die aufgeschüttete Höhe ausreicht, wenn es das nächste Mal regnet“, sagt Frederik Schnitzler.

Anwohner machen sich Sorgen um die Umwelt

Das alles soll aber bald Geschichte sein. „In der Eppendorfer Straße wird derzeit die Mischkanalisation überplant“, sagt van Dyk. Dort soll ein Trennsystem entstehen, in dem behandlungsbedürftiges Regen- und Schmutzwasser separiert von sauberem Regenwasser abfließt. Derzeit sei die Kanalisation in Planung. „Der Bau ist ab der zweiten Jahreshälfte 2025 geplant“, so van Dyk.

Frederik Schnitzler mache sich aber auch Sorgen um die Umwelt. Die Familie bezeichnet das Gebiet auch als „grüne Lunge für Eppendorf und Höntrop“. „Die darf nicht verkommen“, sagt Christine Schnitzler. Auch, weil Kinder in dem Waldstück spielen.

Im Anschluss an alle Baumaßnahmen erfolge aber die Renaturierung des Grabens sowie der Fläche, sagt van Dyk. Dort soll nach den Umbaumaßnahmen nur noch eine gedrosselte Menge reines Regenwasser fließen.

Diese Texte haben viele Menschen interessiert