Bochum. Ein Bochumer Unternehmer unterstützt Fans des VfL Bochum, die sich einen Stadionbesuch nicht leisten können. Warum dieses Angebot so wichtig ist.
Die Nachfrage nach Tickets für Spiele des VfL Bochum ist hoch. Bei knapp 18.000 Dauerkarten sind nur wenige Karten über, die der Bundesligist im Vorverkauf seinen Fans anbietet. Schon dann muss man schnell sein – und Vereinsmitglied, denn nur wer dem Verein beigetreten ist, darf Tickets bestellen. Noch schwieriger ist es, an Karten zu kommen, wenn sich Fans diese finanziell nicht leisten können.
Eine von ihnen ist Julia Müller, die eigentlich anders heißt. Zum Schutz ihrer beiden Kinder möchte die alleinerziehende Mutter anonym bleiben. Sie nehme das Angebot von Marwan Omeirat wahr, der Menschen in finanziellen Notlagen unterstützt und ihnen einen Stadionbesuch ermöglicht. Aufgrund mehrerer Schicksalsschläge sei es für Müller nicht möglich, selbst Karten zu bezahlen – die Mitgliedschaft sei zu teuer. „Ansonsten könnten wir an dieser Art von soziokulturellem Leben nicht teilnehmen“, sagt sie.
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Das Schöne: Sie müsse sich nicht erklären, weder vor Omeirat noch vor anderen Familien, die das Angebot in Anspruch nehmen. „Wir sind alle ähnlich gestellt oder nehmen das aus ähnlichen Gründen wahr“, sagt Müller.
Omeirat ermöglicht Fans Besuch bei VfL-Bochum-Spiel
Marwan Omeirat hat das Projekt ins Leben gerufen. In der Fanszene ist der 51-Jährige bekannt, er ist einer der Gründer des „Zug-um-Zug-Fanexpress“ und Geschäftsführer des Unternehmens. Omeirat habe von zwei Fans jeweils eine Dauerkarte zur Verfügung gestellt bekommen, die sie selbst in dieser Saison nicht nutzen können. Er gibt diese an VfL-Fans weiter, die sich einen Stadionbesuch sonst nicht leisten könnten. „Ich möchte die Menschen glücklich machen, vor allem die Kinder“, sagt Omeirat.
Doch warum ist es ihm dieses Projekt so wichtig? „Ich habe nie den Blick verloren, für die Leute links und rechts von mir“, sagt er. Seine eigenen Mittel seien zwar begrenzt. Er habe sich über die vergangenen Jahre aber ein großes Netzwerk aufgebaut durch, durch das Projekte wie dieses möglich ist. „Ich versuche immer im Rahmen meiner Möglichkeiten zu helfen.“
Dabei werde ihm auch immer wieder geholfen. „Dadurch, dass wir das ins Leben gerufen haben, kommen auch Menschen auf mich zu, die uns Geld geben, um das Projekt zu unterstützen“, sagt er. Zusätzlich zum Eintritt ins Stadion spendiere er den jeweiligen VfL-Fans eine Pommes mit Currywurst sowie ein Getränk.
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Bochumer Mutter nutzt das Angebot
Müller ist sehr froh, dass es ein solches Angebot gibt. Die Augen ihrer Kinder leuchten, wenn sie im Ruhrstadion den VfL anfeuern, sagt sie. Auch als der VfL noch in der zweiten Bundesliga spielte, sei sie im Stadion gewesen. „Da waren wir finanziell noch besser aufgestellt“, sagt die Mutter. Aufgrund der hohen Nachfrage, besonders seit dem Aufstieg, sei es aber immer schwieriger an Karten zu kommen. Da sich auch die finanzielle Lage der alleinerziehenden Mutter geändert habe, sei sie auf Omeirats Angebot angewiesen.
„Ich habe nie den Blick verloren, für die Leute links und rechts von mir.“
„Natürlich wäre ich gerne öfter hier. Ich möchte aber anderen nichts wegnehmen“, sagt Müller. Sie nehme sich dann zurück und lasse anderen Fans den Vortritt, die sich ebenfalls in einer finanziellen Notlage befinden. „Wir waren ja schonmal im Stadion.“ Das letzte Mal sei aber auch schon einige Zeit her – zuletzt sei sie vor circa einem Jahr im Stadion gewesen. Das nächste Mal werde sie den Bundesligisten vermutlich beim Heimspiel gegen den SC Freiburg in der zweiten Saisonhälfte im Ruhrstadion anfeuern.
Highlight ist die Auswärtsfahrt nach Frankfurt
Ein Highlight für Müller und ihre Kinder: Sie fahren zum Auswärtsspiel des VfL Bochum nach Frankfurt. Das stehe schon fest. Omeirat habe einen Bus organisiert, der mehrere Fans zum Spiel gegen die Eintracht am ersten November-Wochenende bringt. Das Besondere: „Jeder zahlt, was er kann“, erklärt er. „Wir schauen, wie viel Geld wir zu dem Zeitpunkt dann zur Verfügung haben“, sagt Müller. Omeirat kümmere sich um die Tickets. „Dabei und nicht außen vor zu sein“, sagt Julia Müller, „das ist das Schöne.“