Bochum. Millionen haben die Stadtwerke Bochum durch den Steag-Verkauf eingenommen. Der Versorger steckt sie in die Energiewende – u.a. in diese Projekte.

Mehr als 400 Millionen Euro haben die Stadtwerke Bochum bislang in die Erneuerbare Energie investiert, weitere 150 Millionen Euro sind bereits verplant. Die Energiewende wird den stadteigenen Energieversorger aber noch viel mehr kosten. Und: Er muss sich beim Um- und Ausbau der Infrastruktur sputen. Denn: Von 2030 muss der Anteil erneuerbarer Wärme gesetzlich bei mindestens 30 Prozent liegen, bis 2040 sogar bei mindestens 80 Prozent.

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Geschäftsführer attestiert Stadtwerke gute Ausgangslage

„Unsere Ausgangslage ist gut, die Herausforderungen, vor denen wir angesichts der Dekarbonisierung von Strom, Wärme und Mobilität stehen, sind allerdings immens“, sagt Frank Thiel, Sprecher der Stadtwerke-Geschäftsführung. Die ausgegebene Zielsetzung mutet dabei beinahe an wie die Quadratur des Kreises: „Wir wollen unsere Dekarbonisierungsziele erreichen, dabei aber weiter wirtschaftlich handeln und die Bezahlbarkeit für unsere Kundinnen und Kunden gewährleisten.“

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Ein wesentlicher Pfeiler, um dieses Ziel zu erreichen, ist der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung. Die Erzeugungsleistung der eigenen Anlage plus die Bochumer Anteile an Gemeinschaftsprojekten, vor allem mit Trianel, liegt momentan bei 129 Megawatt (MW). „Unser Ziel ist es, das Portfolio bis 2030 etwa auf 230 MW Erzeugungsleistung auszubauen“, so Elke Temme, die seit Januar 2024 als Nachfolgerin von Dietmar Spohn gemeinsam mit Frank Thiel an der Spitze der Stadtwerke steht.

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Stärker als bislang will der Energieversorger in Zukunft erneuerbare Energie in der eigenen Stadt und in der Region produzieren. Vor einigen Tagen hat er seinen ersten eigenen Windpark in NRW vorgestellt. In der Nähe von Iserlohn werden von Sommer 2025 an zwei große Windräder Strom erzeugen, die rechnerisch jährlich zur Versorgung von knapp 9000 Haushalten reichen.

„Um unsere Ziele zu erreichen, werden wir weitere Projekte wie dieses realisieren“, kündigt Temme an. Und: Auch das Potenzial für Photovoltaikanlagen auf Bochumer Dächern wollen die Stadtwerke verstärkt nutzen. Tatsächlich ist das Ausbaupotenzial immens. Nach Einschätzung der Stadt gibt es gut geeignete PV-Anlagenflächen im Umfang von 4.516.665 Quadratmetern, geeignete PV-Anlagenflächen im Umfang von 3.638.916 Quadratmeter und immerhin 1.402.521 Quadratmeter noch bedingt geeignete Flächen. Alles in allem ließe sich auf diese Weise etwa 35 Mal so viel Energie erzeugen als noch 2020, mehr als die knapp 200.000 Haushalte in Bochum könnten so versorgt werden.

Auch ganz neue Wege will der Energieversorger dabei beschreiten. Nachdem er unter dem früheren Opel-Werk in Laer bereits bis in 800 Metern Tiefe nach Grubenwasser hat bohren lassen, das künftig für die Wärme- und Kälteversorgung im Wissenschafts- und Technologiequartier Mark 51/7 sorgen soll, plant er jetzt, die Wärme aus geklärtem Abwasser zu nutzen, um Wärme zu erzeugen. Am Klärwerk Oelbachtal an der Stadtgrenze zu Witten könnte dazu eine Großwärmepumpe errichtet werden. „Erste hydraulische Simulationen haben ergeben, dass sich der Standort gut eignen würde.“, sagt Elke Temme. „Der große Vorteil ist, dass das Abwasser ganzjährig zur Verfügung steht, also eine grundlastfähige ökologische Wärmeerzeugung mögliche wäre.“ Indes: Noch ist das Projekt in der Planungsphase. 

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