Gelsenkirchen. Was Tamer Albuz plant: In einem Ex-Hotel in Gelsenkirchen sollen bald Senioren mit und ohne Demenz und Auszubildende unter einem Dach wohnen.

Als 14-Jähriger ist Tamer Albuz mit seinem Onkel (der einen Pflegedienst in Buer betreibt) zu Senioren gefahren, um diesen mit Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spielen die Zeit zu vertreiben und ihren Geschichten zu lauschen. Mit 17 Jahren, nach dem Realschulabschluss, begann er die Ausbildung zum Krankenpfleger in Essen. Mit 26 Jahren machte er sich mit seinem ambulanten Pflegedienst ASG in Gelsenkirchen am Stern selbstständig. Jetzt, mit 29 Jahren, will der leidenschaftliche Bueraner an der Bismarckstraße ein ehemaliges Hotel zu einem Mehr-Generationenhaus mit Demenz-WG, Wohnungen für Krankenpflegeschüler und -studenten und seniorengerechten Wohnungen umbauen.

Die ganze Familie arbeitet in der Krankenpflege – bei verschiedenen Trägern

„Meine ganze Familie arbeitet in der Kranken- und Seniorenpflege. Es war für mich selbstverständlich nach dem Schulabschluss, dass ich das auch mache“, berichtet Albuz. Nach der Ausbildung in Essen und diversen Fortbildungen arbeitete er zunächst im Pflegeunternehmen seines Onkels in Buer, bevor er sich im April 2018 selbstständig machte. 91 Mitarbeiter zählt seine ASG-Pflege mittlerweile, auch seine Frau gehört dazu. Auch sie ist gelernte Krankenpflegerin. Aktuell kümmert sie sich allerdings eher um die Buchhaltung. Sohn Ali, das zweite Kind der Familie, ist erst sechs Wochen jung, da ist Büroarbeit besser leistbar als externe Pflege.

Umbau soll in weniger als einem Jahr abgeschlossen sein

Hier soll ein Gemeinschaftsraum entstehen, allerdings deutlich gemütlicher ausgestattet, in wärmeren Farben als bisher, versichert Tamer Albuz.
Hier soll ein Gemeinschaftsraum entstehen, allerdings deutlich gemütlicher ausgestattet, in wärmeren Farben als bisher, versichert Tamer Albuz. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ehrgeizige Zeitpläne hatte der Lokalpatriot, wie Albuz sich selbst nennt, schon immer. Nun will er bereits im September 2022 ein Mehr-Generationenhaus im ehemaligen Hotelgebäude eröffnen. In dieser Woche reichte er die Umnutzungspläne samt Bauantrag bei der Stadt ein. Architekten und Brandschutzbeauftragte – insgesamt 18 Personen sind in den Umbau eingebunden, so Albuz – seien bereits im Boot. Und es gilt durchaus einiges umzubauen. Zahlreiche Durchbrüche, Verbreiterungen für einen barrierefreien Zutritt und einiges mehr sind notwendig. Die Substanz des in den 90er Jahren erbauten Hauses an der Bismarckstraße 245 sei allerdings gut, betont Albuz.

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Überzeugt vom Konzept der Demenz-Wohngemeinschaften

Schon im Herbst 2022 will Tamer Albuz das Gebäude als Mehr-Generationen-Haus in Betrieb nehmen können.
Schon im Herbst 2022 will Tamer Albuz das Gebäude als Mehr-Generationen-Haus in Betrieb nehmen können. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Vor allem die Demenz-WG liegt Albuz am Herzen. „Wir haben bereits eine Demenz-WG von einem anderen Betreiber übernommen. Das Konzept hat mich sehr überzeugt“, erklärt er den Hintergrund. Zur Bismarckstraße hin will er anstelle der aktuellen Stellplätze einen Garten mit klarer (begrünter) Abgrenzung zum Straßenraum anlegen lassen, der Eingang zum Haus soll von der Rückseite erfolgen. „Dass der Garten direkt an der Straße liegt und somit nicht ganz leise ist, soll sogar gut sein für die Senioren, die dadurch das Gefühl haben, weiter mitten drin zu sein“, sagt Albuz. Ein Experte habe ihm das versichert.

Schon als junger Mann, als der Onkel ihn zu Patienten mitnahm, sei er vom Wissen und Erfahrungsschatz der alten Menschen beeindruckt gewesen, berichtet Albuz. Noch heute fahre er gern, wenn die Zeit es irgendwie zulässt, zu Patienten, um sich zu vergewissern, dass es ihnen gut geht, um sich mit ihnen zu unterhalten. „Das geht nicht bei allen unseren rund 400 Klienten. Aber bei den Alleinstehenden, die niemanden haben, versuche ich das regelmäßig“, versichert er. Zu den Klienten gehören auch Beatmungspatienten, die 24-Stunden-Betreuung benötigen. Albuz selbst hat Fortbildungen für die Pflege von Beatmungspatienten und demenziell Beeinträchtigte sowie im Wundmanagement absolviert.

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Platz für Senioren mit und ohne Demenz

In dem viergeschossigen Gebäude in Bismarck sind für das Erdgeschoss Gemeinschafts- und Essensräume geplant. In den oberen Stockwerken soll Raum für zwölf Menschen mit demenziellen Einschränkungen in Wohngemeinschaften mit Sanitäranlagen entstehen.Im obersten Geschoss sind vier Wohnungen für Auszubildende und Studierende geplant – am liebsten aus der Pflegebranche, sodass diese möglicherweise im Haus auch praktische Erfahrungen machen können. Dies soll aber keine Bedingung sein. Zudem sollen acht barrierefreie Seniorenwohnungen in dem Gebäude Platz finden.

Das ehemalige Hotel hat Albuz von dem bisherigen Hotelbetreiber gekauft, der aus Gesundheitsgründen den Betrieb aufgeben habe. In den gut ausgestatteten Zimmern sieht es noch aus, als wäre gestern der letzte Gast abgereist. Das Mobiliar kann er dennoch nur zum sehr kleinen Teil nutzen, die Dusch- und Toilettenräume sind zu schmal, um seniorengerecht zu sein. Doch all das hat Albuz längst auf dem Schirm und geplant.

Nun hofft er, dass die Stadt sein Tempo mithält in Punkto Genehmigungen und Nutzungsänderung. „Ich bin zuversichtlich! Ich habe schon einiges gebaut in Gelsenkirchen und es hat immer geklappt“, versichert er.