Gelsenkirchen. Die Impfbanane sprüht Thomas Baumgärtel als Ehrung für besonderes Impf-Engagement. Nun ziert sie die Praxis von Dr. Gewaltig in Gelsenkirchen.
Rund 4000 Impfungen gegen eine Corona-Infektion haben Dr. Isabel Gewaltig und ihr Team seit April bereits in Gelsenkirchener Oberarme gespritzt. Die Arbeitsbedingungen für die Ärztin und das Team waren vorsichtig formuliert nicht immer optimal dank schwieriger Kommunikation von Bundes- und Landespolitikern. Nun aber gab es zum Dank ein Original-Kunstwerk, an die Wartezimmer-Wand gesprüht vom Kölner Künstler Thomas Baumgärtel persönlich: seine Impfbanane!
Wertschätzung für besonders Engagierte beim Impfen gegen Corona
Als die Ärztin erstmals von der Impfbananen-Aktion von Baumgärtel gehört hatte, der seine berühmte Kulturbanane eigens abgewandelt hatte, um engagierten Medizinern und medizinischem Personal seine Wertschätzung zu zeigen und sie damit auszuzeichnen, stand für Isabel Gewaltig fest: So eine Impfbanane möchte ich auch haben, als positives Signal! Als sie dann auch noch eine solche in einem Seniorenheim entdeckte, reifte ihr Entschluss, sich darum zu bemühen. [Zum Thema: Chaos und Frust zum Impfstart]
Gelsenkirchen: Auszubildende wollte Chefin mit Kunstaktion überraschen
Die Initiative allerdings ergriff dann ihre Auszubildende am Empfang der Praxis, Melanie Burkandt. Sie recherchierte, im Hinterkopf die Idee, die Chefin damit zu überraschen. Der Preis für die Aktion – 400 Euro – ließ sie zwar zunächst zurückschrecken. Als die Chefin jedoch davon erfuhr, vereinbarte sie umgehend einen Termin mit Baumgärtel.
Nach der Impf-Banane den Impf-Booster
Mit seinem Köfferchen voller Spraydosen, den Schablonen und bester Laune sprayte Baumgärtel am Montagabend an der Feldmarkstraße seine künstlerische Auszeichnung für das engagierte Praxisteam auf die Wand. Ausnahmsweise in einem Innenraum statt auf die Hauswand, da das Gebäude nicht der Ärztin gehört. Ob die Banane nun einen Rahmen bekommt, mit einer Glasscheibe geschützt wird oder schlicht für allein wirken soll: Das überlässt Baumgärtel den Ausgezeichneten selbst.
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Bis zu 300 Impfungen je Woche in der Praxis – „Am Limit“
250 bis 300 Impfungen verabreicht die Praxis jede Woche. „Wir impfen jeden Tag, während und nach der Sprechstunden und in den letzten vier Wochen auch samstags. Wir sind langsam am Limit, aber es ist ja wichtig und der einzige Weg aus der Pandemie. Für mich ist die Impfbanane ein sehr positives Signal in dieser Zeit“, erklärt die Ärztin, die nicht nur die eigenen Patienten versorgt. Aktuell allerdings werden neue Termine erst wieder für Februar vergeben. Wird ein vereinbarter Termin abgesagt, wird umgehend jemand von der Warteliste eingeladen, um keine Impfdosis verfallen zu lassen.
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Man hat es uns ja nicht leicht gemacht. In der allerersten Woche im April haben wir keine einzige Dosis bekommen entgegen der Ankündigung, in der Folge gab es immer wieder weniger als versprochen. Dann hieß es boostern nur für die über 70-Jährigen, dann plötzlich für alle. Das haben wir gleichzeitig mit den Patienten erfahren, und die setzen solche Ansagen der Politik immer sofort um und erwarten, dass wir darauf vorbereitet sind“, berichtet sie von den vielen kommunikativen Fallstricken, die immer wieder gespannt werden. [Zum Thema: Keine Testpflicht für Begleitpersonen]
Fassungslos angesichts ständiger Kehrtwendungen der Politik ohne Ankündigung
„Als es dann auch noch hieß, wir sollen alle Mitarbeiter unabhängig vom Impfstatus täglich testen und alle Begleiter von Patienten dürfen nur mit aktuellem Test rein, da waren wir fassungslos. Zum Glück ist das ja dann doch zurückgenommen worden“, erinnert sie sich seufzend.
Die Initiatorin der Kunst-Aktion, Melanie Burkandt, die am Praxisempfang auch das Telefon im Blick hat, hat in den letzten Monaten manches Mal viel Geduld aufbringen müssen, um Patienten zu beruhigen, die vehement jetzt und sofort einen Impftermin einforderten. Aktuell muss häufig erklärt werden, warum Moderna garantiert ebenso gut ist als Impfstoff wie Biontech, außer für unter 30-Jährige.
Zeichen der Wertschätzung
Thomas Baumgärtel sollte nach dem Willen des Vaters Mediziner werden. Er entschied sich fürs Künstlerdasein, ließ sich neben dem Psychologiestudium aber auch zum Kunsttherapeuten ausbilden. Kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatte eine Ausstellung mit dem Titel „Kunst heilt“ konzipiert.
Als Danksagung an das Krankenhaus- und Pflegepersonal und als Zeichen derWertschätzung von Institutionen, die sich besonders beim Impfen engagieren, hat er in Anlehnung an seine seine berühmte Kultur-Banane das Street-Art-Projekt „Impfbanane“ gestartet. Mittlerweile sind sie in über 80 Institutionen in mehr als 40 Städten Deutschlands zu finden. Vier davon zieren nun Gelsenkirchener Wände: Drei an Seniorenheimen und nun auch das Wartezimmer der Praxis Gewaltig.
Ein großes Problem ist und bleibt wohl auch noch das Telefon, das immer klingelt, was dazu führt, dass die Praxis – wie die allermeisten anderen ebenfalls – telefonisch kaum erreichbar ist. Auch das Angebot von Online-Anmeldung hat daran nicht allzu viel geändert.
Impfung unter der Impf-Banane
Feierabend hatte Dr. Gewaltig beziehungsweise ihr Impfteam allerdings auch nach Praxisschluss am Montag nicht: Der Meister, Thomas Baumgärtel, nutzte die Gelegenheit und ließ sich vor Ort selbst den bei ihm ausstehenden Impf-Booster setzen. Sitzend, unter der Impfbanane, versteht sich.
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