Mülheim. Beim Thema Verkehrssicherheit arbeiten das Ordnungsamt Mülheim, die Grundschulen und die Eltern zusammen. Ihr Ziel: Gefahrenstellen entschärfen.

Im Herbst 2021 ist die Hölterschule für ihren Kampf gegen Elterntaxis und für mehr Verkehrssicherheit ausgezeichnet worden. In dieser Woche nun ging die Schule aus Holthausen erneut mit gutem Beispiel voran: Als eine von 19 Mülheimer Grundschulen nimmt sie aktuell an einem Projekt mit dem Mülheimer Ordnungsamt teil. Weil sie zügig alle erforderlichen Unterlagen zusammengetragen und eingereicht hatte, wurden am Mittwoch in ihrem Umfeld zwei Elternhaltestellen eingerichtet. Vereinzelt gibt es solche Kurzzeit-Parkplätze schon an Mülheimer Schulen – absehbar sollen sie vielerorts zum Stadtbild gehören.

Welche Wege laufen die Schulkinder morgens und mittags? Wie fahren die Eltern ihren Nachwuchs zur Schule? Das Ordnungsamt hatte den Schulen Auszüge aus dem Stadtplan zugeschickt, und die Eltern waren aufgefordert, die genauen Routen einzuzeichnen. „Es ist ein Leichtes, am Reißbrett Elternhaltestellen zu planen, doch wenn man Akzeptanz will, muss man Schulen und Eltern mit ins Boot holen“, hatte Sonja Knopke, Leiterin der Straßenverkehrsbehörde im Ordnungsamt, diesen Schritt im Oktober 2021 begründet.

An Oppspring und Tilsiter Straße in Mülheim gibt es nun neue Elternhaltestellen

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Viele Eltern der rund 400 Mädchen und Jungen also markierten fleißig und die Lehrer werteten das Datenmaterial aus und fanden zum Beispiel heraus, wo auf dem Schulweg besonders viel los ist. Überprüft wurden auch bauliche Gegebenheiten, berichtet Knopke, „man musste schauen, wie und wo der Verkehr gut an- und abfließen kann“. Letztlich stand fest: An der Straße Oppspring auf Höhe des Hauses 41 wäre ein guter Platz für eine Elternhaltestelle und ein weiterer an der Tilsiter Straße oberhalb der Hölterhöhe.

Die sogenannten Hol- und Bringzonen, die mit eindeutigen Schildern gekennzeichnet sind und in denen zwischen 7 und 9 Uhr am Morgen und 12 bis 16.30 Uhr am Nachmittag ein eingeschränktes Halteverbot gilt, befinden sich bewusst einige Hundert Meter vom Hauptgebäude entfernt. So müssen die Kinder zumindest noch einen kurzen Weg zu Fuß zurücklegen. Natürlich werde man dadurch nicht alle Verkehrsprobleme lösen, sagt Knopke, „doch wenn wir die Situation etwas entzerren können, ist ja auch schon etwas geschafft“.

Sechs weitere Mülheimer Grundschulen sollen in Kürze folgen

Umfrage gibt auch Auskunft über Konflikte im Straßenverkehr

Auch Ordnungsamtsleiterin Kerstin Kunadt wartet gespannt auf die Ergebnisse der Elternbeteiligung. Sie will wissen, welche Wege die im Verkehr besonders gefährdete Gruppe der Schüler und Schülerinnen nutzt und wo es Probleme gibt: Wo missachten Autofahrer Regeln? Wo parken sie verkehrt? Wo bringen sie junge Menschen in Gefahr?

Wenn klar ist, wo es Konflikte gibt, werden dort verstärkt Kontrollen durchgeführt. Acht Verkehrsüberwacher, die sich um Verstöße im ruhenden Verkehr kümmern, zählt Kunadt zu ihrem Team. Unterstützt werden sie von 16 Leuten des Kommunalen Ordnungsdienstes. Dort, wo das Chaos besonders groß ist, will Kunadt mit dem kompletten Team aufkreuzen und durchgreifen.

Auch die Katharinenschule, die GGS am Krähenbüschken, die GGS am Steigerweg, die GGS an der Trooststraße sowie die GGS an der Augustastraße haben bereits Daten gesammelt und gesichtet – die Verwaltung prüft nun, ob und wo sie dort eine oder mehrere Elternhaltestellen einrichten wird. „Die Auswertung läuft“, so Knopke. Auch weitere 13 Mülheimer Grundschulen haben ihre Mitarbeit angekündigt und Schritte vorbereitet. Insgesamt 19 der 22 Mülheimer Grundschulen also machen beim Projekt mit.

Allein mit dem Aufstellen der Schilder aber wird es auf Dauer nicht getan sein, betont die Leiterin der Straßenverkehrsbehörde. „Um das Problem der Elterntaxis wirklich in den Griff zu bekommen, müssen immer wieder Projekte mit Schülern und Eltern durchgeführt werden. Je engagierter eine Schule ist, desto besser.“ Laufpatenschaften für Erstklässler seien etwa eine gute Idee.

„Die Eltern sind die Hauptverantwortlichen für die allmorgendlichen Autokarawanen“

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An der Hölterschule gab es noch jede Menge anderer kreativer Ansätze. Die Jury hatte die Preisverleihung im Herbst auch so erklärt: „Die Schule hat beeindruckt mit einem umfangreichen und äußerst vielfältigen Programm, das auf alle Altersstufen abgestimmt war.“ Die Eltern als „Hauptverantwortliche für die allmorgendlichen Autokarawanen“ könnten viel von den Kleinen lernen, so Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des beteiligten Deutschen Kinderhilfswerkes. „Zufußgehen macht Spaß und stärkt das Selbstbewusstsein.“