Essen. Der Kurzmitteilungsdienst Whatsapp für Smartphones steht erneut in der Kritik. Kanadische und niederländische Datenschutzbehörden bemängeln nach einer gemeinsamen Untersuchung vor allem den Zugriff der App auf Adressbücher der Nutzer. Die ist Voraussetzung für eine Nutzung - außer beim iPhone.

Erst war es ein Datenleck, mit dem Whatsapp in die Negativ-Schlagzeilen geriet: Hacker hätten zu leichtes Spiel, könnten die privaten Kurznachrichten zu leicht knacken, monierten Datenschützer im vergangenen Jahr. Das Loch haben die Macher gestopft, verschlüsseln die Nachrichten seitdem.

Trotzdem steht der Kurzmitteilungsdienst, mit dem sich über eine Internetverbindung kostenlos Nachrichten von Smartphone zu Smartphone schicken lassen, erneut in der Kritik. Nach einem Jahr gemeinsamer Untersuchung kommen die kanadische und die niederländische Datenschutzbehörde zu dem Schluss: "Wir sind noch nicht zufrieden", erklären sie in einer gemeinsamen Pressemitteilung.

Nur iPhone-Besitzer können einzelne Kontakte zu Whatsapp hinzufügen

Hauptkritikpunkt: die Neugier des Programmes. Wer Whatsapp nutzen will, müsse zuvor sein komplettes Adressbuch offenlegen - inklusive all jener Kontakte, die die App gar nicht nutzen. Dies "verstößt gegen Datenschutzrecht", finden die Behörden. "Nutzer und Nicht-Nutzer sollten die Kontrolle über ihre persönlichen Daten haben, und Nutzer sollten in der Lage sein, frei zu entscheiden, welche Kontakte sie mit Whatsapp teilen wollen."

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Immerhin eine Nutzergruppe hat der Studie zufolge die Möglichkeit, einzelne Kontakte manuell bei Whatsapp einzugeben: Nutzer von iPhones mit der neuesten Apple-Software iOS 6. Wer mit einem Android-Smartphone, einem Blackberry, Nokia oder Windows-Phone telefoniert, hat bislang nur die Wahl: Whatsapp nutzen und das Adressbuch durchleuchten lassen - oder auf die Anwendung verzichten.

Whatsapp eine der meistverkauften Apps weltweit

Datenschutzbedenken halten viele Nutzer indes offensichtlich nicht ab: Whatsapp gehört der Studie zufolge zu den fünf meistverkauften Apps weltweit und wird Tag für Tag millionenfach genutzt. Apple-Nutzer zahlen beim Herunterladen 99 US-Cent (entsprechend 89 Cent in Deutschland), alle anderen nach einem Jahr 99 US-Cent pro Jahr - verschwindend wenig, verglichen mit den Kosten für einzelne SMS.

Die niederländische Datenschutzbehörde CBP ("College Bescherming Persoonsgegevens") will nach der gemeinsamen Studie mit den kanadischen Kollegen nun in einer zweiten Untersuchungsphase beobachten, ob Whatsapp auf die Kritik reagiert und dann entscheiden, ob sie Schritte gegen die Anbieter einleitet.

Auch die kanadischen Datenschützer wollen das Unternehmen im Auge behalten, zeigen sich aber zuversichtlich: "Whatsapp hat bereits die Bereitschaft gezeigt, unseren Empfehlungen zu folgen." (shu)