Berlin. . Die Kurznachricht feiert am diesem Montag Geburtstag und blickt zugleich einer ungewissen Zukunft entgegen. Die 160 Zeichen umfassende Textnachricht galt lange als Erfolgsmodell. Doch mit der rasanten Verbreitung von Smartphones bekommt die SMS auch zunehmend Druck von Konkurrenten.

Sie hat 160 Zeichen und auf gewissen Weise die Kommunikation revolutioniert: An diesem Montag wird die SMS 20 Jahre alt. Am 3. Dezember 1992 soll der britische Ingenieur Neil Papworth vom Computer seines Arbeitgebers, dem englisch-französischen IT-Dienstleister Sema Group, die erste SMS der Welt an ein Handy geschickt haben. Die Abkürzung SMS steht für "Short Message Service", also Kurznachrichten-Dienst. Empfänger war Richard Jarvis von Vodafone. Die Nachricht enthielt der Überlieferung zufolge nur zwei Worte: "Merry Christmas".

Besonders populär war die SMS anfangs allerdings nicht: Denn zu Beginn waren nur wenige Mobiltelefone in der Lage, Textnachrichten zu empfangen und zu versenden. Erst in den 1990er Jahren änderte sich das. Wurden in Deutschland 1998 lediglich 600 Millionen Kurznachrichten verschickt, werden es im Jahr 2012 nach Schätzungen des IT-Branchenverbands Bitkom rund 58 Milliarden sein - so viele wie nie zuvor. Statistisch verschickt jeder Deutsche pro Jahr 700 SMS.

Der Bitkom-Bereichsleiter für Kommunikationstechnologien, Bernd Klusmann, erklärt sich den Erfolg der Kurznachricht: "Sie lässt sich einfach bedienen und kann mit allen Mobiltelefonen geschrieben und empfangen werden. In Zeiten vor dem mobilen Internet war die unmittelbare Zustellung außerdem ein echter Pluspunkt."

SMS trieb die "Sprachökonomie" voran

Ein Erfolg ist die SMS nicht nur aus technischer Sicht. Sie gilt auch als Ursache, dass sich neue Sprachphänomene entwickelt haben. So wird zwischenmenschliche Zuneigung seit der SMS-Erfindung etwa gerne mal mit "ILD" (Ich liebe Dich) oder auch "HDL" (Hab Dich lieb) gekürzelt. Und neigen sich die positiven Gefühle dem Ende entgegen, bringen Hartgesottene das auch mal mit "BB" (Bye, Bye) kurz und knapp auf den Punkt. Professor Peter Schlobinsky, Germanist an der Universität Hannover und Deutschlands bekanntester SMS-Sprachforscher, sieht darin nichts Bedenkliches. Vielmehr sei diese "Sprachökonomie" eine ganz "normale Anpassungsform an die technischen Voraussetzungen". Die SMS sei gerade deshalb so beliebt, weil man sich in "effizienter und effektiver Form" anderen Menschen mitteilen könnte.

Doch trotz all dieses Lobs ist die Zukunft der SMS ausgerechnet im Jubiläumsjahr mehr als ungewiss. Durch die Verbreitung der internetfähigen Smartphones und Tablets gibt es auch neue Konkurrenz durch Onlinedienste wie WhatsApp, Twitter oder die sozialen Netzwerke. Zudem bieten in Deutschland neuerdings auch Telekommunikationsanbieter wie Vodafone und die Telekom ihren Kunden mit "Joyn" einen neuen internetbasierten SMS-Nachfolger an. Der entscheidende Vorteil ist, dass sie nahezu kostenfrei sind. Eine herkömmliche SMS dagegen kann je nach Anbieter bis zu 30 Cent kosten.

Ein historisches Zeitdokument: Das soll die weltweit erste SMS gewesen sein. (Fotos: Getty)
Ein historisches Zeitdokument: Das soll die weltweit erste SMS gewesen sein. (Fotos: Getty)

Experte glaubt an Zukunft der SMS

"Die neuen Dienste werden dem SMS-Verkehr erheblich zusetzen", sagt Friedhelm Hillebrand, der als einer der SMS-Erfinder gilt und das technische Konzept vor rund 20 Jahren damals für die Deutsche Bundespost entwickelt hatte. Dennoch hält er einen Abgesang auf die Kurznachricht für zu früh. Immerhin gebe es weltweit derzeit rund sechs Milliarden Handys, mit denen SMS verschickt werden können. Nur eine Milliarde davon seien Smartphones, auf denen die neuen Onlinedienste funktionieren.

Hinzu komme die sogenannte Maschine-zu-Maschine-Kommunikation. So könnten etwa bei Autos bei einem Unfall automatisch eine Notruf-SMS verschicken und Windkraftanlagen per Kurznachricht die Einspeisung von Energie in andere Netze anbieten. Dies seien Märkte, in denen die herkömmliche SMS künftig eher noch stärker nachgefragt sein könnte. "Es ist dann allerdings möglich, dass langfristig mehr Maschinen simsen werden als Menschen", prognostiziert Hillebrand. (dapd)