Essen. . Sie sind beliebte Alternativen zur SMS: Messenger machen das Verschicken von Nachrichten über die Internetverbindung des Handys möglich. Doch WhatsApp, eines der beliebtesten Programme, soll nicht sicher sein: Daten werden unverschlüsselt übertragen. Das macht es Hackern leicht.
SMS hat unsere Kommunikation nachhaltig verändert: Eben mal eine kleine Nachricht absetzen, wenn der Empfänger telefonisch nicht erreichbar ist. Doch der Short Message Service hat Konkurrenz bekommen. Für Smartphones gibt es Programme, sogenannte Apps, die den Versand kurzer Nachrichten, Fotos und Videos über die Internetverbindung des Handys abwickeln. Das spart Kosten. WhatsApp ist einer der beliebtesten Messenger. Doch er soll nicht sicher sein. Weil er Daten unverschlüsselt übertragen soll und Hacker so leichtes Spiel hätten, Dialoge mitzulesen. Außerdem ist nicht klar, ob der Betreiber Daten an Dritte weitergibt.
Datenschutz Fehlanzeige
Die Zeitschrift „Test“ der Stiftung Warentest stufte WhatsApp als „sehr kritische App“ ein. Das Magazin „Computer Bild“ bewertete den Kurznachrichtendienst mit dem Testurteil „Mangelhaft“, weil sich der Anbieter über die Nutzungsbedingungen „viel zu weitgehende Rechte“ über die verschickten Daten einräumen lasse. „Etwa, dass WhatsApp Daten an Dritte weitergeben darf, wenn der Anbieter im guten Glauben ist, dass dies sinnvoll sei“, schreibt das Magazin in seinem aktuellen Test. WhatsApp, so fand die Stiftung Warentest heraus, überträgt alle im Mobiltelefon gespeicherten Telefonnummern nicht anonymisiert an den Server des Betreibers. Außerdem, so die Tester, werde der Name des Mobilfunkbetreibers mit übertragen.
Apples neues iPhone 4S
Wofür die Anbieter des Messengers die gesammelten Daten genau verwenden, bleibt im Verborgenen. „Mit einer App wird keine Software, sondern eine Dienstleistung verkauft. Es entsteht eine Dauerbeziehung“, sagt Christian Gollner, Rechtsreferent bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz zur Zeitschrift „Test“. Im Verlauf dieser Beziehung verfeinerten Analysten das Kundenprofil. „Speicher- und Löschfristen? Fehlanzeige auch hier“, stellten die Tester der Stiftung fest.
Unverschlüsselte Übertragung
Doch die Datenschutzpolitik der einzelnen Anbieter ist nicht der einzige Kritikpunkt. Wer beispielsweise die Apps auf seinem Smartphone nicht über die Mobilfunkverbindung seines Handys, sondern über ein ungesichertes Drahtlos-Netzwerk (W-Lan) nutzt, läuft Gefahr, dass Dritte mitlesen können. Weil viele Programme, darunter auch der Messenger WhatsApp, Daten unverschlüsselt übertragen. So ist es sogar Laien möglich, Nachrichten theoretisch mitzulesen. Dafür sind sogenannte Spy Apps, also Spionageprogramme nötig, die es zwar nicht in den offiziellen App-Läden von Apple, Google oder Microsoft gibt, dafür aber zum Download im Internet. Wer sicher gehen will, dass niemand Fremdes mitliest, sollte sein W-Lan zu Hause also verschlüsseln und öffentliche Drahtlos-Netzwerke meiden.
Sichere Alternativen
WhatsApp ist allerdings nicht der einzige Messenger, der das Verschicken von Nachrichten und Bildern per Handy über das Internet ermöglicht. Computer Bild hat auch Alternativen unter die Lupe genommen. Und vergibt etwa für „MySMS“ die Note „Gut“. Das Programm sei zwar schmucklos, verschicke Nachrichten aber auch dann, wenn der Empfänger MySMS nicht installiert habe – und zwar als klassische SMS. WhatsApp dagegen funktioniert nur dann, wenn der Empfänger die App auch installiert hat.
Auch „Yuilop“ beherrscht das Versenden von Nachrichten an andere Mobiltelefone, auf denen das Programm nicht installiert ist. Diese kommen dann als echte SMS an. Die Übertragung von Fotos, Videos und anderen Dateien ist aber nur zwischen zwei Handys möglich, auf denen das Programm installiert ist.
"ChatOn" von Samsung
Auch gut hat „ChatOn“ abgeschnitten. Der Messenger aus dem Hause Samsung funktioniert auch auf anderen Smartphones, ein Samsung-Handy ist nicht zwingend notwendig. ChatOn gibt es sogar für Apples iPhone. Allerdings verzichtet das Programm auf das Verschicken normaler SMS, falls der Empfänger die App nicht installiert hat.
Apples eigener Dienst „iMessage“ dagegen funktioniert nur zwischen Apple-Handys ab Betriebssystem-Version 5.0. Dafür erfährt der Nutzer aber auch, ob seine Nachricht beim Empfänger eingetroffen ist. Testnote: „Befriedigend“.