Berlin. Journalisten im Ausnahmezustand, eine berüchtigte Serienmörderin und ein Deep-Fake-Film über Putin: Das bringt die neue Kinowoche.
In der ersten Januarwoche starteten nur eine Handvoll Filme, in der zweiten drängeln sich wieder mehrere. Da heißt es, sich einen Überblick zu verschaffen und eine Auswahl zu treffen. Wir haben für sie schon mal vorsortiert.
- „September 5“
Der Anschlag auf den Olympischen Sommerspielen in München ist bis heute ein Trauma. „September 5 - The Day The Terror Went Live“ arbeitet das aus einer ungewohnten Perspektive auf: Geschildert wird, wie das damalige amerikanische Fernsehteam den Anschlag erlebte, wie es im Schockzustand darüber berichtete - und zwei horrende Fehler machte. Ein Film, der auch weit über das damalige Geschehen hinaus viel über Ethik und Verantwortung der Medien erzählt.
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- „Das Mädchen mit der Nadel“
Dagmar Overby gilt als berüchtigtste Serienmörderin Dänemarks. Weil sie sich von Müttern, die ihre Neugeborenen nicht behalten konnten, dafür bezahlen, ihre Babys zur Adoption zu geben - sie stattdessen aber umbrachte. Auch diese Geschichte wird aus ungewöhnlicher Perspektive erzählt: aus der von einer der Mütter, die nach dem Ersten Weltkrieg, aus dem ihr Mann zuerst nicht zurückkommt, schauen muss, wie sie überleben kann. Overby scheint da wie eine Freundin. Nicht nur ein Thriller über eine historische Mörderin, sondern ein Sozialdrama über eine harte, unbarmherzige Zeit.
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- „Putin“
Eine Kampfansage an den russischen Präsidenten, Völkerrechtsbrecher und Kriegstreiber: Der polnische Filmemacher Patryk Vega hat einen Film über Wladimir Putin gedreht. Und dabei nicht mit einem Schauspieler gearbeitet, sondern mit digitalen Effekten und Künstlicher Intelligenz. So scheinen wir dem realen Machthaber bei schlimmsten Brutalitäten zuzuschauen. Schade nur, dass der Film zwar Aufklärung betreiben will, Wahres und Vages aber nicht klar trennt. Damit schadet der Film, den Putin nicht verhindern konnte, sich selbst.
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- „Filmstunde_23“
Wie geht Film? Das sollte eigentlich in jeder Schule gelernt werden. Fand auch „Heimat“-Regisseur Edgar Reitz, der 1968 vier Wochen lang in einer Mädchenklasse Filmunterricht gab und damit eine Pioniertat vorgeben wollte. Dem ist leider nie was gefolgt. Aber nun hat Reitz 55 Jahre später die damals 14-Jährigen noch einmal getroffen. Gemeinsam blicken sie zurück. Eine aufschlussreiche Doku, nach der man, gerade in Zeiten von Fake News, umso mehr fordern müsste, einen kritischen Umgang mit bewegten Bildern und sozialen Medien zu lernen.
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- „We Live in Time“
Eine Romanze, die zu Herzen geht, weil sie tragisch endet. Was aber nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt wird, sondern wild durcheinander. Was den Blick für die einzelnen Momente schärft. Da bleibt kein Auge trocken. Das liegt auch an dem großartigen Spiel von Andrew Garfield und Florence Pugh.
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- „Veni vidi vici“
Eine Satire auf die unmoralischen Neureichen à la Musk und Konsorten will dieser österreichische Film sein. Und das geht erst mal auch voll auf. Aber dann wiederholt sich der Film nur, ohne eine Dynamik zu entwickeln. Und erliegt letztlich genau der Oberflächlichkeit, die er so heftig kritisiert. Wir raten ab.
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Und das sagen die Filmkritiker:
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