Berlin. „Bernard Bär“ ist der Star von Kurzfilmen. Jetzt greift er nach den Sternen und dem ganz großen Kino. Und scheitert an seiner Grundidee

Er ist tapsig, irgendwie knuddelig, furchtbar ungeschickt und tritt von einem Fettnäpfchen ins Nächste: Bernard Bär ist der Antiheld des Animationsfilms. Wann immer es einen Prügelknaben braucht, der alle Missgeschicke des Alltags an seinem gepeinigten Körper erlebt, dann ist es der aus Kika bekannte ungeschickte Polarbär mit dem völlig unpassenden Selbstbewusstsein.

„Bernard Bär“: Um den Polarbär werden zu viele Effekte gepackt

156 dreieinhalbminütige Episoden gibt es insgesamt, und sie setzen in dieser Kürze natürlich auf spontane Slapstickmomente. Da ist es dann umso ehrgeiziger, einen richtig großen Spielfilm um den kleinen Bär mit den vielen Fehltritten zu bauen – und dann sich auch noch gleich ins Weltall zu begeben mit Mars-Mission, Weltraumflügen und bunten außerirdischen Monstern.

Dieses dramaturgische Problem, möglichst viele Effekte um den unschuldigen Polarbären zu packen, merkt man der chinesischen Produktion „Bernard Bär: Mission Mars“ von der ersten Einstellung an. Ohne jede Einführung der Figur sehen wir, wie Hobbyastronaut Bernard verzweifelt versucht, an einer Mars-Mission teilzunehmen, nachdem der seit 30 Jahren auf dem roten Planeten forschende Wissenschaftler Dr. Arthur dort ein orangefarbenes Monster entdeckt hat.

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Nachdem es Bernard dann doch irgendwie ins Raumschiff des sehr klischeehaft bösen Captain Raymond geschafft hat, ist er es dann tatsächlich, der das Monster auf dem Mars trifft – und urplötzlich in dessen kunterbunter Unterwelt landet, mit lilafarbenen Palmen, rotem Farn und weißen Riesendisteln. Diese halbe Stunde im Farbenparadies bricht dann genauso aus dem Erzählrahmen heraus, wie der letzte Teil, in dem eine plötzliche Verschwörungstheorie die Geschichte in völlig andere Bahnen lenkt.

Dieser Bär fühlt sich im großen Format sichtlich unwohl

So verliert die Inszenierung von Regisseur Chao Wang jeglichen Erzählfaden und reiht nur noch Schauwerte aneinander: Die sind von Verfolgungsjagden durch die rote Marslandschaft über den Sturz entlang eines Wasserfalls bis zum Raketenangriff auf den Mars veritabel – machen aber inhaltlich keinen Sinn. Geht es doch meist darum, Bernard Bär wieder zahlreiche Verletzungen zuzufügen, aus denen er dann gestärkt als Sieger hervorgehen kann.

Dass ihm dabei ein kluger Roboter namens G-13 zur Seite steht, ist nicht mehr als eine billige „Star Wars“-Reverenz. So ergibt sich wild zusammengesetztes Popcorn-Kino für die Kleinen – ohne großen Mehrwert. Bernard fühlt sich im großen Format sichtbar unwohl – und seine Fans mit ihm.

Animationsfilm, China 2024, 96 min., von Chao Wang.