Berlin. Starke Komödie um eine Clique, die nur anhand von Feiern und mit großen Zeitsprüngen erzählt wird: „Feste & Freunde“ von David Dietl.
Eine charmante Idee,das Leben von Freunden fürs Leben anhand von unterschiedlichsten Festen zu erzählen: vom Sommerfest zu Silvester, von der Geburtstagsfeier zur Hochzeit, von der Taufe zur Beerdigung. Lauter Anlässe, bei denen man sich wiedertrifft. Wobei der Film „Feste & Freunde“ elliptisch erzählt. Die Leerstellen, was dazwischen passiert ist, muss man sich selbst ausfüllen. Da ist der Zuschauer aktiv gefordert. Denn es passiert einiges.
„Feste & Freunde“: Eine typische RomCom - und doch viel mehr
Im Mittelpunkt steht die etwas verstrahlte Ellen (gespielt von der einmal mehr wunderbaren Laura Tonke), die heimlich eine Affäre mit Sebastian (Ronald Zehrfeld) hat, der aber mit Eva (Antje Traue) verheiratet ist. Weshalb keiner in der Clique von ihrer Liaison wissen darf. Und Ellen in der Silvesternacht allein und im Blues nach Hause muss. In einem traurigen Späti trifft sie auf den sympathischen Max (Henning Flüsloh)t, der eigentlich genau der Richtige für sie wäre. Wenn Ellen ihre Gefühle nur auf die Reihe brächte.
Klingt nach einer typischen RomCom, wo zwei füreinander bestimmt sind, aber einen ganzen Film brauchen, um das zu begreifen. Und ist es auch. Bald ist auch Max bald Teil der Clique. Aber weil er jetzt anderweitig vergeben ist. Nun begegnen sich die zwei ständig, um sich klar zu werden: noch so eine verpasste Chance.
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Das Sympathische an diesem Film aber ist, dass die Clique hier nicht nur Staffage und Hintergrund ist für das Paar, das sich nicht traut. Nein, jeder hat hier seine eigene Geschichte und auch seine großen Szenen. Rolf (Nicolas Ofczarek), der ewig scheue Single, der mit Dina (Pegah Ferydoni) doch noch die große Liebe erfährt.
Ein Reigen unterschiedlichster Schicksale, mit allen Höhen und Tiefen
Mareike (Annette Frier) und Adam (Trystan Pütter), in deren Ehe es mehr als hörbar knirscht. Und Maya (Katia Fellin), die unbedingt ein Kind will, während Natalie (Jasmin Shakeri) davor zurückschreckt. Paare kriegen, entfremden und verlieren sich. Und stolpern dabei von einem Fest ins andere und von einem Fettnapf in den nächsten. Aber immer schön fett vor der gesamten Clique.
Keine platte Beziehungskomödie also, sondern ein Reigen unterschiedlichster Charaktere, wo das Schicksal auch mal unbarmherzig zuschlägt und das Lachen im Hals stecken bleibt. Das wird von dem namhaften Cast als wunderbare Ensembleleistung gespielt. Als ob sie sich wirklich schon ein Leben lang kennen würden.
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Der Film hat eine dänische Vorlage, „Lang historie kort“ aus dem Jahr 2015. Regisseur David Dietl hat das mit seiner Autorin Elena Senft aber nicht nur auf deutsche Befindlichkeiten zugeschnitten. Er lässt auch den großen Weltenlauf mit reinspielen. Und da hat sich seit 2015 einiges getan.
Corona und die daraus resultierenden Kontaktsperren gehören ebenso dazu wie die Verunsicherung nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. All das wird in diese Cliquenwirtschaft mit hinein verwoben, ohne dass das thesen- oder plattitüdenhaft wirkt. Ein prima Film, gerade auch, um ihn gemeinsam mit besten Freunden im Kino zu schauen.
Tragikomödie, D 2024, 120 min, von David Dietl, mit Laura Tonke, Jasmin Shakeri, Henning Flüsloh, Nicolas Ofczarek, Annette Frier, Ronald Zehrfeld, Antje Traue