Essen. Braucht Deutschland den Euro noch? Diese Frage diskutierte jetzt Frank Plasberg mit seinen Gästen. Unter den Diskussionsteilnehmern bei „Hart aber fair“, größtenteils Politiker, war auch der Gründer der Anti-Euro-Partei „Alternative für Deutschland“, Prof. Bernd Lucke. Die einzige Unterstützung für dessen Thesen kam von Wolfgang Bosbach (CDU).
Der Begriff „Populismus“ war wohl selten beliebter als in Frank Plasbergs jüngster Gesprächsrunde. Bei „Hart aber fair“ stritten sich seine Gäste um die Frage, ob Deutschland den Euro braucht – so wie es die Bundesregierung behauptet -, oder ob diese Währung mit der Eurokrise gestorben sein. Diese These stellt nämlich die neue Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) auf, dessen Gründer Prof. Bernd Lucke ebenfalls an der Diskussion teilnahm.
Auch wenn der Journalist Michel Friedman bei Plasberg eine Lanze dafür brach, dass die Diskussion um den Euro nicht in Schwarz-Weiß-Denken ausarten dürfe, wurde genau dies im Verlauf der Sendung immer deutlicher: Entweder man ist kompromisslos für die Existenz der europäischen Währung mit all ihren Folgen oder man darf sich als populistisch, manchmal sogar rechtspopulistisch betiteln lassen.
So ging es jedenfalls Bernd Lucke, der als Gründer und Sprecher der Anti-Euro-Partei „Alternative für Deutschland“ eingeladen war: Seine Partei lebe von den Ängsten der einfachen Menschen vor den Summen, die Deutschland derzeit in Bankrott-Staaten wie Griechenland pumpe, warfen ihm Christian Lindner (FDP), Katrin Göring-Eckardt von den Grünen und Michel Friedman vor. Einzig Wolfgang Bosbach (CDU) zeigte, dass man zu dieser Frage auch ein durchdachtes „Jein“ an den Tag legen darf.
Wolfgang Bosbach wehrt sich "Ich bin doch kein Rebell!“
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Bosbach hat bei der Bundestagsabstimmung gegen den Euro-Rettungsschirm gestimmt – ganz im Gegensatz zum Großteil seiner Parteifreunde. Trotzdem stellte er bei Frank Plasberg klar: „Ich bin doch kein Rebell!“ Seine persönliche Entscheidung, sich gegen den Euro-Rettungsschirm zu stellen beruhe darauf, dass er den folgenden Generationen diese finanzielle Last nicht aufbürden wolle, erklärte er. Daher könne er verstehen, warum Thesen wie die der AfD „Deutschland braucht den Euro nicht!“ auf große Zustimmung stoße.
Einen Fehler sieht er auch bei seiner eigenen Partei. Die CDU, insbesondere Angela Merkel, habe die Deutschlands Unterstützung für die bankrotten Euro-Staaten und den Rettungsschirm immer als „alternativlos“ dargestellt. Dabei sei es viel wichtiger, so Bosbach, dass Parteien den Weg zu solchen Entscheidungen für die Bürger transparent mache: „In einer lebendigen Demokratie muss man darüber offen reden können.“ Genau in diese Lücke sei nun die AfD getreten.
Und die Zustimmung für die Partei des Wirtschaftsprofessors Bernd Lucke ist groß, wie eine von der „Hart aber fair“- Redaktion in Auftrag gegebene Umfrage zeigte: 36 Prozent der Befragten stimmten dabei der Aussage „Deutschland braucht den Euro nicht“ zu, 37 Prozent der Teilnehmer könnten somit bei der nächsten Bundestagswahl für die „Alternative für Deutschland“ stimmen.
Michel Friedman hatte nur Phrasen zu bieten
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Ein Ergebnis, das von Lindner, Göring-Eckardt und Michel Friedman nur belächelt wurde: Nicht alle diese Menschen würden am Ende wirklich zur Wahl gehen und dann auch noch ihr Kreuzchen bei der AfD machen. Wolfgang Bosbach warnte davor, die Konkurrenz durch die AfD für die großen Parteien zu unterschätzen, solange diese sich nicht trauten, die Euro-Frage wirklich zur Diskussion zu stellen und nicht länger als selbstverständlich abzutun.
So wohltuend wie Wolfgang Bosbachs nüchterne und doch mutige Argumente waren, so platt wirkten die Phrasen von Michel Friedman. „Ich bin froh, dass es Europa gibt!“ wurde dieser nicht müde zu betonen. Den Euro als Währung setzten er und auch Katrin Göring-Eckardt und Christian Lindner immer wieder mit den anderen Vorzügen eines geeinten Europas, etwa der Reisefreiheit und dem Handelsabkommen, gleich.
Hier rückte Bosbach die Fakten richtig und erklärte, dass Grenzen und Handel nicht gleichzusetzen seien mit der Währungsunion. Letztlich entstand in dieser „Hart aber fair“-Diskussion größtenteils ein Bild von den großen Parteien und deren starrer Haltung zur Euro-Krise, wie es sich bei den Bürgern längst eingebrannt hat und das der „Alternative für Deutschland“ nur zugutekommt.