Berlin. Rösler ist ein saucooler Hund, Brüderle feige und Peer Steinbrück kann nicht Kanzlerkandidat. Alles Erkenntnisses aus der Talkshow “Hart aber fair“. Dort sollte über das Thema “Chaostruppe FDP -Steinbrücks beste Wahlhelfer?“ diskutiert werden. Aber vor allem über das Kanzlergehalt wird gesprochen.
Jetzt ist es raus. Ob Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn, die stellvertretende CDU-Chefin Julia Klöckner oder der SPD-Parlamentarier Thomas Oppermann - alle, einfach alle wollen neben Rainer Brüderle im Flugzeug hocken. Wenn man einmal annimmt, dass im Flieger nur noch zwei Plätze frei sind.
Ein Sitz neben dem FDP-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl und einer neben Parteichef Philipp Rösler. Leider ist das Sitzplatz-Outing der Politiker-Riege einer der erhellendsten Momente im gestrigen Polittalk „Hart aber fair“ gewesen.
Plasberg nennt FDP-Chef Rösler einen "saucoolen Hund"
Nach der Herzschlag-Wahl in Niedersachsen nebst FDP-Wiederauferstehung plus anschließendem liberalen Posten-Poker will Modertor Frank Plasberg die politischen Paukenschläge der vergangenen Stunden in gute Einschaltquoten ummünzen. Eine Antwort bleibt die Sendung ihrem eigenen Titel „Chaostruppe FDP – Steinbrücks beste Wahlhelfer?“ zwar schuldig.
Aber immerhin weiß der Zuschauer nun, dass der Moderator Rösler nach dem brachialen, aber geglückten Machtkampf um den Parteivorsitz einen „saucoolen Hund“ nennt. Den Rücktritt vom liberalen Chefsessel anzubieten und Brüderle die Spitzenkandidatur zu überlassen – dies sei ein „respektabler machtpolitischer Coup von Phillip Rösler“ gewesen, meint sogar Oppermann, der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion.
Brüderle sei zu feige gewesen, um nach dem Parteivorsitz zu greifen
Rösler bleibe aber auf einem Schleudersitz. Er müsse mit seinem Rivalen Brüderle ein Tandem bilden. Höhn sieht das ähnlich: „Wenn die beiden, die die Doppelspitze bilden, kein Team bilden, dann ist es sehr sehr schlecht“, meint die Grünen-Politikerin und sieht ein „wahnsinniges Problem“ auf die Liberalen zukommen.
Immerhin findet der Journalist Wulf Schmiese klare Worte. Brüderle sei zu feige gewesen, um nach dem Parteivorsitz zu greifen. Rösler habe sich die Natter von der Brust gezogen. „Nun hat man keinen mehr, der den Rösler wegbeißen kann“, meint Schmiese.
Kubicki findet Rösler "toll"
Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki verteidigt die beiden liberalen Spitzenkräfte freilich tapfer und traut ihnen einen „fulminanten Wahlkampf“ zu. Beide könnten sicher sein, dass sie bei ihren Wahlen ein sehr gutes Ergebnis bekämen. Und Rösler? „Er ist toll“, meint Kubicki. So schnell kann sich die Stimmung bei den Liberalen offenbar drehen.
Behäbig plätschert die Diskussion dahin. Oppermann stellt den Wert des FDP-Wahlergebisses in Frage wegen der vielen Leihstimmen von CDU-Sympathisanten, was Klöckner wiederum auf die Palme bringt. Sie findet es anmaßend, dass Oppermann die Wähler in erste und zweite Klasse einordne.
Gäste diskutieren über das Kanzlergehalt
Nach der Rösler-Bewertung und der allgemeinen Feststellung, dass die Bundestagwahl noch völlig offen sei, arbeitet sich die Runde am SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück ab. Allzu erhellend ist das nicht. „Er kann nicht Kanzlerkandidat“, meint Kubicki. Steinbrück gewinne keine Sozialkompetenz und verliere seine Wirtschaftskompetenz.
Klöckner hält den von Pannen geplagten Frontmann für einen Umfaller, der nun schwer nach links gerückt sei. Natürlich zweifelt sie auch dessen Glaubwürdigkeit an, weil Steinbrück als SPD-Mann für eine Rede mehr Geld bekommen habe, als die Kanzlerin in einem Monat verdiene. Und schon ist man bei der Kanzlergehaltsdebatte, die Steinbrück vor einigen Wochen in einem Interview angezettelt hatte.
Oppermann preist Steinbrücks "große Überzeugungskraft"
„Das war eine missglückte Äußerung. Damit ist er in eine Falle gelaufen“, meint Oppermann und rät Steinbrück, keine Interviewtexte mehr zu genehmigen, die „Verhetzungspotenzial“ hätten. Was er denn nun vom Kanzlerkandidaten erwarte? „Der muss nur seine Stärken ausspielen, die er hat“, meint Oppermann und preist Steinbrücks „große Überzeugungskraft“. So einfach ist das. Dass der SPD-Mann endlich in die Spur findet, das hoffen auch die Grünen inständig.
Denn wenn die SPD schwächelt, droht der Ökopartei selbst bei einem Topergebnis nach der Bundestagswahl die harte Oppositionsbank. Und so findet Höhn milde Worte für den SPD-Politiker. Sie attestiert ihm, ihm lernfähig zu sein. Immerhin habe Steinbrück am Sonntag nach der Niedersachsenwahl auch Fehler zugegeben. Ein wenig Demut kann ja nicht schaden.