Essen. Es ist die übliche Diskussion um „Raser“ und „Schnecken“, fiese Blitzer und ungerechte Mautgebühren, die bei Frank Plasberg in „Hart aber fair“ entbrannte. Zum Thema Verkehr hatte jeder der Anwesenden eine ganz eigene Meinung. Bis auf Kai Ebel - der fährt einfach nur gerne Porsche.

Wer kennt sie nicht, die beliebte Stammtischdiskussion. „Diese Drängler auf der linken Spur mit ihrer Lichthupe! Die sollte sich die Polizei mal zur Brust nehmen!“ „Viel schlimmer sind doch diese Schleicher, die nicht nach rechts fahren und alle behindern! Das verursacht viel mehr Unfälle!“ Die Raser und die Schleicher, sie werden sich wohl solange bekämpfen, bis der Sprit endgültig unbezahlbar ist.

Die Diskussion, die Frank Plasberg gestern in „hart aber fair“ anzettelte zum Thema „Blitzer, Steuern, City-Maut - freie Fahrt nur für reiche Bürger?“, hätte klischeehafter nicht sein können. Zum Glück hatte er mit Manuel Andrack und Heidi Hetzer auch zwei Gäste eingeladen, die das Thema als das sahen, was es ist: Nicht so wichtig.

Kai Ebel fährt Porsche weil er da "schön hoch sitzt"

Es ist erstaunlich, wie geschickt die „Hart aber fair“-Redaktion die Diskussionsteilnehmer immer wieder platziert: Die Extremen an die Seite, die Gemäßigten in die Mitte. Dort saß nun leider Kai Ebel, Formel-1-Reporter und bekennender Porschefahrer (ein Porsche Cayenne, um genau zu sein).

„Da drin sitzt man schön hoch, das ist praktisch bei dem Wetter“, erklärt er, warum gerade dieses Modell es ihm angetan hat. Und setzt noch einen oben drauf: „Das ist ein Diesel, da trage ich also noch ein bisschen was zur Sparsamkeit bei.“ Soso. Diese SUVs gelten ja generell als sehr spritsparende Fahrzeuge. Der Kai Ebel weiß wirklich, wovon er da redet.

Von Tempolimit hält 75-Jährige gar nichts

Zur Rechten von Kai Ebel saß eine ältere (75 alte) Dame, die wirklich Benzin im Blut hat. Heidi Hetzer hat Kfz-Mechanikerin gelernt, ist Rallye gefahren und hat 40 Jahre lang Autos verkauft. Ihre Leidenschaft sieht man ihr an, und das nicht nur weil ihre orangefarbene Handtasche in Form eines Autos neben ihr auf dem Tisch liegt, äh, parkt (die hat sie übrigens in sieben Farben). Von Tempolimit hält die selbstbewusste Frau nichts.

Sie genieße es, wenn sie auf einer freien Autobahn mal so richtig Gas geben könne, erzählt sie beim Thema Tempolimit. Angemessen und vorrausschauend natürlich, aber so fahren nach eigenen Angaben alle der Anwesenden. Bis auf Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), der hat nämlich einen Chauffeur.

Ramsauer muss Damenschuh-Absätzen ausweichen

So sehr Ramsauer auch versuchte, seine Träume vom deutschen Autoparadies der Zukunft in dieser Talksendung in die Öffentlichkeit zu tragen – es wurde mehr gelacht als debattiert. Beispielsweise als Heidi Hetzer (ist das übrigens ein Künstlername?) bei der Frage, ob High Heels bei Autofahrinnen verboten werden sollte, ihr rechtes Bein inklusive Damenschuh in die Höhe reckte, so dass sich der neben ihr sitzenden Bundesminister zurücklehnen musste, um nicht von ihren Absätzen erstochen zu werden.

Und auch die Einblicke in die Fahrstunden von Manuel Andrack, der erst vor einigen Monaten mit 46 Jahren seinen Führerschein gemacht hat, amüsierten mehr als dass sie informierten. Gut, dass da noch Boris Palmer, der grüne Oberbürgermeister von Tübingen, am anderen Ende des Tisches saß. Palmer fährt am liebsten Fahrrad. Elektrofahrrad. Er ist also für jede Form von Verkehrskontrolle, beispielsweise das Tempolimit oder die Autobahnmaut.

Tübingen hat mit zusätzlichen Radarkontrollen 300.000 Euro eingenommen

In seiner Stadt wird sogar überlegt, eine Citymaut einzuführen: Einen Euro muss jeder bezahlen, der in die Stadt hinein fährt. Das soll die Autofahrer dazu animieren, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Mit zusätzlichen Radarkontrollen konnte Tübingen im vergangenen Jahr mehr als 300.000 Euro mehr einnehmen als geplant. Diese Kontrollen seien allerdings von den Anwohnern gefordert worden, erklärte Palmer.

Welchen Stein er mit dem Thema „Abzocke im Straßenverkehr“ ins Rollen gebracht hatte, erkannte Frank Plasberg schon früh selber: „Natürlich hat diese Diskussion etwas Ritualhaftes.“ Was so viel heißt wie: Der Gesprächsstoff dafür geht einem nie aus. Würde er die gleichen Fragen einer neuen Gästerunde stellen, er hätte wohl wieder eine Sendung produziert, die sich viele Menschen gerne sehen würden.