Essen. The Voice of Germany zieht mit Mystik, Popstar, Lady und Vollprofi ins Halbfinale. Xavier Naidoo liefert bei Freaky T als Coach sein Meisterwerk ab. Brigitte Lorenz begeistert als Lady. Trotz hohem Niveau droht “The Voice of Germany“ Sympathien zu verspielen. Moderator Thore Schölermann wird immer mehr zur Fehlbesetzung.

Brigitte Lorenz hat wieder "The Voice of Germany" gerockt. So langsam muss sich die Wittenerin wohl Gedanken machen, wie ihr Leben aussehen könnte, wenn sie in zwei Wochen den Titel "Voice of Germany" trägt. Der zweite Live-Auftritt hievt die herzliche Ruhrpottschnauze nicht nur ins Halbfinale sondern auch in den engen Favoritenkreis der zweiten Staffel.

Dabei lag sie mit einer Einschätzung im Vorfeld erst einmal völlig daneben: "Ich glaub' ne Dame werd ich nie", hatte sie nach ihrem letzten Auftritt noch gesagt. Ganz im Gegenteil. Nach ihrer Performance am Donnerstag bei "The Voice of Germany" auf ProSieben kann man von einer echten Lady sprechen - natürlich mit einer Prise Ruhrpott-Charme.

Brigitte Lorenz zieht lässig und authentisch ins Halbfinale von "The Voice of Germany"

Die deutsche Version des Frank-Sinatra-Klassikers "My Way" hatte Brigitte Lorenz mit ihrem Coach Nena ausgewählt. "Mit dem Song verbinde ich mein Leben", sagte die 42-Jährige im Trailer.

Genau so kam Brigitte Lorenz mit dem Lied auch beim Publikum an: Lässig, cool, authentisch und mit viel Gefühl. "Dir ist fast kurz die Stimme weggebrochen", verriet Xavier Naidoo anschließend. "Aber wie du dann sofort einen anderen Ton gesungen hast, war so professionell", lobte Dr. Ton.

Mit Menna Mulugeta hatte die Wittenerin eine starke Gegnerin, die zu Gossips "Move In The Right Direction" eine fehlerfreie Performance hinlegte. Schließlich gab Nena der Vollblutmusikerin Brigitte Lorenz mit 51 Prozentpunkten einen minimalen Vorsprung vor dem Zuschauer-Voting.

Dass es schließlich mit 114,68 Prozent eine deutliche Mehrheit für die Wittenerin wurde, liegt vermutlich daran, dass Menna Mulugeta noch etwas "glatt" herüberkommt, während Brigitte Lorenz bereits ein echter Typ ist, der viele den Erfolg gönnen.

BossHoss-Rohdiamant Steffen Reusch ist trotz "Ivy-Faktor" raus

Einen Strich durch die Rechnung machten die Zuschauer von "The Voice of Germany" den Coaches von "The BossHoss" beim nächsten Duell zwischen Rob Fowler und Steffen Reusch. Beide boten bei ihren Songs eine starke Leistung, wobei Fowler mit "What I've Done" von Linkin Park den mitreißenderen Song hatte. Steffen Reusch hatte mit "High And Dry" von Radiohead das ruhigere Lied und konnte auf einem Barhocker sitzend seine Persönlichkeit nicht gänzlich entfalten.

Trotzdem hätten The BossHoss lieber den ungeschliffenen Roh-Diamanten Steffen Reusch mit ins Halbfinale genommen als den erfahrenen Profi Rob Fowler. Das war wohl der Ivy-Faktor, denn auch die erste Siegerin Ivy Quainoo entwickelte sich während "The Voice of Germany" erst zu einer außergewöhnlichen Künstlerin. Doch da spielten die Zuschauer nicht mit.

Nachdem erst durch das Jury-Voting 59 zu 41 für Steffen stand, drehte das Publikum das Duell und Rob Fowler zog mit insgesamt 115,14 Prozentpunkte ins Halbfinale von "The Voice of Germany".

Rea Garvey testete die Grenzen von Jenna Hoff und Michael Heinemann

Coach Rea Garvey liebt es seinem Team ganz besondere Herausforderungen zu stellen. So wählte er mit Jenna Hoff und Michael Heinemann für das nächste Duell zwei Kandidaten aus, wie sie gegensätzlicher kaum sein könnten.

Auf der einen Seite die Rampensau Jenna Hoff und auf der anderen der brave Sänger mit der großen Stimme Michael Heinemann.

Mit der Songauswahl testete Rea Garvey zudem die Grenzen des Duos. Jenna Hoff bekam mit Skyfall von Adele einen äußerst schwieriges Lied einer großartigen Sängerin, so dass der Fokus bei Jenna weniger auf die Optik sondern mehr auf die Stimme fiel.

Michael Heinemann dagegen wollte Rea Garvey mit "Treading Water" von Alex Clare zur Tanzmaschine machen.

Herbe Kritik von "The BossHoss" an Jury-Kollegen Rea Garvey

Jenna Hoff löste ihre Aufgabe souverän, versuchte nicht Adele zu kopieren, sondern gab dem Song mit ihrer Stimme eine eigene, dreckige Note. An Michael Heinemanns Performance schieden sich allerdings die Geister: "Es geht hier um Aura und Persönlichkeit und Du hast Michael komplett abtrainiert", kritisierte Alec Völkel seinen Jury-Kollegen Rea Garvey. "Der gefühlvolle Michael hat uns besser gefallen als der Popstar", fügte Sascha Vollmer hinzu.

Die Vorwürfe ließ Rea Garvey gekonnt abprallen. Während sich der Coach nicht für einen Kandidaten entscheiden konnte, übernahmen das die Zuschauer und wählten Michael Heinemann mit 69,46 Prozentpunkten ins Halbfinale von "The Voice of Germany".

Gänsehaut-Auftritt von Freaky T ist das Meisterwerk ihres Coaches Xavier Naidoo

Bei Freaky T hat Xavier Naidoo am Donnerstag sein Meisterwek als Coach abgeliefert. Eigentlich galt dieses Duell als aussichtslos. Jasper Jürgens gehört zu den Kandidaten bei "The Voice of Germany" mit den meisten Anhängern - bei Facebook sind es über 16.000. Die extravagante Freaky T kommt auf ihrer Fanseite gerade mal auf knapp 2000.

Doch der Auftritt von Freaky T zu Frozen von Madonna löste auf Twitter einen Sturm der Begeisterung aus. Mehrfach war dort von Gänsehaut die Rede.

Passend zum Text stand Freaky T auf der Bühne in einer Eiswüste. Sie trug über einem schlichten grünen Kleid ein geheimnisvoll wirkendes Gewand, das sie schnell ablegte, sodass ihre zahlreichen Tattoos in Ansätzen zum Vorschein kamen.

Ihre mystische Stimme gepaart mit der eisigen Atmosphäre sorgte für Gänsehaut. Dazu sang sie das Lied besser als Madonna im Original.

"Hormon-gesteuerte Teenie-Girls" können Jesper Jürgens nicht retten

Ihr Coach Xavier Naidoo quittierte diese überragende Leistung mit 57 Prozentpunkten, was etwas überraschte, da Jesper Jürgens stets als einer der persönlichen Favoriten des Mannheimers galt. Doch Xavier Naidoo hat bereits in der ersten Staffel mit dem Rauswurf von Rüdiger Skoczowsky gezeigt, dass er keine Scheu hat, sich von seinen Lieblingen zu trennen, wenn der Kontrahent beim Live-Auftritt stärker ist. Jesper Jürgens hatte sich zwar von seiner mittelmäßigen Performance (war durch eine Erkältung geschwächt) durchaus erholt gezeigt, doch zwischen ihm und Freaky T lagen gesanglich noch Welten.

Trotzdem ahnten The BossHoss, dass das noch eng werden könnte. "Jesper hat seine hormon-gesteuerten Teenie-Girls - das hat schon so einen Beigeschmack", meinte Sascha Vollmer. "Aber wir sind hier bei ,The Voice of Germany' und Freaky T war gesanglich gigantisch. So wurde es das erwartet knappe Duell, bei dem letztlich Freaky T mit einem hauchdünnen Vorsprung von 100,73 Prozentpunkte die Nase vorn hatte - zum zweiten Mal übrigens: Auch im Duell gegen Iveta Mukuchyan lag Freaky T nur einen halben Prozentpunkt vorne.

Das Ergebnis löste bei Twitter und Facebook heftige Diskussionen bei den "The Voice of Germany"-Fans aus. Doch genau das ist ein Faktor, der die Show im deutschen Fernsehen so groß gemacht hat: Hier kann sich herrlich gezofft werden - die Basis sind aber nicht irgendwelche Herz-Schmerz-Geschichten aus Trailern, sondern der Gesang der Künstler.

"The Voice of Germany" droht Sympathien zu verspielen

Doch auch wenn die zweite Staffel von "The Voice of Germany" unbestritten eine enorm hohes Niveau bei den Gesangstalenten und dazu eine sehr fair und offen agierende Jury als großen Bonus besitzt, müssen die Macher bei ProSieben und Sat.1 aufpassen, dass ihnen nicht die zahlreichen Sympathien verloren gehen.

Nach den außergewöhnlichen Blind Auditions und spannenden Battles sackt mit dem Start der Liveshows - wie schon bei der ersten Staffel - die Zuschauerquote ab.

Dabei kristallisieren sich zwei große Kritikpunkte heraus: Ein Übermaß an Werbepausen - zwischen zwei langen Unterbrechungen wurden etwa am Donnerstag gerade einmal rund 15 Minuten Show gezeigt.

Kumpelhaftes Gehabe von Thore Schölermann nervt

Zudem gibt der neue Moderator Thore Schölermann eine mehr als unglückliche Figur ab. Der ehemalige Darsteller von "Verbotene Liebe" fällt durch kumpelhaftes Gehabe, einige Versprecher und peinliche Fragen auf, anstatt sich wie sein "The Voice of Germany"-Vorgänger Stefan Gödde wohltuend auf seine reine Moderatorenrolle zu konzentrieren.

Wenn sich allerdings die Coaches vor Entscheidungen berieten und offenbar keine Anweisung auf seinen Moderationskarten stand, herrschte Schweigen bei Thore Schölermann.

Beim Zusehen schon unangenehm wirken die unpassenden Umarmungen der Talente. Bereits bei den Blind Auditions herzte er jeden Angehörigen, der nicht schnell das Weite gesucht hatte.

Thore Schölermann lässt allzu oft jede Distanz vermissen und wäre scheinbar am liebsten mit jedem Kandidaten bestens befreundet. Zum Fremdschämen war am Donnerstag die Situation, als er Brigitte Lorenz zum Gratulieren in den Arm nahm.

"The Voice of Germany" geht 2013 in die dritte Runde

The Voice of GermanyUnd wenn schon das Können fehlt, kommt auch noch Pech dazu. Viel zu spät merkte er, dass die Frau von Rob Fowler im Publikum offenbar kaum ein Wort Deutsch verstand und ihn völlig verwirrt ansah. Auch der Vater von Steffen Reusch schaute mehr als befremdlich drein, als Thore Schölermann von dem neuen Hobby des Kandidaten - "Parcours" - schwärmte.

Vielleicht sollte sich Thore Schölermann noch einmal die Aufzeichnungen aus der ersten Staffel von "The Voice of Germany" mit Stefan Gödde anschauen. Noch sind es drei Shows, bis der Sieger bzw. die Siegerin feststeht - genug Zeit für den Moderator für eine Wende.

Sonst wird es vielleicht nichts mit einer dritten Staffel von Thore Schölermann. Dass es auch 2013 "The Voice of Germany" geben wird, hat TV-Chef Hörner laut dem Branchendienst "Werben und Verkaufen" jüngst auf der Weihnachtsfeier von ProSieben verkündet.

Übersicht zum Team von Rea Garvey nach den ersten Liveshows aus 

Das Team Rea Garvey bei "The Voice of Germany" wird kleiner

Nick Howard (30) aus Berlin

Michael Heinemann (26) aus Dresden

Bianca Böhme (20) aus Annaberg-Buchholz

Jenna Hoff (22) aus Berlin ist raus

Rayland Horton (41) aus Nürnberg ist raus

Michelle Perera (27) aus Berlin ist raus

Karo Fruhner (25) aus Köln ist raus

Evi Lancora (24) aus Hannover ist raus

Übersicht zum Team von Nena nach den ersten Liveshows aus 

Das Team Nena bei "The Voice of Germany" wird kleiner

Brigitte Lorenz (42) aus Witten

Michel Schmied (24) aus Hüttenberg ist raus

Neo (18) aus Baden/Schweiz ist raus

Isabell Schmidt (23) aus Greifswald

Sami und Samira Badawi (25/27) aus Kumhausen sind raus

Aisata Blackman (32) aus Zaandam, Niederlande ist raus

Menna Mulugeta (20) aus Weiler ist raus

Eva Croissant (21) aus Kleinfischlingen

Übersicht zum Team von The BossHoss nach den ersten Liveshows aus 

Das Team The BossHoss bei "The Voice of Germany" wird kleiner

Rob Fowler (40) aus Berlin

Tiffany Kirkland (30) aus Darmstadt ist raus

James Borges (24) aus Luxemburg

Raffa Shira (30) aus Karlsruhe

Christin Kieu (30) aus Hockenheim ist raus

Keye Katcher (21) aus Berlin ist raus

Steffen Reusch (21) aus Hamburg ist raus

Lida Martel (29) aus Hamburg ist raus

Übersicht zum Team von Xavier Naidoo nach den ersten Liveshows aus 

Das Team Xavier Naidoo bei "The Voice of Germany" wird kleiner

Marcel Gabriel (24) aus Bad Harzburg ist raus

Gil Ofarim (30) aus München

Jesper Jürgens (25) aus Hamburg ist raus

Momo Djender (42) aus Berlin ist raus

Michael Lane (26) aus Dorfhaus

Brandon Stone (32) aus Berlin ist raus

Freaky T (35) aus Kerkrade, Niederlande

Iveta Mukuchyan (25) aus Hamburg ist raus