Essen. In der ersten Liveshow von „The Voice of Germany“ durften die Zuschauer per Telefon mitabstimmen. Das Publikum nutzte die Chance und korrigierte die Juroren gleich mehrfach. Rea Garvey und Xavier Naidoo mussten sich dem Volkswillen beugen. Außerdem dabei: die Wittener Kandidatin Brigitte Lorenz.
Wer sich fragt, was deutsch ist an „The Voice of Germany“, der sollte in der VIP-Lounge nachsehen. Dort sitzt Dr. Jürgen Jenckel in seiner Wim-Thoelke-Gedächtnis-Ecke und ignoriert das Jahr 2012. Er trägt einen grauen Anzug und Brille, wie man das bei seinem Beruf erwartet.
„Dr. Jenckel, ist es soweit?“, fragt die Moderatorin. Der Notar starrt konzentriert auf seinen Monitor. Einen Moment noch. Dann: „Die Würfel sind gefallen. Ich gebe das Ergebnis frei!“
Manchmal würde man ihm gerne über die Schulter schauen, um herauszufinden, was er da sieht auf seinem Monitor. Illegale Telefonummern aus dem Ausland, automatisierte Anrufe, Internet-Bots, die das Ergebnis manipulieren? Nicht mit Jenckel.
Jury und Publikum regieren bei "The Voice of Germany" gemeinsam
Was das Zuschauer-Voting angeht, ist die Sendung ein seltsamer Zwitter. Die meisten Castingshows setzen entweder ganz auf die Jury oder lassen dem Publikum freien Lauf. Bei „The Voice of Germany“ regieren beide. Die Stimmen der Zuschauer werden zu denen der Jury addiert.
Dass die Meinungen schon mal auseinander driften, konnten man bei der ersten Live-Folge gut beobachten. Gleich zweimal hintereinander wurde die Wahl der Experten vom Publikum korrigiert. Erst scheiterte Juror Rea Garvey mit seiner Favoritin, dann überstimmte das Volk Xavier Naidoo. Statt des singenden Frisörs Marcel Gabriel kam Mädchenschwarm Jesper Jürgens in die nächste Runde.
Viele gewagte Cover-Versionen in der Liveshow
Ansonsten waren sich die Parteien meist einig. Isabell Schmid gewann im Duell gegen Michel Schmied. Vielleicht lag es auch daran, dass der „Rocker aus Hüttenberg“ das falsche Lied gewählt hatte. Der Versuch, den alten Talk-Talk-Klassiker „Such a Shame“ in eine röhrende Nickelback-Single zu verwandeln, wurde zurecht abgestraft.
Es sollte nicht die einzige gewagte Coverversion bleiben. Kandidat Rob Fowler zwängte Michael Jacksons „Billie Jean“ in ein Balladenkorsett. Das Ergebnis klang mehr nach Metallicas „Nothing Else Matters“ als nach Jackson. Publikum und Jury störte es nicht. Fowler kam weiter.
Knapper Vorsprung bei "The Voice of Germany" sorgt für Spannung
In der nächsten Runde landete auch „Freaky T“ – wenn auch nur um Haaresbreite. Ein halber Prozentpunkt trennte die tätowierte Rockerin von ihrer stilleren Konkurrentin Iveta Mukuchyan.
Apropos Unterschiede: Nicht immer war Vergleichbarkeit gegeben. „Das sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe“, erkannten die Juroren von The Bosshoss beim Duell zwischen Brigitte Lorenz und den Halbgeschwistern Sami und Samira Badawi.
TVOG-Kandidatin aus Witten kommt nach ungleichem Duell weiter
Während die Krankenhausangestellte aus Witten mit Hildegard Knef direkt in die 60er Jahre flog, sangen die Badawis den aktuellen Charthit „Lila Wolken“. In dem Äpfel-und-Birnen-Duell zogen sie, ein bisschen unverdient, den kürzeren. Da half auch Samis ernst gemeintes Lob ans Publikum nichts: „Ihr seid der shit, ohne Scheiß!“
The Voice of GermanyBlieben noch Christin Kieu und James Borges, die beiden Kandidaten aus dem Team Bosshoss. Diesmal unterlag der ruhigere Song, Kieus Version von „True Colors“. Der Luxemburger Borges rückte in die nächste Live-Show von "The Voice of Germany" vor.