Essen. Uwe Lyko alias Herbert Knebel will auch mit 68 von Rente nichts wissen. Und die Fee mit den drei freien Wünschen müsste ihm nur einen erfüllen.

Ob es noch einen Unterschied zwischen ihm und seiner hochbeliebten Kunstfigur Herbert Knebel gibt? „Aber sicher, sonst wäre es ein Krankheitsbild!“, lacht Uwe Lyko. Genau das ist der Grund, warum es keine Live-Interviews mit Herbert Knebel gibt, bekannte Lyko im Video-Talk mit WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock: „Dann müsste ich mir ja dauernd überlegen: Was würde Herbert Knebel jetzt dazu sagen? Das wäre ein etwas schleppendes Gespräch.“

Wie Herbert Knebel zu seiner Kappe kam

Stimmung gut: Herbert-Knebel-Darsteller Uwe Lyko (rechts) und WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock im Videotalk.
Stimmung gut: Herbert-Knebel-Darsteller Uwe Lyko (rechts) und WAZ-Chefredakteur Andreas Tyrock im Videotalk. © FFs | Lars Heidrich

Der Quassel-Überflieger aus Altenessen gehört bekanntlich zu den seltenen Menschen, die schon als Rentner zur Welt kamen, und einer der unfreiwilligen Geburtshelfer war – Helge Schneider. Weil er Ende der 80er-Jahre noch mit Lyko und späteren „Affentheater“-Mitgliedern im Proberaum herumexperimentierte. „Da lag dann so eine Kappe rum, auf der Heizung, als wir den Herbert Knebel entwickelt haben, und ich dachte, die probier ich mal aus“, erinnert sich Uwe Lyko. Nach dem dritten Auftritt mit Herbert Knebels Affentheater habe ihn Helge Schneider dann beiseitegenommen und gesagt: „Du weißt, dass das meine Kappe ist – aber Du kannst sie haben!“

Anfangs sei das wichtigste Knebel-Requisit neben der Glasbaustein-Brille noch ein bretonische Fischermütze gewesen (weshalb Lykos Tochter einmal im Urlaub auf einem Markt mitten in der Bretagne aufgeregt rief: „Kuck mal, hier sind lauter Herbert-Knebel-Mützen!“), heute stammen die Kappen („Irgendwann sind die alle mal durch“) aus einem niederländischen Segler-Laden.

Der Spachtest mit dem berühmten „Boh, glaubse“

Im Sprachtest mit „Boh, glaubse“ hörte Lyko schmunzelnd bei Tyrock „einen leicht norddeutschen Akzent“ heraus – und offenbarte, dass er sich diese Wunderwaffe unter den Gesprächseröffnungen bei seiner „Omma“ in Duisburg ausgeliehen habe. „Und, was hat Ihre Oma davon gehalten?“ – „Och, die war mal bei einem Auftritt und fand alles toll, auch, wie sie sagte, die ganzen Appläuse und so. Aber zieh Dir doch mal wat Schönes an!’“ Lykos Mode-Tipp: Einmal einkleiden und dabei bleiben, „und wenn man 70 oder 80 ist, war man drei Mal en vogue.“ Und Menschen mit den Modevorstellungen eines Herbert Knebel treffe man im Revier immer noch, vorzugsweise an Trinkhallen und auf niederklassigen Fußballplätzen. Das „Fußballfieber“ hat bei dem gelernten BvB-Fan Lyko allerdings etwas nachgelassen, „nicht erst durch die letzte WM, sondern durch die dauernde Kommerzialisierung.“

Anders als Herbert Knebel gerne noch zehn Jahre bis zur Rente

„Spass inne Backen“, wie Herbert Knebel sagen würde: Uwe Lyko im WAZ-Videotalk.
„Spass inne Backen“, wie Herbert Knebel sagen würde: Uwe Lyko im WAZ-Videotalk. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Die Unterschiede zwischen Herbert Knebel und Uwe Lyko will letzterer auch noch eine ganze Weile weiterhin pflegen, von Rente will der 68-Jährige erst mal nichts wissen, „so zehn Jahre kann ich mir das noch vorstellen. Auch wenn ich nicht weiß, ob wir noch mal ein komplett neues Programm hinbekommen, wir haben uns mit dem neuen schon sehr schwer getan.“ Immerhin ein Ankommer, dieses „Fahr zur Hölle, Baby!“ Ansonsten muss man sich Uwe Lyko als glücklichen Menschen vorstellen, von der klassischen Fee mit den drei Wünschen würde er eigentlich nur eins verlangen: „Ich würde gern so Gitarre spielen wie unser Gitarrist Ozzy Ostermann!“

Lachen kann der Comedian, der gerade zusammen mit Sigi Domke ein Buch über Ruhrdeutsch veröffentlicht hat, sehr über den poetischen Kabarettisten Erwin Grosche, dessen neues Programm er ebenso empfiehlt wie die Nachwuchs-Kräfte Till Reiners und Moritz Neumeier, die derzeit als Duo mit „Schund und Asche“ unterwegs sind. Torsten Sträter und Jochen Malmsheimer sorgen bei Lyko nach wie vor für Heiterkeit, „und ich kann auch über mich selber lachen.“ Warum das Revier so ein guter Nährboden für Komiker ist? „Na, jemand aus dem Ruhrgebiet ist ja schon an sich komisch“, durch das Schroffe und die Offenheit – und: „Schmelztiegel waren schon immer Nährboden für Talente.“

Weitere Folgen von „Ruhrgebiet, wir müssen reden!“

Folge 1: Martina Merz, Thyssenkrupp-Chefin

Folge 2: Christian Stratmann, Theatergründer und -Prinzipal des „Mondpalasts“

Folge 3: Julia Gajewski, Schulleiterin in Essen-Altendorf

Folge 4: Gerald Asamoah: Warum das Ruhrgebiet sein Zuhause wurde

Folge 5: Bischof Overbeck zum Ukraine-Krieg: Das Recht muss siegen

Folge 6: Schulministerin Feller: So gehen wir den Lehrermangel an