Berlin. Erst gefeiert, dann beschuldigt: Im Jahr 1984 stellte das US-Gesundheitsministerium Robert Gallo als Erstentdecker des Aids-Erregers vor. Später aber wurde ihm dieser Erfolg abgesprochen. Seine Niederlage scheint der Mediziner bis heute nicht verkraftet zu haben. Am Freitag, 23. März, wird Gallo 75 Jahre alt.
Vielen Fachleuten gilt er als Betrüger. 1984 ließ sich der amerikanische Mediziner Robert Charles Gallo als Entdecker des Aids-Erregers feiern. Das nahm aber auch der Franzose Luc Montagnier für sich in Anspruch. Den Streit klärten auf höchster Ebene US-Präsident Ronald Reagan und der französische Premierminister Jacques Chirac. Gallo wurde abgesprochen, das Virus entdeckt zu haben. Heute ist er Direktor des von ihm gegründeten Instituts für humane Virologie (IHV) an der Universität von Maryland.
Am Freitag, 23. März, wird Gallo 75 Jahre alt. Seine Niederlage scheint der Mediziner immer noch nicht verkraftet zu haben. Auf der Internetseite des von ihm selbst gegründeten Instituts für humane Virologie (IHV) wird Gallo als Mitentdecker des HI-Virus vorgestellt. Geboren im US-Bundesstaat Connecticut musste er früh einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen: Seine jüngere Schwester starb an Leukämie.
Ihr Tod soll ihn in die Medizin getrieben haben. Gallo studierte zunächst am Providence-College und promovierte schließlich 1963 am Jefferson Medical College. In den Folgejahren ging es weiter aufwärts. Nach zwei Jahren an der Universität Chicago, begann er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Nationalen Krebsinstitut (NCI) und stieg dort 1972 zum Chef des Laboratoriums für Tumorzellbiologie auf.
Nobelpreis ging an Konkurrenten
1982 übernahm Gallo die Leitung eines Bereichs, der die damals noch relativ unbekannte Immunschwächekrankheit erforschen sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Virus bereits erste Todesopfer gefordert. Der Medienrummel war dementsprechend groß, als das US-Gesundheitsministerium im April 1984 Gallo als Erstentdecker des Erregers vorstellte. Der Streit über das Patent rückte ihn schließlich in ein schlechtes Licht.
Nach dem Schuldspruch durch die US-Gesundheitsbehörde 1992 verließ Gallo das NCI. 2008 kam dann eine weitere Niederlage hinzu: Luc Montagnier und seine Kollegin Francoise Barré-Sinoussi, die den Erreger gemeinsam identifiziert hatten, wurden mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet - Robert Gallo ging leer aus. Er fühle sich übergangen, die Auszeichnung nicht mit den beiden Franzosen zu teilen, sei enttäuschend, sagte Gallo damals. (dapd)