London. Neue Hoffnung im Kampf gegen Aids: Erstmals haben Forscher mehrere Kombinationsimpfstoffe getestet, die auch vor einer aggressiven Virenmischung schützen. 40 Rhesusaffen erhielten einen von vier Impfstoffkombinationen oder ein Placebo. Von den geimpften Tieren infizierten sich nur 12 bis 25 Prozent.

Forscher haben erstmals mehrere Kombinationsimpfstoffe gegen Aids getestet, die auch vor einer aggressiven, resistenten Virenmischung schützen. In Versuchen an Rhesusaffen reduzierten die gentechnisch hergestellten Vakzinen das Infektionsrisiko der Tiere bei einmaligem Kontakt mit Affenaids-Viren (Simian Immunodeficiency Virus, SIV) um 80 Prozent.

Man habe mindestens vier Verabreichungen von Virenlösungen benötigt, um die Hälfte der geimpften Affen mit der HIV-ähnlichen Krankheit zu infizieren. Die trotz Impfung infizierten Tiere hätten zudem deutlich weniger Viren im Blut gehabt als die nicht geimpften, berichten die Forscher im Fachmagazin "Nature".

"Kein Impfstoffkandidat gegen HIV-1 hat es bisher geschafft, eine Infektion mit verschiedenartigen, schwer zu neutralisierenden Virentypen effektiv zu verhindern", schreiben Dan Barouch von der Harvard Medical School in Boston und seine Kollegen.

Der zuletzt 2009 in Thailand an 16.000 Menschen getestete Impfstoffprototyp RV 144 hatte die Infektionsrate nur um rund ein Drittel gesenkt. Die neuen Impfstoffkandidaten bestehen aus genetisch veränderten Adenoviren, einem Virentyp, dem unter anderem Erkältungsviren angehören. Ihrem Erbgut wurden Gene für drei Proteine des Aidsvirus, Gag, Pol und Env, hinzugefügt. Dadurch regen die Impfviren das Immunsystem des Empfängers dazu an, spezifische Antikörper gegen diese drei HIV-Proteine zu bilden und eine Infektion zu bekämpfen.

40 Rhesusaffen geimpft

"Unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass diese Kombination auch gegen die wiederholte Gabe von Affenaids-Viren einen Impfschutz bot", berichten die Forscher. Als entscheidend habe sich dabei das Oberflächenprotein Env erwiesen. Nur wenn dieses in den Kombinations-Impfstoffen enthalten war, verhinderte die Impfung eine Infektion.

Da sich die Oberflächenproteine von SIV (Affenaids-Viren) und HIV (humanen Aidsviren) gleichen, gelte dies auch für Impfstoffe gegen Aids beim Menschen. Der in den Tests erfolgreichste Kombinationsimpfstoff soll demnächst in einer ersten klinischen Studie an Menschen getestet werden. Planungen laufen bereits für Versuchsreihen in den USA, Thailand und Afrika.

Für ihre Studie hatten die Forscher 40 Rhesusaffen mit einer von vier Impfstoffkombinationen oder mit einem Placebo geimpft. Nach sechs Monaten wurden allen Affen insgesamt sechs Mal Lösungen mit Affenaids-Viren in den After gespritzt. Während der gesamten Studiendauer überwachten die Wissenschaftler durch regelmäßige Blutproben den Virenbefall und die Immunreaktion der Tiere. "Nach der ersten Virenübertragung, waren 75 Prozent der Kontrollaffen mit SIV infiziert, aber nur 12-25 Prozent der geimpften Tiere", berichten Barouch und seine Kollegen.

Aidsvirus genetisch sehr wandelbar

Erst nach drei- bis viermal wiederholter Virenübertragung habe sich die Hälfte der geimpften Affen angesteckt. Nach Ansicht der Forscher weckt das Ergebnis große Hoffnungen, weil die Substanzen auch gegen Virenmischungen aus normalerweise sehr schwer zu bekämpfenden Virenvarianten wirkten.

Das Aidsvirus ist genetisch sehr wandelbar, daher sind zahlreiche verschiedene Erregervarianten im Umlauf. Um effektiv zu sein, muss ein Impfstoff vor möglichst vielen dieser Virentypen schützen. Das sei bei den jetzt getesteten Substanzen der Fall, meinen die Wissenschaftler. (dapd)