Atlanta. . Im Kampf gegen das HI-Virus gibt es neue Hoffnung. In Afrika sind Medikamente getestet worden, die die Übertragung des Virus bei sexuellen Kontakten deutlich reduziert haben. Die Umsetzung wird problematisch, da die Medikamente nur vorbeugend schützen - und die Monatspackung rund 900 Dollar kostet.

Erfolge beim Verhindern einer Aids-Übertragung lassen Experten neue Hoffnung im Kampf gegen die Immunschwächekrankheit schöpfen. Gerade für Afrika, wo die HIV-Infektionen nicht in den Griff zu bekommen sind, seien die Ergebnisse ein Durchbruch, jubeln die Forscher. Sie beziehen sich auf zwei Studien aus Botswana, Kenia und Uganda, bei denen ein Aids-Medikament die Übertragung des HI-Virus bei heterosexuellen Kontakten deutlich reduziert hat.

Dass die Infektionsrate bei homosexuellen Männern damit gesenkt werden kann, war bereits bekannt. Die Wirksamkeit bei heterosexuellen Kontakten war bislang allerdings nicht überzeugend erwiesen. "Diese Studien könnten uns helfen, den Wendepunkt in der HIV-Epidemie zu erreichen", erklärt Michael Sidibe vom UN-Aids-Programm. "Dies ist wirklich ein Durchbruch", bestätigt Jared Baeten von der University of Washington, der eine der beiden Studien leitete.

Bei den Medikamenten in den Studien handelte es sich um "Truvada" und "Viread" des kalifornischen Unternehmens Gilead Sciences. "Truvada" ist bereits zur Behandlung von HIV-Infizierten im Einsatz. In früheren Forschungsarbeiten wurde zudem nachgewiesen, dass "Truvada" die Übertragung von HIV unter Schwulen in vielen Fällen verhindern konnte, wenn der gesunde Partner eines Infizierten mit dem Medikament behandelt wurde.

Studien in Botswana, Kenia und Uganda

Eine der beiden Studien, unter Leitung der US-Gesundheitsbehörden, umfasste mehr als 1.200 Männer und Frauen in Botswana. Die Hälfte der Teilnehmer nahm täglich "Truvada" ein, die andere erhielt eine Placebo-Tablette. Unter denjenigen mit dem echten Medikament - bei denen die Forscher auch davon ausgehen konnten, dass die Tabletten regelmäßig genommen wurden - infizierten sich vier Personen mit dem HI-Virus, bei jenen mit Placebo waren es 19. Damit habe sich das Risiko einer Übertragung unter Medikamentengabe um rund 78 Prozent gesenkt, erklären die Wissenschaftler.

Die zweite Studie wurde von der University of Washington durchgeführt und von der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung finanziert. Sie beobachtete mehr als 4.700 heterosexuelle Paare in Kenia und Uganda, bei denen jeweils ein Partner HIV-positiv und der andere nicht infiziert war. Die Nicht-Infizierten erhielten täglich "Truvada" oder "Viread" - oder eine Placebo-Pille. Unter "Truvada"-Gabe wurden 13 Infektionen gezählt, mit "Viread" 18, und bei den Placebo-Pillen waren es 47 Infektionen. Damit reduzierte sich das Infektionsrisiko nach Angaben der Wissenschaftler um 62 beziehungsweise 73 Prozent. Die auch ohne Medikamente relativ geringe Infektionsrate erklären die Studien auch damit, dass jeweils zusätzlich Beratung und Kondome angeboten wurden.

Hürden für praktische Umsetzung

Während die Ergebnisse vielversprechend sind, steht die Umsetzung vor großen Hürden. Zum einen ist es die Frage des Preises: In den USA kostet eine 30-Tage-Packung "Truvada" rund 900 Dollar. Gilead Sciences hat zwar der Produktion von Generika zugestimmt, und in Entwicklungsländern sind die Kosten deutlich niedriger, doch dürften die Medikamente nur für wenige erschwinglich sein. Und auch wenn die Pillen kostenlos oder zu einem geringen Preis ausgegeben werden, bleibt das Problem des ausreichenden Angebots.

Rund 6,6 Millionen Menschen in Afrika bekommen derzeit Aids-Medikamente, doch etwa neun Millionen stehen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch auf der Warteliste. Und dann stellen sich Gesundheitsexperten noch die Frage, wie sich ein rein präventives Medikament durchsetzen könnte: Wie viele Menschen würden täglich diszipliniert eine Pille nehmen, mit der sie die Wahrscheinlichkeit einer Infektion zwar senken, aber nicht sicher verhindern könnten? (dapd)

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