Hünxe/Schermbeck. Schermbeck und Hünxe sind bei Restaurants sehr verschieden aufgestellt. Warum ist das so? Was die Experten der Kommunen dazu sagen.

Wie kann es sein, dass vom Bewertungsportral Tripadvisor nur fünf Restaurants aus der Gemeinde Hünxe gelistet werden, während es in der Nachbargemeinde Schermbeck mit 21 mehr als viermal so viele sind? as läuft in den Nachbargemeinden unterschiedlich in Sachen Gastronomie? „Das kann man nicht so eindimensional erklären“, sagt Philip Salomon, Wirtschaftsförderer in Hünxe. Er kenne beide Orte relativ gut und sehe bei Schermbeck den Vorteil, dass es dort „einen klareren Ortskern“ gebe, während im Unterschied dazu seine Gemeinde aus den größeren Ortsteilen Hünxe, Bruckhausen und Drevenack sowie deutlich kleineren wie Krudenburg und Gartrop bestehe.

In Schermbeck verbinde die zentrale Mittelstraße Schermbeck und Altschermbeck, was sicherlich günstig für Restaurants dort sei. Allerdings gebe es ja auch ein paar gastronomische Betriebe in Hünxe, wenn auch nicht so viele wie nebenan. Die sei aber auch nicht weiter schlimm, denn: „Die Hünxer können ja auch in Schermbeck essen gehen“, sagt Salomon.

Wirtschaftsförderer preist Traditionsbetriebe an

Er verweist aber zugleich darauf, dass die reine Anzahl aus seiner Sicht gar nicht so entscheidend sei: „Wir haben dafür ein paar klassische Traditionsbetriebe mit einem großen und guten Angebot, wie die Gaststätte Rühl in Bruckhausen und Vennemann – also Alt-Peddenberg – in Drevenack.“ Zudem verweist der Wirtschaftsförderer auf das neue Café Taluu in der Nähe des Rathauses, das sehr gut angenommen werde. Die neuen Wirte im Vereinsheim des TV Bruckhausen seien ein gutes Zeichen, die Gastronomie am Flugplatz Schwarze Heide punkte mit ganz besonderem Ambiente.

Inhaber Domenik Konrad steht mit einem Latte Macciato am Tresen vom Café Taluu in Hünxe.
Inhaber Domenik Konrad steht mit einem Latte Macciato am Tresen vom Café Taluu in Hünxe. © FFS | Markus Weißenfels

Vor nicht allzulanger Zeit, gab es eine deutlich größere Auswahl in Hünxe. Philip Salomon erinnert sich auch noch an Zeiten mit viel mehr Restaurants in Hünxe. „Ich kenne noch alte Fahrradkarten, auf denen alleine in Gartrop fünf Lokale eingezeichnet sind – das war allerdings vor 20 Jahren.“

In der Gemeinde haben in den vergangenen Jahren mehrere paar Restaurants aufgegeben, die früher recht gut etabliert waren: Das Toowoombas war bis 2015 zehn Jahre als australisches Restaurant und Café an der Gahlener Straße 151 in Gatrop-Brühl beliebte Anlaufstelle für Einheimische und Auswärtige. Ein Jahr später schloss dann das Haus von Krudenburg – die Kinder des Betreiberehepaares Christiane und Jochen Dietsche wollten das Lokal nicht weiterführen.

Und in Krudenburg machte 2018 der Dorfgasthof „Zum Schwan“ dicht. Klaus von Mallinckrodt, der die Kneipe 2014 mit Sigrun von Mallinckrodt übernommen hatte, erkläre damals: „Damit hat Krudenburg keine Gastronomie mehr.“ Schloss Gartrop hat sich mittlerweile zu einer Eventlocation entwickelt: Bei größeren Veranstaltungen ist natürlich auch ein Catering möglich, À-la-carte-Essen kann man dort jedoch nicht.

Schermbeck punktet mit Vielseitigkeit und guter Anbindung

Doch wie schafft es Schermbeck, dass es dort weiterhin über 20 Restaurants gibt? „Viele Gaststätten sind bei uns Tradition“, erklärt Birgit Lensing, Tourismusfachfrau der Gemeinde Schermbeck. Sie nennt mehrere Gründe für den Boom an Restaurants zwischen Weselerwald und Gahlen: „Eine wichtige Rolle spielt sicher die sehr unterschiedliche Küche – wir haben afrikanische (Haus Mühlenbrock), spanische (El Capitan), chinesische (China Town), amerikanische (Grill-House Freudenberg) und natürlich italienische Lokale aber auch viele klassische, traditionelle deutsche Familienbetriebe.“ Ein weiterer Aspekt sei das Miteinander der Schermbecker Gastronomen, betont Lensing: „Da wird sich gegenseitig nichts weggenommen.“

Tourismusfrachfrau Birgit Lensing kennt jedes Schermbecker Restaurant und freut sich über die große Bandbreite an Angeboten.
Tourismusfrachfrau Birgit Lensing kennt jedes Schermbecker Restaurant und freut sich über die große Bandbreite an Angeboten. © FFS | Markus Weissenfels

Noch entscheidender für die gute Auslastung der meisten Lokale sei aber die günstige Lage an Rad- und Wanderwegen. Die Tourismusfachfrau berichtet von „Corona-Wanderern“ aus dem Ruhrgebiet, die mangels Urlaubs-Möglichkeiten in den vergangenen drei Jahren die nähere Umgebung erkundeten und bei ihr angerufen haben, um zu erfragen, wo es schöne Touren und passende Restaurants gebe.

Eine Radroute verbindet 25 gastronomische Betriebe

Für Radfahrer hat sie einen besonderen „Leckerbissen“ – im wahrsten Wortsinn: „Da bietet sich natürlich unsere Radroute ,Schermbeck rundum – Genuss erfahren’ regelrecht an“, so Lensing über die extra ausgearbeitete Strecke, entlang der sich 25 Gastwirte auf eine Einkehr der Radler freuen.

Rustikale Landgasthöfe, lauschige Biergärten, gemütliche Kneipen und genauso auch gehobene Restaurants bilden ein Netzwerk der Gastfreundschaft und laden die Pedaltreter ein, Rast zu machen und sich zu stärken. Neuere Angebote wie der Hohe-Mark-Steig und auch die Drei-Flüsse-Route sowie die Römer-Lippe-Radtour führen ebenfalls vorbei an mehreren Schermbecker Restaurants und bringen den Wirten so Kundschaft.