Hünxe. . Das Kneipensterben in Hünxe setzt sich fort. Alternative Möglichkeiten für das Dorf Krudenburg werden gesucht, aber das ist schwierig.

Das historische Bild der „Lippetreidler“ sowie ein mit Blumen geschmücktes Schild mit der Aufschrift „Crudenburg“ begegnen dem Besucher, ehe er in den gemütlichen Krudenburger Ortskern kommt. Dort erblickt er die alten Laternen, die hölzernen Straßenschilder und die vom Weihnachtsmarkt so bekannte Dorfstraße. Alles nicht weit entfernt vom Lippeufer. Wer in Krudenburg allerdings Rast sucht, etwas essen oder trinken möchte, wird enttäuscht. Nun ist mit der Gaststätte „Zum Schwan“ auch das letzte gastronomische Angebot im Dorf Geschichte. Die Gemeinde sucht nach alternativen gastronomischen Möglichkeiten, doch das gestaltet sich aufgrund von bau- und nutzungsrechtlichen Fragen als schwierig.

Die Rollladen am Gebäude der Gaststätte „Zum Schwan“ sind hinunter gelassen. Seit 15. September sei sie geschlossen, bestätigt Klaus von Mallinckrodt, der die Kneipe 2014 mit Sigrun von Mallinckrodt übernommen hatte. „Damit hat Krudenburg keine Gastronomie mehr.“ Sie hatten sich bemüht, die letzte Kneipe im Dorf zu erhalten, doch es habe Probleme mit der Nachbarschaft aufgrund der Lautstärke gegeben. Für eine Gastronomie sei das eine schlechte Basis gewesen.

Schwierigkeiten für die Gastronomie

„Gastronomie erzeugt Lärm. Das muss von den Nachbarn auch hingenommen werden“, greift auch Hünxes Bürgermeister Dirk Buschmann diese Problematik auf. Die Gemeinde habe über alternative gastronomische Möglichkeiten nachgedacht – etwa als Pavillon oder Kiosk, in Form eines saisonalen Angebots in Kombination mit Rad- und Kanu-Tourismus in Krudenburg. Angedacht gewesen sei ein Gebäude des Lippeverbandes, dieses wolle der Verband aber selbst nutzen, so Buschmann. Eine öffentliche Fläche nahe der Wiese und des Spielplatzes sei geprüft worden, aber aus Gründen des Hochwasserschutzes nicht geeignet.

Das Kneipen- und Gastronomiesterben betrifft nicht nur Krudenburg allein, es ist in Hünxe längst ein Problem, weil es nicht mehr viele Anlaufstellen gibt – auch für Vereine und Feierlichkeiten nicht mehr. Der Bürgermeister spricht mehrere Schwierigkeiten an: Am Beispiel vom „Haus von Krudenburg“ dem ehemaligen Speiserestaurant, sei die Bausubstanz nicht mehr zeitgemäß gewesen – es hätte viel investiert werden müssen. Wolle jemand sein Grundstück für Gastronomie zur Verfügung stellen, sei das außerdem mit viel Behördenarbeit verbunden. Zudem wollten ältere Gastronomen oft kürzer treten. Dann erweist es sich als schwierig, einen Nachfolger zu finden.

Ehemalige Gaststättengebäude: Wohnraum soll entstehen

Dazu kommt die Frage nach dem Bedarf: Dirk Buschmann verweist neben den beliebteren Ausgehzeiten im Sommer und am Wochenende mit den kalten Wintermonaten noch auf die „tote Jahreszeit“. Er sieht auch einen Wandel des sozialen und privaten Miteinanders. Viele Menschen setzten sich lieber in den eigenen Garten oder blieben zu Hause: „In Hünxe rufen wir, dass wir Gastronomie brauchen, aber wie oft gehen wir dahin?“

Dort, wo einst das Haus von Krudenburg stand, ist inzwischen eine Baustelle zu finden. Wohnraum soll hier entstehen. Laut Auskunft von Klaus von Mallinckrodt sei das Gebäude der ehemaligen Gaststätte „Zum Schwan“ zum 1. November verkauft. Auch hier soll es um Wohnraum gehen. Etwas weiter die Dorfstraße hinunter steht die ehemalige Gaststätte „Zur Fähre“. Spinnweben am Fenster zeugen davon, dass das Gebäude schon lange leer steht. Nach längeren Erbstreitigkeiten sei es inzwischen verkauft, so Buschmann. Was damit passiert, sei allerdings offen.

>>> Thema Tourismus: Kooperation mit Nachbarkommunen

„Krudenburg ist unser touristisches Highlight“, stellt Bürgermeister Dirk Buschmann heraus. Etwa in Form eines Tagesprogramms, kombiniert aus Fahrradtourismus mit Kanufahren unter Einbeziehung etwa der Nachbarkommunen könnte das Dorf Krudenburg aus Sicht des Bürgermeisters verstärkt in attraktive Ausflugsanangebote eingebettet werden.

Hünxe will bei dem Thema Tourismus kooperieren: Mit Schermbeck, Hamminkeln und Raesfeld soll die Tourismusregion Wir 4 wiederbelebt werden. Im Moment werden Analysen durchgeführt. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir im nächsten Jahr weiter sind und das starten können“, so Buschmann. „Wir haben hier ein tolles Potenzial und sollten das offensiver nutzen.“