Hünxe. . Sechs Tage die Woche, oft 16 Stunden am Tag: Das Ehepaar Dietsch hat die Gastronomie mit Liebe gelebt. Jetzt geht der Stress an die Gesundheit
- 26 Jahre haben Christiane und Jochen Dietsch im Lippetreidlerdorf gekocht und Gäste verwöhnt
- Mit seinen fünf Kindern hat das Ehepaar über und mit dem Restaurant gelebt
- Krudenburg geht ein beliebter Magnet für Radtouristen an der Römer-Route verloren
Der Tag der Eröffnung ist Jochen und Christiane Dietsch noch gut in Erinnerung, der 1. Februar 1991, Baby Annemarie, ihr drittes Kind, saß auf der Theke. Fast 26 Jahre später endet nun eine Ära: Das Haus von Krudenburg, Touristenmagnet im alten Dorf der Lippetreidler, schließt nach dem Silvesterbuffet. Die Dietschs, die ihre fünf Kinder in der Wohnung über dem Restaurant großgezogen und eine ungezählte Gästeschar verwöhnt haben, lassen es langsamer angehen. Der Gesundheit zuliebe, Stress macht krank. Ein neues Zuhause haben sie gefunden, das Haus von Krudenburg steht zum Verkauf, sie waren hier Pächter. Es ist das Ende einer Ära.
Jochen Dietsch will weiter Nachwuchs ausbilden
Gastronomie war das Leben von Jochen (62) und Christiane (59) Dietsch – und so ganz wollen sie das auch nicht aufgeben. Beide sind gelernte Köche, lernten sich im Beruf kennen und lieben. Jochen Dietsch kann sich gut vorstellen, dem Nachwuchs bei den Prüfungsvorbereitung zu helfen. „Interessiert und engagiert müssen sie sein“, nennt er seine Bedingung. Ausbildung liegt ihm am Herzen, denn der Branche fehlen die jungen Leute. Und gute Grundlagen sind überlebenswichtig, „Tüte auf, Wasser drauf – das funktioniert nicht“. Auch wird er den ein- oder anderen Auftrag annehmen. „Wir fallen nicht in ein Loch und werden ganz sicher nicht vor dem Fernseher enden“, sagt er – man glaubt es sofort.
Mancher hat das sympathische Paar angesprochen, seit es sich herumgesprochen hat. Viele mit Bedauern, etliche mit leisem Vorwurf. Das Haus von Krudenburg ist aus dem Dorf kaum wegzudenken. Ohne Frage: Eine tiefe Lücke bleibt in Krudenburg zurück. „Ich würde gern hier Nachfolger einarbeiten“, sagt Dietsch. Jung sollten sie sein, engagiert, versiert und offen. So wie er und seine Frau es waren, 1991. Es ist niemand in Sicht.
Ein Abschied mit ein wenig Wehmut
Ein Nachfolger hätte es leicht, „wir haben gut vorgelegt, man müsste nur anknüpfen“. Doch: „Wer will sich so viel Arbeit noch machen?“, fragt Christiane. Dabei hat das Paar diese Arbeit und diese Zeit genossen, sie haben ihren Traum verwirklicht. Beide sind vom Fach, Diskussionen über lange Arbeitszeiten gab es nicht. Manchmal seien die Kinder zu kurz gekommen, fürchtet der fünffache Vater. Sie kannten es nicht anders. Jedes der Dietsch-Kinder beherrscht die Handgriffe in der Küche aus dem Effeff. Übernehmen will keines – sie wissen, was dieser Beruf fordert. Trotzdem: „Vor allem die drei Jüngsten bedauern, dass wir schließen“, Christiane Dietsch lacht. Wer sonst konnte schon ohne Ansage zehn Freunde zum Essen mit nach Hause bringen? Diese Zeiten sind vorbei.
„Mir wird die Kommunikation mit den Gästen fehlen“, sagt ihr Mann, der in all den Jahren nie ein Bier in seinem eigenen Restaurant getrunken hat. Aus Prinzip. Das dörfliche Leben, die Gemeinschaft und die Nachbarschaft werden sie sehr vermissen, sagen sie. Aber bleiben und zusehen, was andere aus dem Haus machen? Das können sie sich einfach nicht vorstellen.
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