Wesel. 15 Jahre? Das hätten sich die Macher vom Weseler Musikfestival Eselrock im Rückblick auch nicht träumen lassen. Aber es geht munter weiter.
Wenn am kommenden Wochenende (19. und 20. Mai) das Eselrock im Heubergpark steigt, steht auch ein kleines Jubiläum an: Der 15. Geburtstag des beliebten Festivals, das längst nicht mehr nur Rockfans nach Wesel zieht. Die NRZ nimmt das zum Anlass, um mit den Organisatoren auf die vergangenen 15 Jahre zurückzublicken. Und auf die Entwicklung vom netten Kleinstadt-Festival zu einem bekannten Namen in der Musikszene.
Eselrock: Wie alles begann
Vier junge Menschen und eine mutige Idee – damit hat seinerzeit alles angefangen. Einer von ihnen war Simon Bleckmann, der bis heute zum mittlerweile zwölfköpfigen Orga-Team gehört und über die Jahre zum Gesicht des Festivals wurde. Auch, weil er es moderiert. Eng mit der Gründung des Eselrocks ist aber auch das Jugendzentrum Karo verknüpft. Dort hatte Bleckmann seine ersten Konzerte organisiert, viel von dessen Leiter, Matthias Schüller, gelernt und Kontakte in die Musikszene geknüpft. Als es darum ging, das erste Festival zu finanzieren, wurde im Karo dafür ein Benefiz-Konzert organisiert.
Premiere feierte das Eselrock dann am 24. Mai 2008 im Heubergpark. Damals noch als eintägiges Event konzipiert, spielten von 14 Uhr bis Mitternacht 18 Bands auf zwei Bühnen. Schon im ersten Jahr war das Festival ein voller Erfolg: Rund 7000 Besucher waren dabei – mehr als vier Mal so viele wie ursprünglich erwartet. „Wir haben klein geplant und sind anfangs echt überrannt worden“, erinnert sich Bleckmann und freut sich über die „kontinuierliche, lineare Entwicklung“ des Festivals in den folgenden Jahren. Und das obwohl nach wie vor fast ausschließlich ehrenamtliche Arbeit in dessen Organisation steckt.
Immer bekanntere Namen auf der Eselrock-Bühne
Seit jeher ist das Festival Plattform für junge Künstler und lokale Bands – und das ist es bis heute. Doch gleichzeitig standen auch von Anfang an Bands mit einer gewissen Strahlkraft auf der Eselrock-Bühne: Bereits im ersten Jahr waren die „Kilians“ Headliner, eine Indie-Band, die zu dieser Zeit eine große Nummer in der Musikszene war, unter anderem schon bei „Rock am Ring“ aufgetreten war.
Bereits im zweiten Festival-Jahr Jahr spielte Bosse beim Eselrock, zwar vor dessen großen Durchbruch, aber er kam auch danach noch einmal wieder, 2019 war das. „Das war schon ein Ritterschlag für mich“, blickt Simon Bleckmann zurück, der im Laufe der Jahre immer berühmtere Namen in Wesel begrüßen konnte. Gregor Meyle hat hier beispielsweise schon gespielt, die Elektropop-Gruppe „Mia.“ war da, „Jupiter Jones“ sogar zwei Mal.
Internationale Beteiligung und erstmals mehr als 10.000 Besucher
Im Jahr 2010 – dem dritten Festivaljahr – gründete sich der Eselrock-Verein, der von nun an als juristische Person in die Veranstalterrolle schlüpfte. Eine sehr zukunftsfähige Entscheidung, rückblickend betrachtet, denn im Sommer desselben Jahres ereignete sich das Loveparade-Unglück. Ein Einschnitt für die gesamte Veranstaltungs- und Festivalszene.
Trotzdem entwickelte sich das Eselrock weiter, wurde bekannter und beliebter: Im Folgejahr knackte man erstmals die Marke von 10.000 Besuchern und noch ein Jahr später (2012) begrüßte man im Heubergpark mit der niederländischen Band „Destine“ die erste internationale Festival-Beteiligung auf der Bühne. Ihr folgten weitere Bands aus allen möglichen Ländern – Uruguay, Australien, Amerika, Luxemburg oder die Schweiz waren hier schon vertreten. Und auch in diesem Jahr stehen mit „The Subways“ eine englische und mit „Tribe Friday“ eine schwedische Band auf dem Programm.
Neben dem Festival: Viele kleinere Aktionen
Einen weiteren Sprung in der Entwicklung gab es im Jahr 2014. Erstmals gab es in diesem siebten Festival-Jahr schon am Freitag Programm auf der Seebühne, bewusst mit etwas anderer musikalischer Ausrichtung als am weiterbestehenden Haupttag. Und noch eine zweite Neuerung gab es in diesem Jahr: Die erste Winter-Ausgabe des Eselrock im Scala-Kulturspielhaus. Diese blieb zwar ein einmaliges Intermezzo, ist aber gleichzeitig beispielhaft für den Ansatz der Eselrock-Organisatoren. Anstatt das eigentliche Festival schnell groß zu machen, hat man „lieber kleinere Aktionen“ gestartet, wie Simon Bleckmann erläutert. Die Musikmeile beim Stadtjubiläum ist ebenfalls ein Beispiel dafür.
Ausfallen musste das Festival nur ein einziges Mal in seiner gesamten Geschichte: 2020 aufgrund der Corona-Pandemie. Doch bereits im zweiten Pandemie-Jahr gab es wieder Musik im Heubergpark, wenngleich mit festen Sitzplätzen und daher weniger Festival-Feeling als sonst. Zudem mussten die Organisatoren in 2021 und 2022 auf die Seebühne verzichten, haben aber einen Food-Court neu eingerichtet. 2023 wächst das Eselrock nun noch ein bisschen weiter: Neben der Hauptbühne kommt nun nicht nur die Seebühne zurück, auch der Food-Court bleibt und bekommt ebenfalls eine kleine Bühne.
Von Beginn an war das Eselrock ein sogenanntes „Umsonst und draußen“-Festival, also eines, das keinen Eintritt kostet. Das war bislang praktikabel, denn es gab Fördergelder, Zuschüsse und über Getränke- und Merchandise-Verkäufe kommt Geld herein. Doch fraglich ist, ob das auch zukünftig so bleiben kann. Denn alles ist teurer geworden, die Kosten für das Festival haben sich in den 15 Jahren seines Bestehens vervielfacht, sind von rund 25.000 Euro (2008) auf fast 200.000 Euro (2023) angestiegen. „Das Budget wird nächstes Jahr der Knackpunkt“, weiß Simon Bleckmann schon jetzt. Denn bis dahin läuft das Förderprogramm „Neustart Kultur“ aus, definitiv fehlen werden dann 86.000 Euro.