Kreis Wesel. Bauern im Kreis Wesel kämpfen mit zahlreichen Problemen: Flächenfraß und neue EU-Regelungen erschweren das Leben. Das sind ihre Forderungen.
Flächenfraß, Nitratbelastung, Düngeverordnung, Wölfe und eine schier undurchdringliche Bürokratie: Die Bauern im Kreis Wesel haben genug Gesprächsstoff. Auf ihren Winterversammlungen kommen die Themen auf den Tisch, jeweils von den Ortsbauernschaften organisiert. Jüngst in Kamp-Lintfort auf dem Hof von Gerd Luyven, der seinen Kälberstall zum Seminar- raum umgebaut hat.
Da wäre die Nitratbelastung: Seit im Dezember die neue Landesdüngeverordnung in Kraft ist, ist fast der gesamte Kreis Wesel eine „Rote Zone“ mit entsprechenden Auflagen für die Bauern. Grund ist eine Entscheidung der EU-Kommission, die Jens Buchmann, stellvertretender Vorsitzender der Kreisbauernschaft, als „unfassbar und nicht sachgerecht“ bezeichnet. Die Kommission lehnt eine Binnendifferenzierung ab, die genauer hinschaut, wo welche Belastungen bestehen. Stattdessen wird ein ganzes Gebiet rot, wenn an einer Stelle die Grenzwerte überschritten sind. Die Bauern kritisieren das Messstellennetz, beispielsweise seien in Kamp-Lintfort von 25 Brunnen nur 13 der Landwirtschaft zuzuordnen, „die anderen liegen in der Stadt, am Friedhof, am Baggerloch, das ist einfach nur ein Witz“, so ein Teilnehmer. Ein Problem, das die Landwirte im gesamten Kreis Wesel betrifft.
Erfolgreich Nitrat gesenkt und jetzt noch bestraft
„Seit 30 Jahren arbeiten die Kreis Weseler Bauern daran, die Nitratwerte zu senken, mit großem Erfolg“, so Jens Buchmann. Honoriert werde das nicht, einige Bauern berichteten von Werten von 0,5 Milligramm pro Liter Grundwasser, der Grenzwert liegt bei 50. „Trotzdem sitze ich plötzlich in einer Roten Zone, das ist an den Haaren herangezogen“, so Gerd Luyven. Ortsbauer Georg Brambosch verwies darauf, dass die EU in Sachen Phosphor eine Binnendifferenzierung zulasse. Ein Widerspruch.
Angesichts ihrer wirtschaftlichen Situation ist für manche Landwirte die Idee interessant, Photovoltaik auf ihren Flächen zu installieren, eventuell in Zusammenarbeit mit einem Investor. Gerrit Korte von der Kreisbauernschaft wies auf juristische Fallstricke hin: Durch die Nutzungsänderung und die versiegelte Fläche handele es sich um hoffreies Vermögen, falle aus dem Höferecht heraus. Das habe Änderungen im Verkehrswert zur Folge. Beispielsweise fallen die Flächen steuerlich aus dem landwirtschaftlichen Betriebsvermögen, werden mit der höheren Grundsteuer B belegt, statt A für die Landwirtschaft. Aus dem gleichen Grund fallen unter Umständen hohe Erbschaftssteuern an – Aspekte, die es zu berücksichtigen gelte.
Wolfsverordnung NRW hilft den Bauern nicht, sie fühlen sich allein gelassen
Auf der rechten Rheinseite setzt der Wolf die Landwirte unter Druck. Die Wolfsverordnung Nordrhein-Westfalen sei lasch, urteilt Buchmann. Die Bauern fordern, dass es leichter wird, auffällige Tiere zu schießen. „Unbefriedigend ist auch, dass die Kosten für die Schutzmaßnahmen an der Landwirtschaft hängen bleiben“ so der stellvertretende Vorsitzende der Kreisbauernschaft. „Wir fordern, die Wolfspopulation zu begrenzen.“
Äcker und Grünland sind von vielen Seiten bedrängt: Kiesabbau ist gerade linksrheinisch ein großes Thema. Kamp-Lintforts Bürgermeister Christoph Landscheidt berichtete über die aktuelle Situation. Am 31. Januar will der Regionalverband Ruhr (RVR) über die neuen Flächen für den Kiesabbau im Kreis Wesel informieren, danach steht die dritte Offenlage des Regionalplanentwurfs an, das Datum ist noch unklar. Landscheidt erklärte, dass Bürgermeister und Landrat rechtliche Schritte gegen die Neubetrachtung der Kiespotenzialflächen erwägen. Er wünsche sich die betroffenen Landwirte an deren Seite.
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