Kreis Wesel. Für Langzeitarbeitslose scheint der Zug abgefahren. Das Jobcenter Kreis Wesel bietet mit dem Projekt Chance(n)LOS Perspektiven. Ein Beispiel.

Jahrelang ohne Arbeit – gibt es einen Weg zurück? Laurisa Michels hat es geschafft: Mit 28 Jahren ist die alleinerziehende Mutter nun examinierte Krankenpflegerin: Ergebnis harter Arbeit und großer Disziplin, aber auch der Unterstützung durch das Jobcenter des Kreises Wesel. „Chance(n)LOS“ ist ein Projekt, das solche Menschen unterstützt, die auf dem Arbeitsmarkt schwer zu vermitteln sind.

Frühe Schwangerschaft beendete die Berufspläne

Eigentlich, erzählt die junge Frau, wollte sie nach dem Realschulabschluss in den kaufmännischen Bereich einsteigen, sie besuchte das Mercator-Berufskolleg in Moers, wurde schwanger. Sie brach ab, zog ihr Kind groß.

„Ich habe mir immer vorgenommen, dass ich etwas aus mir mache, wenn der Junge im Kindergarten ist“, erzählt sie jetzt auf einer Pressekonferenz, die Jobcenter, Kreis Wesel und Caritas gemeinsam im St. Josefhaus in Kamp-Lintfort geben, um für dieses Projekt zu werben. Chance(n)LOS half der Kamp-Lintforterin, sich zu orientieren, herauszufinden, wo ihre Talente liegen und sie wieder an das geregelte Arbeitsleben zu gewöhnen. „Ich konnte schon immer gut mit alten Leuten“, sagt sie. So ließ sie sich auf das Praktikum im Altenheim ein.

Laurisa Michels hat sich ihren Weg zurück in die Arbeitswelt erarbeitet.
Laurisa Michels hat sich ihren Weg zurück in die Arbeitswelt erarbeitet. © Foto: Judith Michaelis / FFS

Die Pflege hat es der jungen Frau angetan

Erst schnupperte sie in den Bereich Hauswirtschaft, „das war nichts für mich“. Aber die Pflege, die hat es ihr angetan, etwas, das auf Gegenseitigkeit beruhte. So mündete die Praktikumszeit – sie fällt unter die sogenannten Ein-Euro-Jobs – in einen Ausbildungsvertrag. In Teilzeit, denn die Mutterpflichten, die gibt es auch noch. Dreieinhalb Jahre 32 Stunden die Woche, immer von 8 bis 13 Uhr, und Wochenenddienste. Die evangelische Pflegeschule in Xanten bietet als einzige Teilzeit an, dabei wäre der Bedarf so groß, sind sich Caritasdirektorin Brunhild Demmer und Kreisdirektor Ralf Berensmeier einig.

Laurisa Michels hat sich auf den Weg gemacht, dreieinhalb Jahre Ausbildung absolviert. Der Personalmangel in der Pflege ist hoch und dass sie immer Arbeit finden wird, somit sehr wahrscheinlich. Karrierechancen gibt es in den großen Verbänden wie der Caritas ebenfalls. „Ich arbeite noch immer die Mutti-Schichten“, sagt sie. Die geben ihr Gelegenheit, ihr Söhnchen zur Schule zu bringen und mittags auch abzuholen. Allerdings: Pflege ist ein Rund-um-die-Uhr-Thema, an sieben Tagen in der Woche. Caritasdirektorin Brunhild Demmer berichtet, dass nicht allein die Bezahlung in der Pflege junge Menschen abschreckt: „Es ist schwierig, Dienstpläne und private Notwendigkeiten zusammenzubringen.“

Das erfordere von beiden Seiten, Arbeitgeber und Pflegekraft, Flexibilität. Laurisa Michels kann die in der Woche nicht leisten, da ist für die alleinerziehende Mutter nur der Frühdienst möglich. Am Wochenende aber kommt sie ihren Kolleginnen und Kollegen entgegen.

Das Projekt schafft den Teilnehmenden Gelegenheit, sich zu beweisen

Zielgruppe für „Chance(n)LOS“ sind Menschen, die bereits länger als ein Jahr ohne Arbeit sind. Schwerpunkt der aktuell 16 betreuten Teilnehmer ist der Pflegebereich: Altenpflege, Pflegeassistenz, Sozialassistenz, oder der hauswirtschaftliche Bereich. Die Caritas arbeitet hier eng mit dem Jobcenter zusammen. Es ist eine Chance für die Betroffenen, sich zu beweisen und zu orientieren. Und das mit der begleitenden Unterstützung des Jobcenters bis zu 24 Monate lang bei 15 bis 30 Stunden in der Woche.

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