Kreis Kleve. Die Caritasverbände und die Awo verzeichnen bei ihrer Migrationsberatung im Kreis Kleve hohe Fallzahlen. Das sind die Gründe und die Folgen.

Die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer – kurz: MBE – ist gefragt wie noch nie. „Bereits im August haben wir nahezu die Zahlen aus dem Vorjahr erreicht“, sagt Arne Jansen, Fachdienstleiter Integration & Migration bei der Caritas Kleve. Dass im geplanten Bundeshaushalt für das Jahr 2024 die Mittel für die Migrationsberatung um fast 30 Prozent, von 81 auf 57 Millionen Euro gekürzt werden sollen, ist für ihn ebenso unverständlich wie für Caritas-Vorstand Rainer Borsch, der als Sprecher der AG Wohlfahrt im Kreis Kleve seinen Unmut darüber bereits öffentlich kundtat.

Doch was macht eine Migrationsberatung eigentlich? Und wer nimmt das kostenlose Angebot in Anspruch, das im Kreis Kleve von der Awo sowie von den beiden Caritasverbänden angeboten wird? „Wir sind für Menschen ab einem Alter von 27 Jahren mit einem gesicherten Aufenthalt da und möchten mit unserer Beratung und Unterstützung zur sprachlichen, beruflichen und sozialen Integration beitragen“, sagt Timo van Doornick, Migrationsberater bei der Caritas Kleve.

Zwei Beispiele aus der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer

Für Menschen wie Familie S. Sie stammt aus Italien und lebt im Kreis Kleve. Der Vater arbeitet in den Niederlanden, die Mutter hat eine Teilzeitstelle als Floristin in Deutschland. Nun hat die Familie ihr erstes Kind bekommen und möchte gerne wissen, wie und wo sie Kindergeld beantragen kann.

Oder für Herrn P. Er ist im Rahmen des Bundesaufnahmeprogramms aus Afghanistan mit seiner Frau und drei Kindern nach Deutschland gekommen. Er ist Ingenieur und hat vor Ort für die deutschen Streitkräfte gearbeitet. Da er bereits in Afghanistan gute deutsche Sprachkenntnisse erworben hatte und hoch qualifiziert ist, hat er schnell eine Arbeit gefunden und sucht nun nach einer Wohnung für sich und seine Familie. Außerdem möchte er wissen, wo seine Frau einen Integrationskurs besuchen kann. Herr P. plant, in Deutschland dauerhaft ein Zuhause für seine Familie zu schaffen und fragt nach den Bedingungen für einen unbefristeten Aufenthalt.

Caritas Kleve stockte Beratung personell auf

„Nur zwei Beispiele von vielen“, sagt Stefanie Reinders. Die Sozial- und Flüchtlingsberaterin der Caritas Kleve unterstützt seit dem 1. April 2023 die MBE mit zusätzlich 30 Prozent. Grund für die personelle Aufstockung sind die gestiegenen Fallzahlen. So verzeichnete der Caritasverband Kleve im Jahr 2022 insgesamt 296 Fälle pro Vollzeitstelle. Hinzu kommen 475 Einzelpersonen aus dem Umfeld. Im August 2023 waren es bereits 263 Fälle pro Vollzeitstelle und 415 Einzelpersonen.

„Perspektivisch erwarten wir einen Zuwachs von 40 Prozent im Jahr 2023 gegenüber 2022. Damit erreichen wir mit der MBE mehr als 1000 Personen“, sagt Timo van Doornick und nennt mögliche Ursachen: „Durch die globalen und regionalen Krisen verlassen immer mehr Menschen ihre Heimat und suchen in Deutschland Schutz. Die MBE bietet ihnen Unterstützung, in Deutschland dauerhaft zu bleiben und hier das Leben selbstständig und selbstbestimmt zu leben.“

Für den Caritasverband Kleve ist die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer aber auch noch aus anderen Gründen wichtig. So sagt Stefanie Reinders: „Durch die gezielte Anwerbung von Arbeitskräften weltweit stehen sowohl die Menschen selbst als auch die Gesellschaft vor großen Integrationsaufgaben. Hier unterstützt die MBE, in dem sie die Ratsuchenden darin begleitet, gesellschaftliche Teilhabe und Teilnahme wahrzunehmen.“

>> Migrationsberatung bei der Caritas Kleve seit 2015

Die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) wird bundesweit seit 2005 gefördert. Mit der Einführung des neuen Zuwanderungsgesetzes im Jahr 2005 bietet auch der Caritasverband Geldern-Kevelaer diese kostenlose und unabhängige Beratung an. Der Caritasverband Kleve stieg zehn Jahre später mit ein. Die Awo ist seit 2018 im Boot. Dazu kommen die Jugendmigrationsdienste, die der Internationale Bund (IB) seit vielen Jahren in Kleve und Geldern anbietet.