Rees. Zur Präsentation des ersten Zwischenergebnisses des Klimaschutzkonzepts hatte die Stadt Rees eingeladen. Was die Bürger selbst in der Hand haben.

„Ich hätte gehofft, dass noch ein paar mehr gekommen wären“, gab Andreas Mai, als allgemeiner Vertreter des noch zu wählenden neuen Bürgermeisters – und daher momentan Hausherr im Reeser Rathaus – bei der Begrüßung der Gäste zur Vorstellung des Klimaschutzkonzeptes im Bürgerhaus zu. Im karnevalistisch dekorierten Saal wirkten die gut 30 Besucher der Veranstaltung etwas verloren.

Allerdings, so gab Mai direkt zu bedenken, gibt es ja auch noch viel Zeit für eine Beteiligung der Bürger am Klimaschutzkonzept der Stadt. „Das ist ja noch kein abgeschlossenes Projekt“, sagte er. Ganz im Gegenteil: „Wir müssen jeden einzelnen Bürger mitnehmen. Jeder muss mitmachen.“ Denn Klimaschutz könne nur funktionieren, wenn auch alle mitziehen.

Zahlenwerk für Rees – mit guten und schlechten Werten

Projektingenieurin Lara Kiesau vom Ingenieurbüro Gertec aus Essen stellte den Besuchern erstmal das Zahlenwerk vor, dass die Grundlage für das Reeser Klimaschutzkonzept stellt. Und dabei gab es einige positive Zahlen zu sehen. So hat Rees allgemein den Energieverbrauch seit 1990 um neun Prozent reduziert, betrachtet man nur die privaten Haushalte, sind es sogar 14 Prozent – trotz eines Bevölkerungszuwachs von 13 Prozent. Zudem produziert die Stadt schon heute auf ihrer Fläche schon 29 Prozent mehr Strom, als sie selbst verbraucht.

Negativ fällt allerdings das Thema Heizen auf. Hier beziehen die Reeser nur 10,2 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Energien (Bundesdurchschnitt: 15,1 Prozent). „Erdgas ist dabei der wichtigste Energielieferant“, erklärte Lara Kiesau. Zudem verbraucht man in Rees relativ viel Energie für den Individualverkehr und für den Konsum.

Bürger können selbst für viele Veränderungen sorgen

Die gute Nachricht dabei: Die Bürger haben viele Stellschrauben selbst in der Hand. „Jeder kann selbst mit bewussten Entscheidungen dazu beitragen, da etwas zu reduzieren“, erklärte Lara Kiesau. So ließen sich etwa allein mit etwas weniger Konsum pro Kopf in der Stadt gut 30,9 Kilotonnen CO2-Equivalent pro Jahr einsparen.

Die Einsparpotenziale sind dabei vergleichsweise groß. So könnte, wenn man alles macht, was man in Rees machen könnte, gut 90 Prozent der Emissionen bis 2050 einsparen, 80 Prozent bis 2045. Allerdings müssen dafür alle mitziehen. So gibt es in Rees etwa große Potenziale im Bereich von Raum- und Prozesswärme, die sich etwa durch Sanierungen oder Austausch von Heizungen abschöpfen ließen. Ebenso große Potenziale für Photovoltaik auf Dächern. Dafür müsste man die jeweiligen Hausbesitzer mit an Bord haben. „Man muss die Akteure gezielt ansprechen und schauen, was benötigt wird, um die Potenziale auszuschöpfen“, erklärte Lara Kiesau.

Im Sommer könnten die ersten Klimaschutzmaßnahmen starten

Im Bürgerhaus konnten die versammelten Bürger selbst ihre Ideen zu den Themen Energie, Verkehr, Bildung und Stadtplanung in Arbeitsgruppen erörtern und sammeln. Diese sollen mit in das Klimaschutzkonzept der Stadt Rees einfließen.

Bis Ende März wird Klimaschutzmanager Dominik Lenkeit dann die Entwurfsfassung für das Klimaschutzkonzept vorlegen. „Ab Sommer 2023 könnten dann die ersten Maßnahmen umgesetzt werden“, erklärt er. Nach dem Beschluss aus der Politik zum Konzept soll die Stadt Rees sich das Ziel setzen, bis 2038 55 Prozent der Treibhausgase und bis 2045 45 Prozent des Energieverbrauchs im Vergleich zum Jahr 2020 einzusparen.

>>>Online-Beteiligung bis Ende Februar möglich

Bis Ende Februar haben Reeser Bürger auch noch Online die Möglichkeit, sich Klimaschutzkonzept zu beteiligen: Über das Portal beteiligungen.nrw.de können Vorschläge für Maßnahmen zum Klimaschutz eingereicht werden.

Bisher haben Bürger über das Portal 54 Vorschläge für mögliche Maßnahmen zum Klimaschutz in der Stadt eingereicht, wie Dominik Lenkeit bekanntgab.

Die Besucher des Portals haben die Möglichkeit, einzelne Maßnahmen mit einem Smiley positiv oder negativ zu bewerten. Zu den bisherigen Vorschlägen gab es rund 200 Reaktionen. Besonders positiv bewertet wurden bisher die Idee, die Parkfläche am Westring mit einer Überdachung samt Photovoltaik nach Vorbild des Flughafens Weeze zu installieren – außerdem Fördermittel für die Begrünung von Fassaden und Dächern im Stadtgebiet.