Rees. Im Sozialausschuss stellte Sozialamtsleiter Michael Becker seine Berichte zu Sozialleistungen und Teilhabe vor. Es gibt positive Entwicklungen.

Im Saal des Reeser Bürgerhauses nahm Sozialamtsleiter Michael Becker das Fazit seines Berichts eigentlich schon vorweg: „Der Bericht an sich ist wieder positiv“, erklärte er. In Zeiten von Corona und wirtschaftlichen Krisenzeiten wegen des Krieges in der Ukraine war das nicht unbedingt vorherzusehen.

Die erste positive Nachricht verkündete Becker direkt darauf: „Die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften ist gesunken“, erklärte er. Aktuell gibt es 539 Bedarfsgemeinschaften in Rees. In 2020 waren es noch über 600 gewesen. „Wir hatten auch schon über 700. Das ist ein gewaltiger Rückgang“, erklärte Becker. Von den neuen Bedarfsgemeinschaften sind gut ein Drittel Wiederaufnahmen. „Leider verlieren viele innerhalb eines Jahres ihre Arbeitsstelle wieder“, erklärte Michael Becker.

Kosten für Sozialleistungen sind angestiegen

In 2021 waren durchschnittlich 567 Bedarfsgemeinschaften auf Leistungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende angewiesen. Im Jahr 2020 waren es noch 599 gewesen. Demnach gab es hier einen Rückgang um durchschnittlich 5,34 Prozent.

Allerdings sind die Kosten gestiegen. Da die Bundeszuschüsse gegenüber dem Jahr 2020 um 1,1 Prozentpunkte gesenkt wurden, erhöhte sich der Beteiligungsanteil der Stadt Rees an den Aufwendungen um 58.155 Euro im Vergleich zu 2020 auf 250.913 Euro für das Jahr 2021. „Wir hatten also weniger Bedarf, aber mehr Ausgaben“, erklärte Michael Becker. Dabei wies der Sozialamtsleiter darauf hin, dass es bei den Kosten vom Jahr 2019 auf das Jahr 2020 einen gewaltigen Rutsch gegeben hatte. Hier waren die Kosten um fast 350.000 Euro zurückgegangen.

Sozialamtsleiter Michael Becker hatte einige positive Zahlen in seinem jährlichen Bericht über Sozialleistungen und Teilhabe in Rees mit in den Sozialausschuss gebracht.
Sozialamtsleiter Michael Becker hatte einige positive Zahlen in seinem jährlichen Bericht über Sozialleistungen und Teilhabe in Rees mit in den Sozialausschuss gebracht. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Angestiegen sind im Bereich des Bildungs- und Teilhabepaketes, zumindest bei den Leistungen im Bereich Wohngeld/Kindergeldzuschlag, wo die Ausgaben um rund 14.000 Euro auf 54.549 Euro stiegen. Für Michael Becker eine gute Entwicklung: „Hier ist die Beratung zu den Leistungen durch die Stadt erfolgreich“, sagte er. Denn die Gesamtausgaben im Bereich seien, obwohl es wesentlich weniger Bedarfsgemeinschaften gibt, kaum gesunken. „Wir haben also weniger Bedürftige, aber es werden mehr Leistungen in Anspruch genommen“, erklärte Becker.

Große Erfolge bei der Vermittlung in den Arbeitsmarkt

Die Arbeitsvermittlung in Rees betreut aktuell 829 Personen – und damit ebenfalls weniger, als noch im Vorjahr. 262 Menschen konnten 2021 in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden, weitere 45 im Januar und Februar des laufenden Jahres. „Die Zahlen sind für das kleine Rees sehr positiv“, erklärte Michael Becker.

Die meisten der Arbeitssuchenden in Rees, nämlich 303, sind zwischen 35 und 55 Jahre alt. Es folgt die Gruppe der 25- bis 35-Jährigen mit 208 Personen. Dann die über 55 Jährigen mit 190 Personen und die unter 25-Jährigen mit 128 Personen. Von den Arbeitssuchenden sind 35 Personen mit einer Schwerbehinderung, 113 sind Alleinerziehende und 2818 sind älter als 50 Jahre.

Vermehrte Inanspruchnahme der Grundsicherung im Alter

Seit Jahren steigen bereits die Fälle an, in denen Menschen die Grundsicherung im Alter in Anspruch nehmen. Ein bundesweiter Trend. In Rees waren es im Jahr 2021 insgesamt 244 Leistungsfälle. Hier bleibe, so Becker, abzuwarten, ob die Inanspruchnahme der Grundsicherung durch die zum 1. Januar 2021 eingeführte Grundrente sinken wird. „Aufgrund der komplexen Grundrentenberechnung konnte mit der Umsetzung der neuen Grundrente erst ab Mitte des letzten Jahres durch den Rententräger begonnen werden. Die sozialleistungsrechtlichen Auswirkungen können somit erst Mitte des laufenden Jahres festgestellt werden“, hieß es in seinem Bericht.

Verändern dürfte sich auch in den kommenden Jahren einiges im Bereich der Sozialleistungen, wie Michael Becker zu Bedenken gab. Denn die Ampelkoalition möchte mit Bürgergeld und Kindergrundsicherung ab 2023 einiges an den Sozialleistungen verändern. „Da soll ein sehr großer Umbruch vorgenommen werden und das wird eine große Aufgabe für alle“, erklärte Michael Becker. Und das ist komplex. „Wir sind da sehr gespannt.“