Kreis Kleve. Im November wird ein neuer Landrat im Kreis Kleve gewählt. Wer als Favorit ins Rennen geht und welcher Öko-Apostel eine Kandidatin unterstützt.
Die ersten politischen Scharmützel hat es im Wahlkampf bereits gegeben. Das zeigt: Die Wahl zum neuen Landrat des Kreis Kleve hat für die Bewerber selbst – logischerweise – aber auch für die dazugehörigen Parteien eine große Bedeutung. Dies steht wiederum im krassen Gegensatz zum Interesse bei den Wählern selbst. Denn kaum eine Wahl lockt weniger Bürger an die Wahlurne.
Wahlbeteiligung dürfte sehr niedrig ausfallen
Rees ist hier ein gutes Beispiel. Denn bei der Stichwahl zwischen Silke Gorißen und Peter Driessen im September 2020 lag die Wahlbeteiligung in Rees bei gerade einmal 29,6 Prozent. Vermutlich dürften diesen November mehr Reeser den Weg ins Wahllokal finden – oder Briefwahl beantragen. Schließlich ist Bürgermeister Christoph Gerwers einer der Kandidaten, die ihren Hut in den Ring geworfen haben, um die Nachfolge von Silke Gorißen anzutreten, die bekanntlich als Ministerin für Landwirtschaft und Verbraucherschutz von Hendrik Wüst in sein Kabinett berufen wurde und deshalb überhaupt die Wahl stattfinden muss.
Christoph Gerwers (CDU) ist in der Favoritenrolle
Ohne Frage geht Gerwers als CDU-Bewerber als Favorit ins Rennen. Spannend ist abzuwarten, wie der gebürtige Bislicher auf der linken Rheinseite punkten kann. In diesem Zusammenhang wird auch das Wahlergebnis in seiner Heimatstadt Rees Anlass zu Spekulationen bieten, die je nach politischer Couleur völlig unterschiedlich ausgelegt werden.
SPD-Kandidat Stefan Welberts wird von Grünen unterstützt
Wie auch immer: Die Wahrscheinlichkeit einer Stichwahl – sie wird nötig, wenn kein Bewerber im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erhält – ist nicht sonderlich gering. Der von SPD und Grünen unterstützte Stefan Welberts ist mit zumindest einem Mini-Amtsbonus ausgestattet, da er aktuell als stellvertretender Landrat Termine wahrnimmt. Für Sozialdemokrat Welberts ist vor allem wichtig, dass die potenziellen Wähler seine Partei mobilisiert werden. Ein durchaus nicht einfaches Unterfangen.
Andererseits stellt sich immer die Frage, ob ein gemeinsamer Kandidat zweier Parteien wirklich ein Vorteil ist. Die FDP wiederum ist anders als in 2020 dieses Mal wieder mit einem eigenen Kandidaten dabei: Ralf Klapdor. Vermutlich wird aber ein so genannter Selbstbewerber für deutlich mehr Furore sorgen als der liberale Hochschullehrer.
Guido Winkmann kann sich gute Chancen ausrechnen
Denn Guido Winkmann hat sich entschieden, einen zweiten Anlauf auf das Landratsamt zu wagen. Der Polizeibeamte ist wegen seiner Tätigkeit als Bundesliga-Schiedsrichter der kreisweit bekannteste Bewerber. Ein enormer Vorteil bei einer Personenwahl. Schon vor zwei Jahren fehlten nur etwa 1200 Stimmen, um in die Stichwahl einzuziehen. Auch dieses Mal könnte es ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben, wobei die Chancen von Winkmann sicherlich nicht gesunken sind. Eines ist sicher: Sollte Winkmann in die Stichwahl kommen, ist das eine herbe Klatsche für die etablierten Parteien.
Jale Solan ist die einzige weibliche Kandidatin
Ebenso wie Klapdor dürfte auch AfD-Mann Heinz Ferdinand Straeten schon im ersten Wahlgang die Segel streichen. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen: Dieses Schicksal wird auch die einzige weibliche Kandidatin ereilen. Jale Solan hat sich ebenfalls als Selbstbewerberin aufstellen lassen.
Jürgen Tenter als Vertrauensperson
Doch wer ist Jale Solan, die in der offiziellen Pressemitteilung des Kreises Kleve mit „Kennwort Prosero“ aufgeführt wird? Die in Wesel lebende Einzelhandelskauffrau – auch diese Informationen gibt es es vom Kreis Kleve – stammt aus dem Umfeld eines nicht ganz Unbekannten aus Rees. Denn das Wahlkampfbüro von Jale Solan befindet sich an der Bergswicker Straße 1 b – der Adresse von Jürgen Tenter. Der selbsternannte Öko-Apostel befindet sich seit Jahrzehnten in einem Don-Quijotehaften-Kampf gegen den so genannten Grünen Punkt.
Tenter, der in offiziellen Schreiben als Vertrauensperson von Jale Solan, die sich selbst Delilah nennt, auftritt, war selbst ebenfalls mehrmals politisch in Erscheinung getreten und versuchte in der Vergangenheit vergeblich Bürgermeister von Isselburg und Rees zu werden.
>>> Die Wahltermine
Wahlberechtigt zur Landratswahl am Sonntag, 27. November, sind alle deutschen Staatsangehörigen und die Staatsangehörigen eines Mitgliedsstaates der Europäischen Gemeinschaft, die am Wahltag das 16. Lebensjahr vollendet haben und mindestens ab dem 11. November 2022 mit Hauptwohnung im Kreis Kleve wohnen.
Bei der Landratswahl können die Wähler eine Stimme abgeben. Gewählt ist die Kandidatin oder der Kandidat, der mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erhalten hat. Erhält kein Kandidat bzw. keine Kandidatin mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen, findet am Sonntag, 11. Dezember 2022, eine Stichwahl statt.