Kreis Kleve. Immer mehr Menschen sammeln im Wald Brennholz, um Energiekosten zu sparen. Auch im Kreis Kleve. Wieso das illegal ist und welche Strafen drohen.
Es droht, ein kalter Winter zu werden. Mit der Wahrscheinlichkeit einer Gaskrise wächst auch die Angst vor dem Frieren. Viele setzen daher auf den heimischen Kamin. Damit dieser seinen Zweck erfüllen kann, braucht es etwas, das ebenfalls von Rohstoff zum Luxusgut aufstieg: Holz. „Das Brennholz ist unglaublich knapp bis ausverkauft. Falls man etwas bekommt, ist es dreimal so teuer wie früher“, erklärt Julian Mauerhof, Forstamtsleiter Wald und Holz NRW.
Das Holz gehört den jeweiligen Waldbesitzern
Immer mehr Deutsche begeben sich daher in den Wald und sammeln das Kaminfutter auf eigene Faust. Was für viele den Anschein einer harmlosen Selbstversorgung macht, ist illegal. Schließlich gehört das Holz den jeweiligen Besitzern des Waldes, ob Privatperson, Stadt oder Staat. „Das ist wie, wenn jemand in Ihren Garten geht und da die Äpfel klaut. Wirkt wie ein Bagatelldelikt, ist aber dennoch Diebstahl“, sagt Mauerhof.
Geld- oder sogar Freiheitsstrafe droht
Das unbefugte Entwenden des Rohstoffes bringt daher eine saftige Geld- oder sogar Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren mit sich. Die Straftat habe es schon immer gegeben, gerade jetzt koche die Situation aber hoch. Besonders in den Ballungsräumen Richtung Duisburg sei die Entwicklung fatal. „In den regionalen Wäldern kam es noch nicht zur starken Auffälligkeiten. Es kann sich definitiv aber auch hier zuspitzen“, warnt Mauerhof.
Klever Reichswald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet am Niederrhein
Der Klever Reichswald ist das größte zusammenhängende Waldgebiet am Niederrhein und damit schwer zu bewachen. Falls gestohlen wird, bleibt es meist unbeobachtet. „Es werden außerdem keine ganzen Stämme geklaut, sondern immer nur kleine Mengen. Das fällt so schnell nicht auf“, sagt Mauerhof.
Bisher ist Hochelten verschont geblieben
Auch der Wald in Hochelten sei bisher weitgehend von Holzdieben verschont worden. Je näher der Winter rückt, desto größer laufe dieser aber Gefahr zum Tatort zu werden. „Immer mehr Menschen suchen darin eine Sicherheit. Die Energiekrise verängstigt sie und regt zum Handeln an“, fällt auch Florian Klemmer, Bezirksförster von Emmerich, auf.
Bei ihm klingelt das Telefon aktuell besonders oft. Unzählige Bürger rufen an, um zu fragen, ob sie sich im Inventar des Emmericher Waldes bedienen könnten. Wenn der Förster dies verneint, fallen gleich Anfragen, regulär geschnittenes Holz zu kaufen. Darauf folgt ebenfalls eine Antwort, die am anderen Ende des Hörers für Enttäuschung sorgt. Aufgebrauchte Bestände und Preise, die durch die Decke gehen. „Ich denke, dass dann hauptsächlich aus der Gelegenheit raus gestohlen wird“, ergänzt Klemmer. Schließlich seien die Wälder meist einsam, was zur illegalen Entwendung einlade.
Keine direkten Beschwerden von Waldbesitzern
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Diese Umstände führen dazu, dass zwischen den Kiefern, Eichen und Buchen in Emmerich bisher kein akuter Diebstahl aufgefallen ist: „Ich bin sicher, dass es auch hier aktuell erhöht passiert, direkte Beschwerden seitens der Waldbesitzer gab es aber noch nicht.“ Dazu müssten sich die geklauten Mengen erst häufen, was im Winter zu erwarten sei.
Doch was darf bei einem Spaziergang durch den Wald eigentlich mitgenommen werden? Am Boden liegende Äste, Rinden oder so genanntes Leseholz darf in geringen Mengen zum Eigengebrauch gesammelt werden. Jedenfalls in Staatsforsten wie dem Klever Reichswald. Ein Eigenheim lässt sich damit jedoch nicht heizen, weshalb die Lösung der Gaskrise mit Sicherheit nicht im Wald gefunden werden kann.